> > > Orpheus: Lieder, Arien und Madrigale aus dem 17. Jahrhundert
Sonntag, 4. Juni 2023

Orpheus - Lieder, Arien und Madrigale aus dem 17. Jahrhundert

Alles über Orpheus


Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Barocke Lieder und Arien rund um den Orpheus-Mythos, von Julian Prégardien stilischer und mit großer Emphase und Musikalität gesungen.

'Orpheus' heißt die neue CD von Julian Prégardien. Sie versammelt 27 Stücke rund um den Orpheus-Mythos. Neben einigen Instrumentalstücken sind es meist recht kurze Lieder (oft in Strophenform), Lamenti und Arien. Vielfältig ist die Auswahl der Komponisten, es gibt deutsche, englische und italienische, die alle um 1600 gelebt und komponiert haben. Claudio Monteverdi und Henry Purcell, William Byrd und Jacopo Peri mit Kompositionen aus seiner Oper 'Euridice' sind auf der CD vertreten, aber auch deutlich weniger berühmte wie Johann Erasmus Kindermann mit mehreren ausnehmend schönen Strophenliedern, Johann Steffens oder Domenico Belli.

Viele Stücke sind Ersteinspielungen. Sie werden jeweils in der Originalsprache gesungen und sind nach thematischen Blöcken angeordnet und miteinander verbunden: In einem ersten wird Orpheus vorgestellt, dann wird seine Braut Euridice besungen (in diesem Block findet sich beispielsweise Monteverdis 'Vi ricorda' aus seiner Oper 'L’Orfeo'). Es folgen Kompositionen, die Euridices Tod oder, allgemeiner, den Tod, beklagen – mit zwei wunderschönen, melancholisch-dunklen Liedern von Thomas Campion, von einem Orpharion begleitet und ganz in der englischen Tradition Dowlands –, daraufhin hört man Lieder und Arien, die Orpheus in der Unterwelt zum Thema haben. Domenico Bellis ausdrucksstarkes Lamento 'Numi d’Abisso' aus seinem 'Orfeo dolente', das weitaus längste Stück der Aufnahme, bildet das Zentrum dieses thematischen Blocks. Nach weiteren Liedern und Arien rund um den Weg des Sängers zurück auf die Erde folgen zwei Stücke, die den Tod des mythischen Sängers beschreiben, das letzte ein Instrumentalstück, das mit Blockflöten den Gesang der Nachtigallen lautmalerisch beschreibt, jener Vögel also, die der Legende nach an Orpheus’ Grab sangen.

Julian Prégardien trägt die verschiedenen Stücke mit einer freien, klaren, vollen und eigentlich sehr starken Stimme vor, die er aber auch zart und melancholisch einsetzen kann. Stilistisch geht er sehr feinfühlig mit den Unterschieden um: Die Lamenti haben expressive und dramatische Kraft, die Strophenlieder behalten eine ausdrucksstarke Einfachheit, die melancholisch-dunklen Stücke bleiben verhalten, sind aber gerade dadurch sehr spannungsreich und kraftvoll, die virtuoseren Passagen meistert er leicht und spielerisch. Überraschend ist, dass bei aller Unterschiedlichkeit der Kompositionsstile doch so etwas wie eine innere Einheit der Musik hörbar wird. Dazu leisten sicher auch das Ensemble Teatro del mondo und der musikalische Leiter Andreas Küppers, der die Idee zu dem Projekt hatte, ihren Beitrag. Die Begleitungen wechseln, von einfachem Cembalo oder Theorbe bis zum ganzen Ensemble.

Leider ist aber auch festzuhalten: Das Booklet ist, wohl aus preislichen Gründen, alles andere als schön geworden. Die Arien und Lieder sind zweisprachig abgedruckt, und zwar so, dass stets eine englische Übersetzung mitgegeben ist. Das führt dazu, dass den englischen Stücken zwar eine deutsche Übersetzung gegenübersteht, aber die italienischen Stücke nur ins Englische übersetzt sind. Wer die deutsche Übersetzung lesen will, muss in den Anhang schauen, der übrigens nicht auf Seite 32, wie im Booklet angegeben, sondern auf Seite 33 beginnt. Das Essay im Booklet geht oft sehr kurz, aber klug und instruktiv auf die Auswahl des Stücke ein, ist aber hässlich im Layout. Es ist schade, dass eine so kluge Aufnahme nicht durch ein Booklet ergänzt wird, das man gerne zur Hand nimmt. Die Aufnahmetechnik lässt demgegenüber nichts zu wünschen übrig, sie ist sehr klar und ausgewogen.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Orpheus: Lieder, Arien und Madrigale aus dem 17. Jahrhundert

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
Spielzeit:
cpo
1
22.02.2018
72:50
Medium:
EAN:
BestellNr.:

CD
761203516827
cpo 555 168-2


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Anonymous,
 - Passcagli (instrumental) -
 - The Indian Nightingale (instrumental) -
Belli, Domenico
 - Numi d'Abisso -
Byrd, William
 - Come woeful Orpheus (instrumental) -
Campion, Thomas
 - Break now my heart -
 - Oft have I sigh'd -
Draghi, Antonio
 - Ma, divertim'io voglio -
 - Al suon di questa lira -
Francisque, Antoine
 - Prélude 4 (instrumental) -
Greene, Maurice
 - Orpheus with his lute -
Johnson, Robert
 - Orpheus I am -
Kindermann, Johann Erasmus
 - Nachtklag -
 - Jetzund kommt die Nacht herbei -
 - Ach Liebste, lass uns eilen -
 - Wann sich der werte Gast -
Monteverdi, Claudio
 - Vi ricorda ò boschi ombrosi -
 - Qual honor -
Peri, Jacopo
 - Antri ch'a miei lamenti -
 - Al fonte, al prato -
 - Non piango -
 - Gioite al canto mio -
Purcell, Henry
 - Charon the peaceful shade invites -
Rasi, Francesco
 - Filli mia -
Rossi, Luigi
 - les pleurs d'Orphée ayant perdu sa femme (instrumental) -
Steffens, Johann
 - Orpheus die Harfen schlug so fein (instrumental) -
Trabaci, Giovanni Maria
 - Toccata seconda (instrumental) -
Voigtländer, Gabriel
 - Als Orpheus schlug sein Instrument -


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Dirigent(en):Küppers, Andreas
Interpret(en):Prégardien, Julian


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cpo

Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
Besonders stolz macht uns dabei, daß cpo - 1986 gegründet - in Rekordzeit in die Spitze vorgestoßen ist. Das Geheimnis dieses Erfolges ist einfach erklärt, wenn auch schwierig umzusetzen: cpo sucht niemals den Kampf mit den Branchenriesen, sondern füllt mit Geschick die Nischen, die von den Großen nicht besetzt werden, weil sie dort keine Geschäfte wittern. Und aus mancher Nische wurde nach einhelliger Ansicht der Fachwelt mittlerweile ein wahres Schmuckkästchen.
Am Anfang einer Repertoire-Entscheidung steht bei uns noch ganz altmodisch das Partituren-lesen, denn nicht alles, was noch unentdeckt ist, muß auch auf die Silberscheibe gebannt werden. Andererseits gibt es - von der Renaissance bis zur Moderne - noch sehr viele wahre musikalische Schätze zu heben, die oft näher liegen, als man meint. Unsere großen Werk-Editionen von Pfitzner, Korngold, Hindemith oder Pettersson sind nicht umsonst gerühmt worden. In diesem Sinne werden wir fortfahren.
Letztendlich ist unser künstlerisches Credo ganz einfach: Wir machen die CDs, die wir schon immer selbst haben wollten. Seien Sie herzlich zu dieser abenteuerlichen Entdeckungsfahrt eingeladen!


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