
Kozeluch, Leopold: Drei schottische Klaviertrios - Trio 1790: Annette Wehnert, Imola Gambas, Harald Hoeren
Auf die schottische Art
Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Schottische Volkslieder werden in der vorliegenden Interpretation von drei Klaviertrios Leopold Kozeluchs eher als exotisches Beiwerk denn als essenzieller Teil der Musik gesehen.
Als Sinfoniker, als Komponist von Solokonzerten, selbst als Schöpfer von Chorwerken ist Leopold Kozeluch (1747–1818) heute auch diskografisch durchaus ein Begriff. 1994 widmete sich das Trio 1790 erstmals auch Kozeluchs Kammermusikschaffen (das ansonsten proportional allgemein eher ignoriert wird). Mehr als zwanzig Jahre später hat dasselbe Ensemble – mit dem Hammerklavierpianisten Harald Hoeren weiterhin als Spiritus rector, nun aber mit Annette Wehnert und Imola Gomboz an den Streichinstrumenten – dieses Projekt wieder aufgegriffen und aus Kozeluchs 60 Klaviertriowerken drei weitere Werke ausgewählt, aus dem Schaffensraum 1798/89. Wie bei Werken von Beethoven, Haydn und Pleyel sind auch den Klaviertrios Kozeluchs schottische Volkslieder hinterlegt, deren Bedeutung für die Musik jedoch schlussendlich unklar bleibt (Liedtexte oder -inhalte fehlen, so dass entsprechende Implikationen nicht erkundet werden können). Wie stark Harald Hoeren in Kozeluchs Musik (auch als Klavierkomponist ist Kozeluch gut bekannt und viel gepflegt) zu Hause ist, hört man mit jedem Ton, den er auf der Adlam-Kopie eines Matthäus-Heilmann-Instruments von Ende des 18. Jahrhunderts spielt. Der Cellopart ist zumeist mit dem Hammerklavier colla parte geführt, so dass Imola Gombos sich nur selten als gleichwertige Partnerin vorstellen kann. Annette Wehnert steht stärker im Fokus und erweist sich einmal mehr als vorzügliche Kammermusikerin.
Eine andere Besprechung der vorliegenden CD beklagte, dass es eine zu geringe Zahl an Verzierungen gebe, was man von historisch informierten Musikern doch erwarten dürfe. Interessanterweise scheint dem Rezensenten aber gerade der Verzicht auf zusätzliche Verzierungen eine durchaus übliche Technik in der Interpretation schottischer Musik des späten 18. Jahrhunderts zu sein, schließlich geht es eigentlich um die Lieder – die aber hier wie gesagt nicht voll zu ihrem Recht kommen können; das Repetitive hat durchaus eigenen Reiz. Allerdings gewinnen (wie man aber auch bei Haydn- oder Mozart-Sonaten oder Beethoven-Streichquartetten sagen könnte) die Einzelwerke an Gewicht, wenn man sie unabhängig voneinander hört, nicht in einer Tour de force an einem Abend, in dem das eine Werk das andere in den Schatten stellen kann.
So haben wir hier eine insgesamt wunderbar runde, verdienstvolle Produktion, die mich jedenfalls dazu bringen wird, weiterhin Kozeluchs Musik zu erkunden.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Kozeluch, Leopold: Drei schottische Klaviertrios: Trio 1790: Annette Wehnert, Imola Gambas, Harald Hoeren |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
cpo 1 25.04.2018 |
Medium:
EAN: |
CD
761203503520 |
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Kozeluch, Leopold |
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cpo Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
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