
Brahms, Johannes - Symphonies Nos. 2&4
Kempes Testament, zweiter Teil
Label/Verlag: Arts music
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Die Aufnahmen der zweiten und vierten Symphonie von Johannes Brahms komplettieren die zwei CDs umfassende Gesamteinspielung der Symphonien des Komponisten mit den Münchner Philharmonikern unter dem Dirigat von Rudolf Kempe. Und obwohl auch diese Aufnahmen, wie jene der ersten und dritten Symphonie, unter dem Damoklesschwert des baldigen Tods des Dirigenten an einem Leberleiden entstanden sind, legen sie letztlich Zeugnis ab von Rudolf Kempes Einstellung gegenüber der zu interpretierenden Musik: der Dirigent hat sich in den Dienst der Musik zu stellen. Er war kein Pultstar, schuf sich seine Autorität allein durch musikalische Präsenz und durch unbedingte Partiturtreue.
Konsequent, wie bereits in den Aufnahmen der ersten und dritten Symphonie von Brahms, verfolgt Kempe auch hier eine Diktion unanfechtbarer Autorität der musikalischen Textur über der Interpretation. Die symphonische Form sieht Kempe mit den Augen eines Kammermusikers. Die vermeintliche Sperrigkeit und Blockhaftigkeit der Vierten hebt der Dirigent durch ein transparentes und doch durch Binnenspannung schier berstendes Klangkonzept auf. So hat man Brahms wirklich selten gehört.
Der oft und oft formulierte Vorwurf, Brahms´ musikalische Faktur wirke nicht nur schwer, sie sei es auch, kann diesbezüglich getrost aus dem Wege geräumt werden. Kempe meidet das Ausformulieren episodischer Details der Partitur und doch entgeht ihm kein Detail, weil er es vermag, die formalen Aspekte der Partituren ausgiebig zu durchleuchten und bislang ‚Unerhörtes’ hörbar zu machen. Die spätromantische Schwülstigkeit, in deren Fahrwasser die Symphonien von Johannes Brahms oft genug mitschwimmen mussten und den Absichten des Komponisten damit überhaupt nicht entsprachen, liegt Kempe völlig fern. Mit nahezu expressiver Idiomatik verbindet Kempes Dirigat die einzelnen Sätze zu einem zyklischen Ganzen, spornt die Musiker in den Finalsätzen zu atemberaubenden Schlusssteigerungen an.
Mehr noch als in den Einspielungen der Ersten und Dritten sind die Münchner Philharmoniker in Dynamik, Phrasierung und Intonation kongeniale Sachverwalter der Brahmsschen Symphonien. Man spürt das große Einvernehmen und die Vertrautheit mit dem Dirigat des Orchesterchefs.
Die Aufnahmen aus den Jahren 1975 und 1976 klingen ein wenig höhenlastig, bieten aber noch ausreichend Tiefen und einen adäquaten Raumklang, der heutiges Hören durchaus zufrieden stellen kann.
Wiederum ist das Booklet hervorragend gearbeitet mit ausgezeichneten Würdigungen der Symphonien, des Dirigenten und des Orchesters.
Hier, wie bereits bei der CD-Schwester gilt: empfehlenswert.
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Brahms, Johannes: Symphonies Nos. 2&4 |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: Spielzeit: Aufnahmejahr: Veröffentlichung: |
Arts music 1 26.01.2005 1:19:31 1976 2002 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
CD
0600554301426 4 3014-2 |
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Brahms, Johannes |
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