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Freitag, 1. Dezember 2023

Purcell, Henry: Cembalosuiten - Ewa Rzetecka Niewiadomska, Cembalo

Orpheus auf dem Cembalo


Label/Verlag: DUX
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Henry Purcell war auch als Meister des Cembalos eine Hausnummer. In eigensinnigen Spezialitäten wie den Hornpipes manifestieren sich musikantische Unternehmungslust und ein beweglicher Geist vielleicht am schönsten.

1696, ein Jahr nach Henry Purcells Tod, veröffentlichte Henry Playford dessen acht Suiten für Cembalo auf Betreiben der Komponistenwitwe Frances. Und die Publikation lohnte, handelt es sich doch um Werke von konsistentem Schnitt, fast durchgängig mit einem knackigen Prelude einsetzend, sind sie meist vier-, seltener dreisätzig, mit Almand und Corant als prägenden Formen, dazu in wechselnden Konstellationen Sarabanden, Minuets oder – das als typisch englisches Element anzusprechen – Hornpipes. Vollkommen absent ist dagegen die Gigue oder Jig.

Die jeweiligen Eingangssätze geraten bei aller Pointierung angemessen frei und gelöst, entfalten diese Qualität auf atemberaubend engem Raum zu dennoch echter, nicht nur behaupteter Charakteristik. Purcell, dessen Musik stets von präziser affektiver Zeichnung und der glückenden Balance zwischen struktureller Ambition und leichtem Strich getragen ist, entfaltet auch in seiner Cembalomusik – wahrlich kein wesentlicher Kern seines Schaffens – ein attraktives, bei aller hörbaren Komplexität zugängliches Gewebe, immer über einem einem kraftvoll gestischen Bass.

Mit Geist und Charme

Die Cembalistin Ewa Rzetecka-Niewiadomska hat jetzt beim polnischen Label DUX eine Aufnahme dieser knappen Stunde entzückender Musik vorgestellt. Sie präsentiert sich als behände und gestisch stark, dazu technisch über jede kleinliche Kritik erhaben. In den Verzierungen agiert sie mit Maß und Geschmack, forciert ihren Anschlag gelegentlich explosiv. Gestalterisch bietet sie jene geistige Frische auf, die Purcell von jedem seiner Interpreten fordert, die seine Musik unbedingt zu ihrem Gelingen braucht – egal, in welcher Gattung. Ewa Rzetecka-Niewiadomska agiert mit Witz und gelegentlich auch mit einem Augenzwinkern, aber auch mit der Geduld, heiklere Klänge behutsam zu entfalten. Dazu bietet die Instrumentalistin bei Tempo und Dynamik ein je an Varianten reiches, vielgestaltiges Bild: In der Summe ein wirklich rundes Gesamtpaket, das Henry Purcell nicht als x-beliebigen Cembalo-Löwen des Barock porträtiert, sondern in seiner ganzen musikalischen Gewitztheit und seinem Affektreichtum bis hin zur lyrischen Versenkung zeigt.

Gespielt wird das Programm auf einer von Bruce Kennedy erstellten Kopie eines schon nicht einmal mehr spätbarocken – und damit nicht unbedingt Purcell-affinen – Taskin-Cembalos französischer Provenienz. Das fotografisch aufwendig und edel gestaltete Booklet bietet zum Instrument, obwohl sonst durchaus informativ, viel zu wenig. Klanglich ist das Cembalo unbedingt hörenswert, mit einem substanzreichen, gleichwohl silbrig glänzenden Diskant und einem edel gerundeten, wahrhaft sonoren Bass. Die technische Realisierung ist nah beim Instrument und also konzentriert, plastisch und präzis, dennoch nicht überwältigend in der Direktheit der Wirkung und mit schöner räumlicher Wirkung.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Purcell, Henry: Cembalosuiten: Ewa Rzetecka Niewiadomska, Cembalo

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
DUX
1
04.05.2018
Medium:
EAN:

CD
5902547014371


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Purcell, Henry


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DUX

Das polnische Label DUX wurde 1992 von Malgorzata Polanska und Lech Tolwinski, beides Absolventen der Toningenieur-Fakultät der Frédéric Chopin Musikakademie in Warschau, gegründet. Hauptanliegen war die Produktion von Aufnahmen mit klassischer Musik, wobei man von Anfang an höchste Ansprüche an künstlerische und technische Standards stellte.Viele Aufnahmen von Dux erlangten sowohl in Polen als auch im Ausland breites Interesse bei Publikum und Kritik, die sich in zahlreichen Preisen und Auszeichnungen widerspiegelt.

Ein Schwerpunkt des Labels ist natürlich das reiche musikalische Erbe Polens, das weitaus mehr umfasst als Chopin oder Penderecki. Im Katalog finden sich daher neben bekannteren Namen wie Wieniawski, Szymanowski oder Lutoslawski auch zahlreiche hierzulande bislang weniger bekannte oder völlig unbekannte Komponisten von der Renaissance bis zur Gegenwart, wie Ignaz Jan Paderewski, der Klaviervirtuose und spätere Premier- und Außenminister der Zweiten Polnischen Republik oder Stanislaw Moniuszko, ein Zeitgenosse Verdis und Schöpfer der polnischen Nationaloper. Aber auch zahlreiche polnische Künstler, Ensembles und Orchester gilt es bei DUX zu entdecken, darunter international renommierte Namen wie beispielsweise die gefeierte Altistin Ewa Podles.


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