
Braunfels, Walter: Quintett op.63a; Sinfonia concertante op.68 - Münchner Rundfunksinfonieorchester, Ulf Schirmer
Umgetitelt
Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Zwei Werke aus Walter Braunfels' später Schaffensphase in vorbildlichen Interpretationen.
Ob den Verantwortlichen dieser CD-Produktion der ‚rote Faden‘ hinter den beiden eingespielten Werken wohl bewusst war? Der umfangreiche Booklettext erweckt nicht diesen Eindruck. Dabei sind beide Kompositionen Walter Braunfels‘ auf das Engste mit dessen ehemaligem Schüler Frithjof Haas verbunden, langjährigem Kapellmeister der Badischen Staatskapelle Karlsruhe (ihn als ‚Urgestein‘ zu bezeichnen, tut ihm ob seines feinen Geistes im Grunde Unrecht). Haas war ein enger Freund und Vertrauter des Komponisten und hob schon bald nach der Uraufführung die 'Musik für Solovioline, Soloviola, zwei Hörner und Streichorchester' op. 68 1949 auch in Karlsruhe aus der Taufe. Ja, die Komposition hieß nicht 'Sinfonia concertante', bis lange nach dem Tod des Komponisten anlässlich der Erstveröffentlichung die Entscheidung getroffen wurde, den neutralen und sperrigen Werktitel durch einen gemeinhin weiter verbreiteten zu ersetzen. Dabei hat das Werk viel von dem, was auch ein modernes Concerto grosso aufbieten könnte. Es ist wahr, die Komposition ist viersätzig, doch sind die beiden Solostreicher eindeutig als Concertino hervorgehoben. Braunfels‘ späte Tonsprache ist harmonisch herb und von einer herbstleuchtenden Innigkeit und emotionalen Tiefe, die nicht kalt lassen kann. Das Scherzo scheint sich kurzzeitig über Mahler lustig zu machen, doch bleibt Braunfels zumeist ganz er selbst. Das Münchner Rundfunkorchester unter Ulf Schirmer kosten den konzertant-symphonischen Gestus der Komposition mit gewohnt überzeugender Spannweite an Klangtexturen, Stimmungen und Farben auf das Herrlichste aus, Henry Raudales (Violine) und Norbert Merkl (Viola) sind die Primi inter pares.
Entdeckungsfreuden
Das zweite Werk der CD ist das 1947 uraufgeführte Streichquintett op. 63 in Frithjof Haas‘ Einrichtung für Streichorchester (hier als op. 63a gelistet). Das umfangreiche Werk, das in der originalen Quintettfassung einen großen Erfolg für den zuvor lange verfemten Komponisten darstellte, ist durch dichteste komplexe Polyphonie geprägt, die in der Orchesterfassung (mit Solopassagen) gewissermaßen abgemildert werden. Natürlich funktioniert das Werk auch in dieser Form, doch verliert es etwas an unmittelbarer Dichte, gewinnt dafür an orchestraler Substanz, die in der vorliegenden Interpretation durch den wunderbaren, warmen Streicherklang des Münchner Rundfunkorchesters bestens zur Geltung kommt. Die Aufnahmetechnik des Bayerischen Rundfunks weiß, wie man das entdeckerfreudige Orchester unter seinem nicht minder entdeckerfreudigen, mittlerweile ehemaligen künstlerischen Leiter Ulf Schirmer bestmöglich präsentiert, und so haben wir beachtliche Interpretationen von zwei Spätwerken Braunfels‘; es ist zu hoffen, dass den beiden Einspielungen (die bereits 2007 und 2009 entstanden) noch weitere folgen – Braunfels‘ Orchesterschaffen ist noch nicht bis zur Gänze auf Tonträger erkundet.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Braunfels, Walter: Quintett op.63a; Sinfonia concertante op.68: Münchner Rundfunksinfonieorchester, Ulf Schirmer |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
cpo 1 18.07.2018 |
Medium:
EAN: |
CD
761203757923 |
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Braunfels, Walter |
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cpo Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
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