
Handel's Last Prima Donna: Giulia Frasi in London - Arien von Händel, Ciampi, Arne und Smith
Wahrhaftigkeit und Tiefe
Label/Verlag: Chandos
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Rundum beglückende Interpretationen bietet die junge Sopranistin Ruby Hughes mit Repertoire aus dem London der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Eine spannende Programmzusammenstellung zeichnet das Schaffensspektrum einer Sängerin nach, die im London des 18. Jahrhunderts gut bekannt war, die aber heute in der Bekanntheit weit hinter andere hat zurücktreten müssen. Giulia Frasi, deren Schaffenszeitraum in die Jahre 1740-1774 fällt (genaue Lebensdaten sind nicht bekannt), erhielt ihre Ausbildung mutmaßlich in Mailand, war dann vor allem in Norditalien tätig, ehe sie seit 1742 in London nachgewiesen ist. Sie war, das erläutert das Booklet ausführlich, weit mehr als Händels letzte Primadonna für die späten Oratorien, gleichzeitig verfolgte sie eine erfolgreiche Opernkarriere, und ihre Zweisprachigkeit war für Händel von besonderem Interesse. Nach einem ersten Erscheinen als Händel-Sängerin in der Wiederaufnahme von 'Judas Maccabaeus' 1748 hob sie die Sopranpartien in 'Susanna', 'Solomon', 'Theodora', 'The Choice of Hercules' und 'Jephtha' aus der Taufe; darüber hinaus sind auf der vorliegenden, aufnahmetechnisch hervorragenden SACD (Chandos) aber auch Werke anderer Meister zu hören: Wer kennt heute noch Vincenzo Ciampis 'Adriano in Siria' oder 'Il trionfo di Camilla', Philip Hayes‘ 'Telemachus', John Christopher Smiths 'Paradise Lost' oder 'Rebecca', Augustine Arnes 'Alfred' oder 'Artaxerses' (Letztere gehören noch zu den ‚bekannteren Unbekannten‘)? Dies ist Musik durchaus eigenen Charakters, die das Wissen um die Londoner Musikszene der Zeit bis 1769 in erfreulicher Weise bereichert (es sei ergänzt, dass es hier noch viel zu erkunden gäbe – Händelianer, schaut Euch mal etwas breiter um!).
Die junge Engländerin Ruby Hughes macht die vorliegende Einspielung, zusammen mit dem Orchestra of the Age of Enlightenment unter Laurence Cummings, zu einer einzigen Freude. Essenziell eine lyrische Koloratursopranistin, kann Hughes auch dramatischere Kräfte mobilisieren, die zusammen mit jugendlicher Frische einen unverwechselbaren Klangcharakter bewirken. Dass sie in dieser Art Repertoire zu Hause ist, ist jeden Moment unmittelbar spürbar und verleiht ihren Darbietungen eine natürliche Wahrhaftigkeit, die den einzelnen porträtierten Figuren besondere Tiefe verleiht. Das Orchester, manchmal auch mit konzertanten Soli, leistet wieder einmal Hervorragendes. Cummings lässt der Musik Zeit sich zu entwickeln, treibt aber wo erforderlich auch genügend an, ohne zu übertreiben. In klanglicher Hinsicht und mit Blick auf das Booklet handelt es sich gleichfalls um eine rundum gelungene Leistung – eindeutig eine Empfehlung wert.
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Handel's Last Prima Donna: Giulia Frasi in London: Arien von Händel, Ciampi, Arne und Smith |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Chandos 1 02.03.2018 |
Medium:
EAN: |
CD
095115040324 |
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Chandos Chandos Records was founded in 1979 by Brian Couzens and quickly established itself as one of the world's leading classical labels. Prior to forming the label, Brian Couzens, along with his son Ralph, worked for 8 years running a mobile recording unit recording for major labels (including RCA, Polydor, CFP, etc.) with many of the world's leading artists.
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