
Haydn, Michael: Sinfonien 13 und 20; Notturno 1 - Deutsche Kammerakademie Neuss, Lavard Skou Larsen
Kleiner Bruder ganz groß
Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Beinahe 25 Jahre hat es gedauert, bis alle 44 Sinfonien von Michael Haydn eingespielt waren. Das verlangt einen langen Atem und viel Begeisterung. Das Ergebnis: Es hat sich gelohnt.
Michael Haydn (1737–1806) hat eine ähnliche Karriere wie sein Bruder Joseph hingelegt – vom Chorknaben in Wien bis zur langjährigen Festanstellung an einem fürstlichen Hof in der Habsburger Provinz. Warum ist er aber bis heute nicht in die erste Liga der Komponisten gerückt? Zu Lebzeiten war er jedenfalls in seinem Umfeld in Salzburg hoch angesehen. Neben den regelmäßigen Aufträgen für seine Arbeitgeber an Dom und erzbischöflichem Hof, für die er Opern, Kirchen- und Kammermusik sowie ungezählte Musiken zur Unterhaltung zu liefern hatte, schrieb Haydn, quasi nebenher, ein bis zwei Sinfonien pro Jahr. Sie enthalten einfallsreiche Melodien, klangliche Abwechslung durch Einbeziehung der Bläser, die nicht nur zur reinen Unterstützung der Harmonien gebraucht wurden, sondern immer wieder auch solistisch eingesetzt wurden. Da die Salzburger Hofkapelle hervorragende Musiker hatte (man denke nur an Vater und Sohn Mozart), konnte Haydn alles umsetzen, was ihm kompositorisch in den Sinn kam. Fast alle seine Arbeiten blieben jedoch ungedruckt, die meisten Manuskripte wurden in den Klöstern aufbewahrt und nur dort weitergegeben. So wird bis heute vor allem das geistliche Werk gepflegt, weshalb sein Ruhm sich vor allem auf das kirchenmusikalische Œuvre gründet.
Umso verdienstvoller ist es, dass cpo sich um die Sinfonien Haydns gekümmert hat, was großes Beharrungsvermögen und viel Enthusiasmus erforderte. Vielleicht hat aber auch gereizt, dass nach der berühmten Gesamtaufnahme der Sinfonien des älteren Bruders, die vor Jahrzehnten mit der Philharmonia Hungarica entstand, nun auch mal der Jüngere ‚an der Reihe‘ war. Die Mühe hat sich gelohnt. Die meisten Aufnahmen entstanden mit der Kammerakademie Neuss unter ihren jeweiligen Dirigenten. Die letzten, nun erschienenen Sinfonien (Nr. 13 und Nr. 20) wurden von Lavard Skou-Larsen verantwortet.
Sehr unterhaltsame Werke
Es sind wieder einmal sehr unterhaltsame Werke mit eingängigen Melodien, abwechslungsreicher Farbgebung durch Verwendung von unterschiedlichen Bläsern und witzigen Einfällen, z. B. wenn der Satzschluss anders als erwartet ausfällt oder melodische Wendungen überraschen. Die Kammerakademie Neuss hat Erfahrung mit den Werken aus der Epoche. Die Musik klingt spritzig, temperamentvoll, wobei die Tempi nie hastig werden. Es wird blitzsauber gespielt, keine einzige Note verrutscht. Gleich beim ersten Ton wird man hineingezogen in die Aufnahme und hört gespannt zu, wie sich die Instrumente abwechseln, wie Bläser den Klang runden, wie die Pauke Akzente setzt und wie virtuos die Geigen zu spielen haben. Bei solchen Aufnahmen kann es nicht mehr lange dauern, bis auch die Sinfonien von Michael Haydn ihren Weg in die Konzertsäle finden.
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Haydn, Michael: Sinfonien 13 und 20; Notturno 1: Deutsche Kammerakademie Neuss, Lavard Skou Larsen |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
cpo 1 18.07.2018 |
Medium:
EAN: |
CD
761203504220 |
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Haydn, Johann Michael |
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cpo Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
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