
Sterkel, Johann Franz Xaver - Violinsonaten
Nicht-Wiener Klassiker
Label/Verlag: Ramée
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Fast jeder Mozart-Zeitgenosse hat es schwer. Johann Franz Sterkel wird in den letzten Jahren stärker erkundet mit immer wieder überzeugenden Ergebnissen.
Fast jeder Mozart-Zeitgenosse hat es schwer. Johann Franz Sterkel (1750–1817), von Beethoven, Weber und anderen hochgeschätzt, wird in den letzten Jahren stärker erkundet, mit immer wieder überzeugenden Ergebnissen. Die hier vorliegenden drei Sonaten op. 25, op. 33 Nr. 1 und 3 für Violine und Cembalo oder Pianoforte, dazu die Romanze F-Dur op. 24 Nr. 3 sowie die Fantasie a-Moll op. 45 für Pianoforte zeigen einen Komponisten, dessen Werke man durchaus auch einem Mozart unterschieben könnte. Die Opera 24 und 25 wurden 1785/86 im Druck vorgelegt, die Sonaten op. 33 im Jahr 1792, während die Fantasie (in unterschiedlichen Versionen) 1811 bzw, 1817 veröffentlicht wurde. Auch außerhalb des deutschsprachigen Raums hatte Sterkels Musik Erfolg, und die Konzentration auf einige wenige Komponisten zeigt hier einmal mehr, wie ungerecht der Musikmarkt häufig sein kann. Sterkel schuf mehr als 700 Werke, und bis man sich ansatzweise einen Eindruck seiner Fähigkeiten erlauben kann, wird es noch viele sehr engagierte Musiker brauchen.
Engagierte Musiker sind hier am Werk, die Geigerin Meret Lüthi und die Pianistin Els Biesemans. Beide Musiker wissen mit historischen Instrumenten (Lüthi spielt ein Testore-Instrument aus dem frühen 19. Jahrhundert, Biesemans einen McNulty-Nachbau eines Walter-Hammerflügels von 1805) und entsprechenden Spielweisen schlafwandlerisch umzugehen, sie verlebendigen die Musik kongenial, ohne Manierismen und Gewolltheiten, mit Geschmack und genügender, aber nicht übertriebener Expression. Gerade die langsamen Sätze werden wohltuend nicht überfrachtet, sondern lassen der musikalischen Entwicklung ihr natürliches Recht. Hierbei ist auffallend, wie tief zumeist der Violinpart liegt oder zu liegen scheint – eine Wohltat für das Ohr nach zahlreichen im Kammerton ‚hochgeschraubten‘ Einspielungen zeitgenössischer Mozart- oder Beethoven-Werke. Auch die beiden Solowerke interpretiert Biesemans unaufdringlich und mit klarem Formverständnis. Gesamtergebnis sind im besten Sinne intime, den Werken und ihrem Schöpfer dienende Interpretationen, die es nicht nötig haben, irgendwem etwas zu beweisen und gerade dadurch überzeugen. Die 2017 in Zürich entstandenen Aufnahmen (Ramée) fangen die Instrumente und die Werke in großer Klarheit und angenehm warmer Akustik ein, die Produktion ist bestens vorbereitet und lässt kaum eine Kritik an historischen Instrumenten oder historisch informierte Spielweisen zu. Auch mit Blick auf das Booklet lässt sich die Produktion nicht anders als vorbildlich bezeichnen.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Sterkel, Johann Franz Xaver: Violinsonaten |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Ramée 1 02.03.2018 |
Medium:
EAN: |
CD
4250128517010 |
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Ramée Das Label RAMÉE wurde im Jahre 2004 von Rainer Arndt gegründet. Mehr Info... |
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