> > > Mozart, Wolfgang Amadeus & Rachmaninoff, Serge: Klavierkonzerte: Aldo Ciccolini, London Philharmonic Orchestra, Yannick Nezet-Seguin
Samstag, 23. September 2023

Mozart, Wolfgang Amadeus & Rachmaninoff, Serge: Klavierkonzerte - Aldo Ciccolini, London Philharmonic Orchestra, Yannick Nezet-Seguin

Ungleiche Partner


Label/Verlag: LSO Live
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Mit dieser CD gibt Yannick Nézet-Séguin eine frühe Visitenkarte seines Könnens ab.

Zum Zeitpunkt der Aufnahmen dieses beim Label LSO Live erschienenen Albums (2009 bzw. 2011, jeweils in der Southbank Centre‘s Royal Festival Hall, London) war Yannick Nézet-Séguin längst noch nicht so bekannt wie jetzt. Weshalb er es dahin gebracht hat, wo er heute steht, lässt sich aber bereits anhand dieser Mitschnitte erahnen.

Ohne falsches Pathos

Speziell in Mozarts d-Moll-Konzert KV 466 – obwohl er in diesem eigentlich gar nicht als Haupt-Protagonist auftritt. Gleichwohl ist es eindeutig das London Philharmonic Orchestra unter seinem Dirigat, das hier die musikalische Linie vorgibt und dem Werk die prägenden interpretatorischen Charakterzüge verleiht. Von den pulsierenden Anfangstakten des Kopfsatzes an versteht er es, kontinuierliche Spannungen (wohlgemerkt im Orchesterpart) aufzubauen, die jederzeit ebenso in der Lage sind, sich in spontanen emotionalen Ausbrüchen zu entladen wie in melancholische Kantilenen abzutauchen. Was dabei niemals entsteht, ist falsches Pathos, die Partitur bewahrt sich stets einen transparenten, elegant federnden und niemals zu künstlich erzeugter, bleierner Moll-Schwere neigenden Mozart-Klang. So weit, so gut – wäre da nicht noch die solistische Seite. Aldo Ciccolini kann im betagten Alter leider nicht mit dem orchestralen Level mithalten. Zu eindimensional ist sein Anschlag, zu inkohärent sind die Tempi, die Nézet-Séguin fast über die gesamte Distanz hinweg Mühe hat, wieder gerade zu rücken. Virtuose Fähigkeiten, wie sie Ciccolini einst besessen haben mag, sind leider nur noch zu erahnen, fast klebrig wirkt seine Phrasierung streckenweise.

Technisch überfordert

Technisch scheint er in den Ecksätzen regelrecht überfordert, perlende Eleganz in Mozartschen Skalen und Arpeggien zu erzeugen, bleibt ihm verwehrt. Auch die Romanze bleibt pianistisch leider klanglich flach und oberflächlich.Noch eklatanter treten die geschilderten Diskrepanzen in Rachmaninovs Zweitem Klavierkonzert zu Tage: Tat Ciccolini sich schon bei Mozart technisch schwer, bleibt er hier vollends auf der Strecke. Betont moderate, teils wiederum verschleppte Tempi kann auch Nézet-Séguin nicht mehr auffangen. Die Folge: Letzterer ‚resigniert‘ mehr oder weniger und passt sich der behäbigen agogischen Gangart an – sicherlich auch aus ehrfürchtiger Höflichkeit und Rücksicht auf den (zumindest pianistisch) in die Jahre gekommenen Altmeister. Dessen spröde Artikulation und relativ farbloser Ton sind am Ende des Tages aber jedenfalls der Grund, dass das Ganze mit gekonntem Rachmaninov wenig zu tun hat.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:




Thomas  Gehrig Kritik von Thomas Gehrig,


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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Mozart, Wolfgang Amadeus & Rachmaninoff, Serge: Klavierkonzerte: Aldo Ciccolini, London Philharmonic Orchestra, Yannick Nezet-Seguin

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
LSO Live
1
09.03.2018
Medium:
EAN:

CD
5060096760146


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LSO Live

Einspielungen des Labels LSO Live vermitteln die Energie und Emotion der großartigsten Aufführungen mit höchster technischer Qualität und Finesse.

Liveaufzeichnungen bedeuteten früher gewöhnlich Kompromisse, aber heutzutage kann mit Hilfe der besten Aufnahmetechnik im Konzertsaal die Vitalität festgehalten werden, die im Studio so schwer nachzustellen ist.
Durch das Zusammenschneiden mehrerer Aufführungen können wir eine Vorlage schaffen, die die Spannung einer Konzertaufführung ohne unerwünschte Nebengeräusche bewahrt.

Seit 2000 veröffentlichte das LSO Live über 80 Alben und nahm zahlreiche Preise entgegen. Das London Symphony Orchestra war schon früher das am meisten aufgenommene Orchester der Welt, hatte es doch für zahlreiche Plattenfirmen gearbeitet und viele der berühmtesten Filmmusiken eingespielt. Die Investition in unsere eigenen Aufnahmen ermöglicht dem Orchester jedoch abzusichern, dass jede Veröffentlichung den höchsten Qualitätsansprüchen genügt und das Hören der besten Musik allen Menschen zugänglich ist.

Das LSO Live war eines der ersten klassischen Plattenfirmen, die Downloads anboten, um ein breiteres Publikum anzusprechen. Wir geben auch unsere Einspielungen im SACD Format (Super Audio Compact Disc) heraus. SACDs lassen sich auf allen CD-Spielern abspielen, ermöglichen aber den Hörern mit speziellen SACD-Spielern den Genuss eines hochaufgelösten, mehrkanaligen Klangs.

London Symphony Orchestra
Das London Symphony Orchestra wurde 1904 von einer Gruppe von Musikern gegründet, die für den Dirigenten Henry Wood spielten. Sie wollten ihr eigenes Orchester leiten und die Wahl haben, mit welchen Dirigenten sie zusammenarbeiteten. Sie beschrieben das LSO als eine musikalische Republik, und das Orchester war über Nacht ein Erfolg.

Heute gibt das LSO ungefähr 70 Konzerte pro Jahr in London und bis zu 90 auf Tournee. Es ist regelmäßig auf Konzertreise durch Europa, Nordamerika und im Fernen Osten. Waleri Gergijew ist seit 2007 Chefdirigent des LSO und Sir Colin Davis sein Präsident.

Das LSO organisiert auch das in der Welt am längsten laufende und umfangreichste Bildungsprogramm eines Orchesters: LSO Discovery. Mit seinem Sitz im Londoner Musikbildungszentrum LSO St Lukes schafft Discovery die Möglichkeit für Menschen aller Altersgruppen und Veranlagungen, mit Musikern des LSO zusammenzuarbeiten, etwas über Musik zu lernen und ihre Fertigkeiten zu entwickeln.


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