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Montag, 27. März 2023

Piano Concertos - Gina Bachauer, Piano

Les Rarissimes de Gina Bachauer


Label/Verlag: Profil - Edition Günter Hänssler
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Die griechische Pianistin Gina Bachauer hätte eine vertiefte diskografische Erkundung verdient.

Die griechische Pianistin Gina Bachauer (1910 oder 1913–1976) hat einen reichen diskografischen Nachlass hinterlassen, der aber bislang kaum gesichtet ist – viele Schallplattenaufnahmen sind nicht wieder aufgelegt worden, und eine systematische Auswertung von Rundfunkarchiven (weder in ihrer Heimat Griechenland noch in ihrer Wahlheimat Großbritannien noch in den USA, wo sie viel mit Maurice Abravanel zusammengearbeitet hat) ist bislang nicht erfolgt. Zumeist war Bachauer ab 1949 für His Master‘s Voice und Mercury im Studio, und diverse ihrer Einspielungen für HMV wurden 2007 von EMI France unter dem Titel 'Les Rarissimes de Gina Bachauer' veröffentlicht (enthalten sind die Mozart-Klavierkonzerte c-Moll KV 491 und D-Dur KV 537, das Saint-Saëns-Konzert Nr. 2 und Faurés 'Ballade', alle mit einem ‚London Orchestra‘ unter ihrem Ehemann und späteren Manager Alec Sherman, dazu Ravels 'Gaspard de la Nuit' und Debussys 'Pour le Piano').

Faktisch ist diese Doppel-CD mit Aufnahmen aus den Jahren 1951–55 nahezu identisch mit den CDs 2 und 3 der vorliegenden 4-CD-Box – hier aber nicht vom Originalmaster. Gleiches gilt für die Klavierkonzerte Nr. 5 von Beethoven und Nr. 2 von Brahms mit dem London Symphony Orchestra unter Stanislaw Skrowaczewski, beide 1962 für Mercury eingespielt und seither auf CD von den Originalbändern wiederveröffentlicht. Das Klavierkonzert von Grieg, hier enthalten – in dem einzigen eigentlichen Rundfunkmitschnitt – mit dem BBC Symphony Orchestra unter Basil Cameron von der Last Night of the Proms 16. September 1961, erschien vom Originalmaster in einer Beilage zum BBC Music Magazine von 1998. Schließlich Bachs Toccata, Adagio und Fuge C-Dur BWV 564 (eingerichtet von Busoni) sowie Liszts 'Funérailles', 'Ungarische Rhapsodie' Nr. 12 cis-Moll und Busonis 'Folies d‘Espagne et jota aragonesa' (die Profil-Ausgabe folgt einer nicht mehr gültigen Betitelung) mit Orchester (abermals unter Alec Sherman) in HMV-Aufnahmen aus den Jahren 1949 und 1951. Alles dies wurde 2005 in mustergültigen Remasterings auf Appian vorgelegt (zusammen mit Mozarts D-Dur-Konzert). Mehr bietet Profil Hänssler nicht – keine wirklich echte Rarität. Der Booklettext bleibt an der Oberfläche.

Im besten Sinne zeitlos

Bleiben die Interpretationen selbst. Das Grieg-Konzert besitzt große Klarheit in Orchester und Solopart (Bachauer war berühmt für ihren sparsamen Pedalgebrauch), die Konzerte von Beethoven und Brahms sind im besten Sinne zeitlose Interpretationen, die ebenso gut gestern hätten entstanden sein können. Die BBC- bzw. Mercury-Klangqualität ist in den vorliegenden Remasters im Vergleich zu den ‚Originalen‘ nur wenig, jedoch deutlich hörbar unschärfer. Anders steht es mit den Liszt-Transfers – hier sind feinste Probleme der Gleichlaufschwankung hörbar, und der Klang bleibt mulmig und dumpf, vor allem im Forte und Fortissimo. Doch auch hier ist Bachauers Meisterschaft hörbar und gerade beim Busoni-Stück (und Busonis Bach-Bearbeitung) von besonderem Interesse. Auch Mozarts d-Moll-Konzert ist von beeindruckender interpretatorischer Tiefe und Wärme.

Poesie und Charme

Beglückender sind die frühen Ravel- und Debussy-Einspielungen, die dem Mercury-Remake in nichts (außer der Aufnahmetechnik) nachstehen. Die Konzertaufnahmen unter Sherman strotzen vor Energie und im Solopart auch Poesie und Charme, sind aber im Orchesterklang hörbar betagt, was teilweise auch am Aufnahmeklang liegen mag. Da fehlt es denn doch etwas an echtem Dialog zwischen Solo und Orchester, an Differenzierung der Orchesterstimmen, an dynamischer Auffächerung. Vieles des hier Gebotenen gibt es kostenfrei im Internet – wenn auch nicht selten in noch etwas bedenklicherer Qualität. Wer aber wirklich die historischen Aufnahmen in all ihrer Tiefe erkunden möchte, sollte nach den Ausgaben nach den Originalbändern Ausschau halten.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Piano Concertos: Gina Bachauer, Piano

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
Profil - Edition Günter Hänssler
2
15.06.2018
Medium:
EAN:

CD
881488180183


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Bach, Johann Sebastian
Beethoven, Ludwig van
Brahms, Johannes
Debussy, Claude
Fauré, Gabriel
Grieg, Edvard
Liszt, Franz
Mozart, Wolfgang Amadeus
Ravel, Maurice
Saint-Saens, Camille


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Profil - Edition Günter Hänssler

Profil - The fine art of classical music
EDITION GÜNTER HÄNSSLER - EIN LABEL MIT "PROFIL"
Bei der Gründung seiner "EDITION GÜNTER HÄNSSLER" und dem neuen Label "PROFIL" betrat Produzent Günter Hänssler, der ehemalige Chef des erfolgreichen Labels Hänssler Classics, mit einer ganz klaren Philosophie und Zielsetzung den Klassik-Markt:
"Nur ein Label mit einem klaren PROFIL, mit einem eindeutigen Wiedererkennungseffekt hat heute noch eine Chance auf dem heiß umkämpften CD-Markt - um die Liebhaber klassischer Musik heute mit einem Produkt zu überzeugen braucht man Originalität, Innovation und optimierte Vertriebswege."
Der Name PROFIL ist Programm. Günter Hänssler denkt in Serien. Nur groß angelegte Projekte haben heute noch eine Chance, sich nachhaltig auf dem Markt wiederzufinden. So entstanden international hoch gepriesene und mehrfach mit internationalen Preisen ausgezeichnete Editionen wie die EDITION STAATSKAPELLE DRESDEN oder die GÜNTER WAND EDITION.
Die Repertoire-Politik ist charakteristisch. Eine Auswahl erster internationaler Künstler finden sich im Programm von PROFIL ebenso wieder wie erfolgreiche Newcomer der Klassikszene, darunter das mehrfach preisgekrönte Klenke-Quartett, das in der Interpretation von Kammermusik in den letzten Jahren neue Maßstäbe setzen konnte.
Ergänzt wird das Repertoire durch ausgewählte, digital aufwendig restaurierte historische Aufnahmen, Interpretationen von legendärem Ruf in neuer, bisher nicht gekannter digitaler Klangqualität. Auf diese Weise schlägt PROFIL die Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart und versteht sich so auch als Bewahrer musikalischer Traditionen.
PROFIL: Ein Programm - eine Verpflichtung aus Tradition!


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