
Schumann & Dvorak - Cellokonzerte
Gipfeltreffen der Cello-Legenden
Label/Verlag: ICA Classics
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Jacqueline du Pré und Mstislaw Rostropowitsch spielen die Cellokonzerte von Schumann und Dvořák in bisher nicht veröffentlichten Konzertmitschnitten von 1962.
Zwei der größten Cello-Legenden des 20. Jahrhunderts sind auf dieser neuen Platte zu hören: Jacqueline du Pré und Mstislaw Rostropowitsch. Die Konzerte von Schumann und Dvořák liegen von ihnen in gleich mehreren Einspielungen vor, diese Konzertmitschnitte allerdings wurden, so jedenfalls die Angabe auf der CD, bisher nicht veröffentlicht.
Rostropowitsch spielt das Dvořák-Konzert mit dem Dirigenten Carlo Maria Giulini, und mit diesen beiden und dem London Philharmonic Orchestra gibt es eine sehr berühmte Studioproduktion von 1977. Die Aufnahme dieser CD mit dem Philharmonia Orchestra, ebenfalls London also, ist ganze 15 Jahre älter und eben ein Konzertmitschnitt, und die Unterschiede zwischen beiden Versionen sind ungefähr so, wie man sie auch erwarten könnte. Grob gesagt: Die spätere Studioaufnahme ist in manchem präziser, der 1962er Konzertmitschnitt wirkt spontaner und manchmal impulsiver. Die Tempi sind in dieser früheren Aufnahme etwas rascher, aber keineswegs besonders schnell. Der typische Orchesterklang, den Giulini offenbar anstrebte (sehr groß, wolkig, voluminös und eher dunkel, weniger exakt konturiert und knackig), ist auch hier zu hören, jedoch weniger stark ausgeprägt. Insgesamt wirkt also diese Aufnahme nicht ganz so episch breit. Leider muss man allerdings sagen, dass die Tonqualität dieses BBC-Mitschnitts vom Edinburgh-Festival recht enttäuschend ist, und besonders auch Rostropowitschs Celloton klingt hier viel weniger ansprechend, warm und rund als in der späteren Aufnahme.
Jacqueline du Prés Schumann-Aufnahme stammt zwar ebenfalls von 1962, ist klangtechnisch aber wesentlich besser gelungen. Der größte Unterschied zur Studioproduktion desselben Werkes unter der Leitung ihres späteren Ehemanns Daniel Barenboim ist zweifellos eine zusätzliche Kadenz, die sie hier noch spielt. Sie stammt von Paul Tortellier, bei dem Jacqueline du Pré zur Zeit des Mitschnitts studierte und der mit ihr das Konzert vorbereitet hat. Eine zusätzliche Kadenz einzuschieben war damals, obwohl von Schumann nicht vorgesehen, durchaus nicht unüblich und wurde von vielen Cellisten so gemacht, auch von den berühmten wie etwa Gregor Piatigorsky. Später wurde diese Praxis kritisch gesehen. Jacqueline du Pré war bei diesem Konzert mit dem BBC Symphony Orchestra unter der Leitung von Jean Martinon erst zarte 17 Jahre, wobei ‚zart‘ allerdings kaum geeignet scheint, ihr Spiel zu beschreiben. Vor allem im Finale ist es schon ein Erlebnis, wie ungestüm sie sich auf so manchen Einsatz stürzt, wie energisch so mancher Ton angesetzt wird.
Die Platte enthält als Zugabe noch die Aria aus der fünften der 'Bachianas Brasileiras' von Heitor Villa-Lobos. Auch dies ein Konzertmitschnitt von 1962 und leider längst nicht so ansprechend, wie man bei den großen Namen erwarten dürfte: Gemeinsam mit sieben Cellisten des London Symphony Orchestra spielt Mstislaw Rostropowitsch, es singt der Bolschoi-Star schlechthin, seine Ehefrau Galina Wischnewskaja.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Schumann & Dvorak: Cellokonzerte |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
ICA Classics 1 23.03.2018 |
Medium:
EAN: |
CD
5060244551497 |
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ICA Classics Mit ICA (International Classical Artists) entstand im Jahr 2011 das erste DVD- und CD-Label einer Künstleragentur. ICA bietet in seinem Katalog unter dem Label Legacy sowohl wertvolles Archivmaterial, das aus Quellen der BBC, des WDR Köln oder des Boston Symphony Orchestra stammt, als auch die in renommierten Konzertsälen entstandenen Aufnahmen der hauseigenen Künstler, die unter dem Label Live präsentiert werden. Die meisten der ICA-Titel erscheinen erstmals auf DVD oder CD. Alle historischen Aufnahmen sind nach dem neuesten Stand der Technik liebevoll und fachmännisch restauriert worden. Für diese einmaligen Aufnahmen wurde das Label ICA bereits mit bedeutenden Preisen - wie dem Toblacher Komponierhäuschen, dem Internationalen Mahler Preis und mehreren Diapasons d'Or geehrt. Zu den besonders erfolgreichen Titeln gehören die 1986 entstandene Aufnahme von Mahlers Dritter mit Klaus Tennstedt und dem London Philharmonic Orchestra sowie die DVD mit dem Royal Philharmonic Orchestra und dem BBC Symphony Orchestra unter Rudolf Kempe mit Musik von Dvorak und Richard Strauss. Das Team von ICA, dem auch die in der Musikindustrie erfahrenen Experten Stephen Wright und John Pattrick angehören, war in den vergangen Jahren am Erfolg von zahlreichen CD- und DVD-Produktionen beteiligt. Dazu gehören beispielsweise The Art of Conducting, The Art of Piano, The Art of Violin sowie die DVD-Serie Classic Archive. Darüber hinaus entstanden in Koproduktion Dokumentationen über Richter, Fricsay, Mravinsky und Toscanini. Das bereits 1998 gegründete BBC Legends Archiv-Label umfasst mittlerweile mehr als 250 CDs. Für EMI Classics entstand die CD-Serie Great Conductors of the 20th Century. Mehr Info... |
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