
Tansman, Alexandre - Bläserkonzerte
Die Kultivierung der Unruhe
Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Die Bekanntschaft mit Konzertantem für Oboe und Klarinette aus der Feder des gebürtigen Polen Alexandre Tansman fällt in dieser schönen Produktion höchst spannend aus.
Nicht nur das 1952 entstandene Concertino für Oboe, Klarinette und Streicher erweckt in den Ecksätzen und vor allem dem quäkend-hupenden Scherzo den Eindruck, als seien Ente und Katze aus Prokofjews 'Peter und der Wolf' fast permanent auf der Flucht. Mit Sinn für durchaus härtere Rhythmen und chromatischen Figurationen bewegt sich Alexandre Tansman (1897–1986) – so auch in der ersteingespielten ‚späten‘ Suite für Oboe und Kammerorchester (1966) – mitunter sogar zum Verwechseln ähnlich im Gefolge seiner langjährigen Freunde Igor Strawinsky und Darius Milhaud. In den kantabel-reflexiven Sätzen des ebenfalls suitenähnlichen Duo-Concertino oder des Klarinettenkonzerts (hier auch 'Concertino' betitelt) von 1957 nähert sich ein oft dunkel-pastoraler Ton durchaus auch elegischen Idiomen der amerikanischen Exil-Heimat des ansonsten fast lebenslangen Wahl-Parisers während des Weltkriegs: Zurecht zieht hier Alessandro Tommasi in seiner exzellenten Booklet-Einführung neben dem Verweis auf Tansmans Kultivierung in der französisch-russischen Pariser Szene der 1920er Jahre auch einen Vergleich mit der Musik von Samuel Barber, und quasi als Bestätigung ist auch ein kurzes Adagio für Streicher, 1936 wie eine Vorahnung zum Kriegsanbruch, an den CD-Schluss gestellt.
Diego Dini Ciacci (Oboe) und Fabrizio Meloni (Klarinette) sind zwei ganz ausgezeichnete, einfühlsame wie virtuose Solisten, die der so idiomatischen Unruhe wie der ausdrucksstarken kantablen Intimität dieser Musik ideal gerecht werden. Die unter dem Chefdirigenten Brian Schembri genauso souverän im Vordergrund gestaltenden Philharmoniker aus Malta und das tadellose, voluminöse wie trennscharfe Klangbild dürften diese Produktion zudem mindestens ebenso empfehlenswert machen wie die schon vorliegende ältere Naxos-Einspielung der beiden 'Concertinos'. Für Hörer und Musiker mit Interesse am breiteren Konzertrepertoire der beiden Solo-Instrumente ist diese Einspielung auch interpretatorisch wohl ein absolutes ‚Muss‘ und eine Offenbarung.
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Tansman, Alexandre: Bläserkonzerte |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
cpo 1 22.01.2018 |
Medium:
EAN: |
CD
761203507924 |
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cpo Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
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