
Dietrich, Albert - Kammermusikwerke
Dietrich abseits der Gemeinschaftskomposition
Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Albert Dietrich war nicht nur Freund von Schumann und Brahms. Er war auch ein solider Komponist. Das zeigt diese gelungene Kammermusik-Einspielung.
Albert Dietrich, 1829 geboren, war vier Jahre älter als Johannes Brahms und stammte aus Sachsen. Seine Verehrung für Robert Schumann, den er möglicherweise schon in Dresden kennengelernt hatte, brachte ihn dazu, nach dem Studium in Leipzig 1851 nach Düsseldorf zu ziehen, um bei Schumann mehr übers Komponieren und bei Clara besser Klavierspielen zu lernen. Er wurde rasch zu einem engen Freund der Familie und ihrem Kreis, insbesondere zu Johannes Brahms. Die künstlerischen Einflüsse aus dieser Zeit prägten ihn für den Rest seines Lebens, auch wenn er später – in den langen Jahren als Hofkapellmeister in Oldenburg – sich auch für die musikalischen Entwicklungen bei den ‚Neudeutschen‘ zu interessieren begann.
Davon ist in den frühen Klavierstücken, die auf dieser CD eingespielt sind, aber noch nichts zu hören. Sie atmen den Schumannschen Geist, entstanden sie doch in der Düsseldorfer Zeit – zumindest die Stücke op. 6; op. 2 ist wohl nur wenig früher geschrieben worden. Schumannscher Geist, das bedeutet liedhafte Themen, ausgearbeitet in Stücken von ca. drei Minuten Länge, mit einem mehr oder weniger kontrastierenden Mittelteil, das bedeutet auch Aufschwünge in Sexten und punktierte Rhythmen. Auch die Harmonik entspricht der des verehrten Lehrers. Es sind intime Stücke, die der Pianist Friedrich Thomas hier aber nie sentimental werden lässt. Eher geht er das Ganze eine Nuance zu handfest an, als hätte er Angst vor zu viel biedermeierlicher Gefühligkeit.
Die vorliegende CD eröffnet mit der Cellosonate op. 15, die erst 1868 entstand, als Dietrich bereits seit sieben Jahren in Oldenburg lebte. Die Sonate, klassisch viersätzig, enthält dieselben stilistischen Merkmale wie die früheren Klavierstücke, nur dass die Melodiebögen nun dem Cello vorbehalten sind, während das Klavier sich im wesentlichen gewissermaßen um den Rest kümmert. Die Harmonik ist inzwischen jedoch deutlich ausgeweitet, die Themen der einzelnen Sätze ähneln sich (Stichwort Sextaufschwung). Eigentlich müssten sich die Interpreten um die Sonate reißen, denn sie lässt einen großen, vollen Celloklang genauso zu wie lyrische lange Bögen, sowohl in der baritonalen Lage als auch in der Tiefe. Wie in der Romantik üblich, ist vor allem der Klavierpart technisch sehr anspruchsvoll, darüber hinaus aber genauso musikalisch dankbar im Zusammenspiel mit dem Cello.
Friedrich Thomas erweist sich auch hier als souverän, er ist ein kraftvoller Partner des Cellisten Alexander Will, der ihm im engagierten Spiel in nichts nachsteht – ein Duo, das die kompositorischen Qualitäten des Werks gerade durch sein eher sachliches Spiel zur Geltung bringt, denn sachlich heißt hier nicht nüchtern und langweilig, sondern ganz auf das Werk konzentriert, ohne Schnickschnack und irgendwelche emotionalen Übertreibungen.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Dietrich, Albert: Kammermusikwerke |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: Spielzeit: |
cpo 1 14.11.2017 64:40 |
EAN: BestellNr.: |
761203510825 cpo 555 108-2 |
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Dietrich, Albert |
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