
How the Rose did first grow red - David Munderloh, Julian Behr, Silvia Tecardi
Altenglische Kostbarkeiten
Label/Verlag: Passacaille
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Eine betörende Sammlung von altenglischen Preziosen, kongenial dargestellt.
Diese Aufnahme nimmt vom ersten Augenblick an für sich ein durch die Stimme des Sängers. David Munderloh singt die Kostbarkeiten aus der Tudorzeit im 17. Jahrhundert unangestrengt, völlig natürlich und ohne jegliche Aufregung. Seine Stimme ist in der Tiefe dunkel, in der Mittellage samtig, in den Höhen mal funkelnd, mal sanft, wie es eben Text und Musik verlangen. Er vermag die emotionalen Zustände in den Liedern deutlich, aber mit Contenance darzustellen. So macht er die Entdeckung dieser Lieder zu einem Ereignis. Lediglich vier von ihnen wurden vorher auf CD veröffentlicht, die anderen 18 erleben hier ihre Erstaufnahme.
Henry Lawes (1595–1762) war der ältere Bruder des bekannteren William Lawes, der vor allem durch Consort-Musik hervorgetreten ist. Henry schuf insgesamt 434 Lieder. Das ist eine Ressource für noch viele CDs. Auf der vorliegenden CD sind die Lieder nach einer durchgängigen Dramaturgie geordnet: Es ist die ‚fesselnde Geschichte eines jungen Liebenden‘ (Begleitheft). Die Liebe scheitert, eine traurige Situation, die mit viel Empathie dargestellt wird. Jedoch das letzte Lied relativiert die Betroffenheit – durch viele weibliche Ozeane ist der Protagonist gesegelt, um am Ende festzustellen: Wir sollten ‚die überschwänglichen Liebeserklärungen, die tiefe Melancholie oder sogar die Verzweiflung nicht allzu ernst nehmen, sondern jede Gefühlsfacette genießen‘ (Begleitheft).
Die Lieder werden zumeist nur mit der Laute begleitet; sie wird gespielt von Julian Behr. Bei einigen wenigen Liedern unterstützt die Gambe von Silvia Tecardi den Bass. Garniert wird dieser Liederschatz mit Sätzen für Laute solo und einem Solostück für Gambe von John Wilson (1595–1674), einem Kommilitonen von Henry Lawes in Oxford, sowie einigen wenigen Stücken für Laute und Gambe des jüngeren Bruders William Lawes. Diese Musik wird ebenfalls mit Einfühlsamkeit und Klangschönheit dargeboten.
Das Booklet bietet eine Zusammenfassung der historischen Entwicklungen, unter denen der Komponist arbeitete, und eine Würdigung der Komponisten und der Wirkungsgeschichte Henry Lawes‘. Außerdem bringt es die Texte der Lieder. Einen Punkt Anzug gibt es allerdings dafür, dass die Texte nicht übersetzt wurden, obwohl sie in ihrer englischen Hochsprache oft schwer verständlich sind. Die Mühe, sie sich übersetzend anzueignen, lohnt sich jedoch.
So ist eine in jeder Hinsicht geglückte Neuerscheinung anzuzeigen, die einen Liederschatz der Vergessenheit entreißt, der in jeder Note hörenswert ist.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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How the Rose did first grow red: David Munderloh, Julian Behr, Silvia Tecardi |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Passacaille 1 06.07.2018 |
Medium:
EAN: |
CD
5425004180414 |
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Lawes, Henry |
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Passacaille Das belgische Label PASSACAILLE wurde 1995 gegründet und sollte von Anfang an eine Plattform für hochrangige belgische Künstler der historischen Aufführungspraxis sein. Das Barockorchester il Fondamento mit seinem Leiter Paul Dombrecht und der Hammerklavierspezialist Jan Vermeulen gehörten zu den ersten, die für das Label aufnahmen. Später erweiterte sich der Künstlerkreis um weitere prominente Namen wie Wieland Kuijken oder das Ensemble Octophorus. Bald erhielten die Aufnahme internationale Preise, was als zusätzlicher Anreiz gesehen wurde, sich im künstlerischen Bereich auch internationalen Künstlern und Ensembles zu öffnen. Ab 2000 begann die Zusammenarbeit mit Künstlern aus verschiedenen europäischen und transatlantischen Ländern. 2006 übernahm der belgische Traversflötist und Musikwissenschaftler Jan de Winne das Label und erweiterte den Künstlerkreis des Labels erneut um international renommierte Künstler wie zum Beispiel Graham O'Reillys Ensemble Européen William Byrd und Lorenzo Ghielmis Ensemble La Divina armonia, das hier erst kürzlich eine fulminante Aufnahme von Händels Orgelkonzerte Op.4 vorgelegt hat. Als weitere Neuzugänge seien noch der brasilianische Cembalist Nicolau de Figueiredo, der Cellist Sergei Istomin und der Fortepianist Alexei Lubimov zu nennen. Im Rahmen der Neuorganisation des Labels möchte Jan de Winne den bewährten ursprünglichen Schwerpunkt Alter Musik in historischer Aufführungspraxis beibehalten, aber auch nach und nach Musik späterer Epochen in das Programm integrieren. Mehr Info... |
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