
Schumann, Robert - Violinfantasie & Violinsonate Nr. 2
Ausdrucksextreme
Label/Verlag: OehmsClassics
Detailinformationen zum besprochenen Titel
In dieser Schumann-Violinsonate wird gewispert und gehaucht, heftig beschleunigt und gedankenvoll innegehalten. An Originalität und Expressivität ist Iskander Widjajas Geigenspiel kaum zu übertreffen. Und Christoph Eschenbach extrem anpassungsfähig.
Iskander Widjaja dürfte die Geschmäcker scheiden: Was beim ersten Hören vielleicht provoziert, ja abschreckt, vielleicht gleich den Vorwurf des Manieristischen auf sich zieht, erweist sich beim wiederholten Hören als geradezu unglaubliche Durchdringung, Aneignung und Vermittlung einer keineswegs in solche Ausdruckswelten hinein strapazierfähigen Komposition. Hier werden Ideen und Gefühle offengelegt, auf engstem Raum extrem ausgespielt, alles andere als klischeehaft ‚gelebt‘.
Der Kopfsatz von Robert Schumanns später zweiter Violinsonate op. 121 wird zum Musterbeispiel des Narrativen. Beeindruckend, wie der junge Geiger und Pianist Christoph Eschenbach hier aufeinander hören und reagieren, thematisches Fließen und Stauen gemeinsam inszenieren. Die Aufbruchsstimmung des Scherzos reißt wirklich mit, gewispert werden die Trio-Einbruche wie eine Vorahnung des hier absolut herzzerreißenden Klagegesangs im dritten Satz. Motorische Kraft und insistierende Virtuosität sind nur oberflächliche Attribute für das, was Widjaja an ‚Aus-Druck‘ herauslässt.
Eine etwas schwächer wirkende Zugabe zu dieser tief konzentrierten Studio-Studie stellt ein Live-Mitschnitt der für Schumann thematisch etwas enttäuschenden und zurecht eher ungeliebten Konzert-Phantasie dar (trotz eines Brahms-Votums als dessen ‚bestes Konzertstück‘). Widjajas als persönliches Kennzeichen etwas dünnerer, agiler Geigenton gewinnt den etwas ideenlosen Melodien und Passagen keine dem Orchestralen adäquat gegenübertretende Prägnanz ab (es spielt das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin unter Eschenbach); das nachdenkliche Wispern als Stil-Moment verliert sich im langsamen Mittelteil etwas und zündet erst in der kurzen Solo-Kadenz. Der oft polonaisenartige Grundton dieses Quasi-Konzert-Finalsatzes wirkt auch in dieser Aufnahme zu biedermeierlich. Als informative Zugabe zur grandiosen Interpretation der Sonate trotzdem gerne mitgenommen.
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Schumann, Robert: Violinfantasie & Violinsonate Nr. 2 |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
OehmsClassics 1 09.02.2018 |
Medium:
EAN: |
CD
4260330918857 |
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OehmsClassics Ein erfülltes Leben ist ohne Musik kaum denkbar. Musik spiegelt unsere Wahrnehmung der Umwelt und die Realität heutiger wie vergangener Zeiten. Gute Musik ist immer neu, immer frisch, immer wieder entdeckenswert. Deshalb bin ich überzeugt: Es gibt nicht -die- eine, definitive, beste Interpretation der großen Werke der Musikgeschichte. Und genau das macht klassische Musik so spannend: Jede Musikergenerationen experimentiert, entdeckt neue Blickwinkel, setzt unterschiedliche Schwerpunkte - derselbe Notentext wird immer wieder von anderen Strömungen belebt. Deshalb ist ein Musikstück, egal aus welchem Jahrhundert, auch immer Neue Musik. OehmsClassics hat es sich zur Aufgabe gemacht, am Entdecken der neuen Seiten der klassischen Musik mitzuwirken. Unser Respekt vor den künstlerischen Leistungen der legendären Interpreten ist gewiss. Unser Ziel als junges CD-Label sehen wir jedoch darin, den interpretatorischen Stil der Gegenwart zu dokumentieren. Junge Künstler am Anfang einer internationalen Karriere und etablierte Künstler, die neue Blickwinkel in die Interpretationsgeschichte einbringen - sie unterstützen wir ganz besonders und geben ihnen ein Forum, um auf dem Tonträgermarkt präsent zu sein. Sie, liebe Musikhörer, bekommen damit die Gelegenheit, heute die Musikaufführung zu Hause nachzuvollziehen, die Sie gestern erst im Konzertsaal oder Opernhaus gehört haben. Wir laden Sie ein, gemeinsam mit uns die neuen Seiten der klassischen Musik zu erleben!
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