
Eberl, Anton - Konzert für zwei Klaviere und Orrchester
Harmonisches Duo
Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Die Kölner Akademie gräbt einmal mehr interessantes Repertoire aus.
Für unbekanntes Repertoire der zweiten Hälfte des 18. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war in Deutschland auf historisch informiertem Sektor Concerto Köln immer wieder eine bekannte Größe (das Ensemble hat die Sinfonien Eberls eingespielt). Diese löbliche Aufgabe hat nun die Kölner Akademie unter Michael Alexander Willens übernommen, im vorliegenden Fall bei drei Werken des Mozart- und Beethoven-Zeitgenossen Anton Eberl (1765–1807). Obschon unter anderem in Sankt Petersburg und Wien nicht ganz erfolglos, gelang es Eberl, der möglicherweise Schüler Mozarts gewesen war, hie wie dort nicht, eine Stelle an einem Fürstenhof zu erlangen. Angewiesen auf Erfolge in Wien und anderswo, starb er erst 42-jährig in Wien.
Während Eberls Opern zeitlebens nicht für Furore sorgten, profilierte sich der Pianist und Komponist ausgesprochen als Schöpfer von Instrumentalmusik. Sein Klavierquartett C-Dur op. 18 erhielt glänzende Besprechungen neben Beethovens op. 16, und auch mit seinen Sinfonien und dem Klavierkonzert Es-Dur op. 40 feierte er Erfolge. Die beiden Sonaten C-Dur und F-Dur op. 7 für Klavier vierhändig entstanden während Eberls erster Sankt Petersburger Zeit und erschienen 1797 im Druck. In ihnen erweist sich Eberl als kongenialer Zeitgenosse Mozarts, vielleicht ohne die ganz eigene Stimme Cimarosas, doch mit eigenen Einfällen in Sachen harmonische Wendungen und ausgesprochen glücklich in der Verteilung des Notenmaterials auf die beiden Pianisten. Die zweite Sonate ist musikalisch etwas anspruchsvoller als die erste, deren langsamer Satz eher Einleitung zum Schlussrondo denn eigenständiger Satz ist. Paolo Giacometti und Riko Fukuda harmonieren auf einem Hammerflügel von Matthias Müller (Wien um 1810, Sammlung Beunk) bestens miteinander, einem Instrument von ausgesprochen ausgeglichenem, warmem und ansprechendem Klangcharakter, bestens präpariert und gestimmt, so dass die Kompositionen unmittelbar äußerst angenehm zum Hörer sprechen können. Die dichtere Textur der zweiten Sonate bieten sie ebenso überzeugend dar wie den divertimento-spielerischen Charakter der ersten Sonate.
Das Konzert B-Dur op. 45 für zwei Klaviere und Orchester entstand 1803 und erlebte mehrere Aufführungen mit dem Komponisten am Klavier. Frühromantische Momente sind in dem Werk bereits unüberhörbar, gleichzeitig seine Verwurzelung in der Wiener Klassik. Der stark konzertante Zug auch der Bläseranteile weist in die Richtung der konzertanten Sinfonien der damaligen Zeit. Auch hier bietet Eberl immer wieder harmonische und modulatorische Überraschungen (im Booklettext ausführlich mitgeteilt). Reverenzen an Mozart und Beethoven sind ebenso zu spüren wie ein Bewusstsein für die neuen Tendenzen etwa in Italien. Dennoch gelingt es Eberl immer wieder, sich erfolgreich von etwaen Einflüssen ‚freizuschwimmen‘ und in dem umfangreichen Werk seine eigene Stimme zum Tragen zu bringen. In dieser Produktion beeindruckt die sorgsame Balance zwischen den beiden durchaus unterschiedlichen Hammerflügeln (neben dem genannten ein Instrument von Michael Rosenberger, Wien um 1800) und dem Orchester. Die Vielfalt der Klangcharaktere verleiht der Interpretation, die Michael Alexander Willens in geboten entspanntem Tempo sich entfalten lässt, einen ganz besonderen Reiz, die klar getrennte Platzierung der beiden Soloinstrumente führt zu einem starken räumlichen Effekt, der sich auch im Stereoklang überzeugend mitteilt.
Die teilweise schon recht alten Produktionen des Deutschlandfunks (das Konzert wurde gleichzeitig mit den beiden Solokonzerten 2008 eingespielt, die schon 2011 auf cpo veröffentlicht wurdn, die Sonaten 2011) sind aufnahmetechnisch rundum gelungen, und wenn es am Booklet etwas zu beanstanden gäbe, dann nur, dass ein Porträtbild des Komponisten fehlt (vielleicht gibt es keins) und dass man nach den Tonarten der Werke etwas suchen muss. Nun ist nur zu hoffen, dass die Überschau auf die Hauptwerke Eberls auch vollständig gelingt (das Klavierquartett fehlt noch).
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Eberl, Anton: Konzert für zwei Klaviere und Orrchester |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
cpo 1 22.02.2018 |
Medium:
EAN: |
CD
761203773329 |
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cpo Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
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