
Rétrospective - Zeitgenössische Chorwerke österreichischer Komponisten
Gemäßigt modern
Label/Verlag: ORF
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Die vorliegende Aufnahme bietet ein Spektrum österreichischer Chormusik von Anton Heiller und zweien seiner Schüler.
Florian Maierl gründete 2006 in Wien den Chor coro siami, der mehrere Preise gewann. Wie die vorliegende CD bezeugt, hat der Chor diese Auszeichnungen ganz und gar verdient. Er singt sehr durchsichtig, mit schmalem Vibrato, mit klangvollen Stimmen und einem hohen Grad an chorischer Verschmelzung. Ähnliches ist dem Chorus Viennensis zu berichten, der 1952 aus den Wiener Sängerknaben hervorging. Der Leiter beider Chöre, Wolfgang Sauseng, garantiert somit für einen hohen Grad an Authentizität in der Aufnahme der Werke.
Der Spiritus rector dieser Chorwerke ist Anton Heiller (1923–1979), der fast ausschließlich geistliche Werke für Orgel und Chor komponierte und eine österreichische Leitfigur geistlichen Musizierens war. Er verbindet eine polyphone Schreibweise mit wohlausgewogenen Elementen aus der Musik des 20. Jahrhunderts. Auf diesem Weg sind ihm Sauseng (geb. 1954) und dessen Schüler Florian Maierl (geb. 1985) gefolgt. Auch diese Komponisten spielen eine hervorragende Rolle in der geistlichen und der Kirchenmusik Österreichs.
Die Kompositionen sind das, was man ‚gemäßigt modern‘ zu nennen pflegt. Das heißt, sie verbinden durchweg traditionelle musikalische Formen mit einer oft dissonanten Klangsprache, ohne den Bereich der Tonalität zu verlassen. Den Auftakt macht ein humoristischer Chorsatz Anton Heillers über das Nörgeln. Seine weiteren Werke auf der CD beschäftigen sich mit Marienmystik und einem Text aus dem Neuen Testament. Auch ein Wiegenlied ist darunter. Sauseng steuert ein stimmungsvolles altindisches Gebet bei und zwei Kompositionen über Texte des herausragenden Lyrikers Erich Rentrow. Hier findet auch der Sprecher Cornelius Obonya seine Texte, die er intensiv rezitiert. Florian Maierl ist mit einer Messe vertreten.
Der Untertitel der CD, ‚Zeitgenössische österreichische Chormusik‘, scheint mir leicht übertrieben zu sein. Alle Kompositionen bedienen sich einer Tonsprache, die sich von Hugo Distler, Ernst Pepping und Paul Hindemith herleitet. Nur an einer Stelle flüstert der Chor; ansonsten singt er wie ein hoch motivierter Kirchenchor ersten Ranges. Von der Stringenz eines Ernst Krenek, von seiner avancierten Tonsprache ist diese Veröffentlichung weit entfernt; noch weiter von den Experimenten Roman Haubenstock-Ramatis, um nur zwei österreichische Komponisten zu nennen, die der zeitgenössischen Chormusik neue Impulse gaben. Wir haben es hier mit einer hervorragenden Aufnahme von Werken zu tun, die nicht ganz das einlösen, was der Titel verspricht.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Rétrospective: Zeitgenössische Chorwerke österreichischer Komponisten |
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Label: Anzahl Medien: |
ORF 1 |
Medium:
EAN: |
CD
9004629315959 |
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ORF Wer hätte gedacht, dass sich die "ORF Edition Alte Musik" in wenigen Jahren zu einem international renommierten Label entwickelt. Mit vielen Plattenpreisen ausgezeichnet, umfasst die Edition nun hundert Titel. Künstler der Edition feiern mit Freunden und Gästen im Palmenhaus.
"Alte Musik - neu interpretiert"
Ziel dieser Edition ist es, musikalisches Neuland zugänglich zu machen (ich denke hier in erster Linie an die Unica-Reihe, in der bisher ungehobene Schätze veröffentlicht, werden oder die Serie "paradise regained - polyphonie der renaissance") und neben bereits renommierten Künstlern auch Newcomers der Szene zu präsentieren. Die Akzeptanz der Aufnahmen beim Publikum und der Presse ist hoch. Mit vielen internationalen Preisen - wie etwa dem begehrten "diapason d'or" in Frankreich oder den "5 stars" des Goldberg Magazine - ausgezeichnet, ist die Edition heute eines der weltweit führenden Labels für Alte Musik.
Für mich ist freilich dieses Jubiläum ein Anlass, auch über die Zukunft der Edition, ja die Zukunft der sogenannten "Alten Musik" generell nachzudenken. Die medialen Entwicklungen der jüngsten Zeit lassen Böses erahnen. Praktisch jedem wird Werkzeug in die Hand gegeben, um sich mittels Video oder Audio z. B. per Podcast zu verwirklichen. Eine Informations- und Datenflut bricht auf uns herein. Eine gigantische Welle, die wohl zum Großteil zu entsorgenden Müll mit sich schwemmt.
Bernhard Trebuch Mehr Info... |
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