
Altri canti d'amor - Instrumentalwerke des 17. Jahrhunderts von Monteverdi, Marini u.a.
Andere Liebeslieder
Label/Verlag: Challenge Classics
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Ein ausgesprochen gelungenes und hochmusikalisches Debütalbum des jungen Ensembles L'Estro Orfeo, das sich auf Kammermusik des Barock spezialisiert hat.
L‘Estro Orfeo, also ‚Die Eingebungen des Orpheus‘, nennt sich ein noch junges Ensemble, das die Violinistin Leonor de Lera gegründet hat. Mit ihrer ersten, rundherum erfreulichen CD-Produktion, 'Altri Canti d‘Amore' (‚Andere Liebeslieder‘) zeigen die fünf jungen Musiker, dass sie sich auf ihre Mission bestens verstehen: Die Barockmusik auf der Höhe der Forschung heute wieder lebendig werden zu lassen.
Der Titel des Albums ist Programm: Den meisten eingespielten Stücken liegen Opernarien oder -duette aus der Barockzeit zu Grunde, die nun ohne Stimmen, rein instrumental wiedergeben werden. Bei diesem Konzeptalbum geht es den Musikern aber nicht darum, die Gesangsstimmen einfach nur durch ein Instrument zu ersetzen. Die ursprüngliche Gesangsstimme wird vielmehr durch verschiedene Instrumente im Laufe des Stücks wiedergegeben, mal erscheint sie beinahe in der Begleitung, mal ganz klar im Vordergrund. Es entstehen so ganz neue kleine Musikstücke, ganz in der Tradition der virtuosen kammermusikalischen Interpretations- und Verzierungstechnik des Barock, auf die sich das Ensemble bestens versteht.
Die Bandbreite des Ausdrucks ist dabei ziemlich groß und, ehrlich gesagt: Es gelang mir nicht bei allen, Assoziationen zum Thema der Liebe herzustellen. Einige Stücke sind sehr gesanglich, so gleich das erste, 'Altri Canti d‘Amor' von Monteverdi, oder eine Arie aus 'La Calisto' von Francesco Cavalli. Anderes klingt dann eher nach einer freier improvisierten, leicht jazzigen und virtuosen Interpretation, so die Chacona von Tarquinio Merula. Es sind vor allem diese Stücke, in denen die Improvisationskunst des Ensembles deutlich wird – bei denen dann aber etwas unklarer wird, inwieweit es wirklich andere Liebeslieder sind, wie der Titel der CD ja suggeriert.
Weltklasseniveau
Auch wenn alle Spieler von L‘Estro Orfeo hochmusikalisch, stilsicher und auf Weltklasseniveau spielen, so muss man doch einen unter ihnen hervorheben: Josué Meléndez, der die Zinke spielt. Die Stücke, in denen er die Hauptstimme spielt, ähneln am ehesten dem Gesang. Unglaublich, wie weich, zart, ja geradezu samtig er sein Instrument beherrscht. So wird Barbara Strozzis 'L‘Eraclito Amoroso', eine Kantate mit Arie und einem kleinen Duett, der Höhepunkt der Aufnahme.
Das Booklet bringt einen etwas sehr kurzen, aber immerhin instruktiven Text, leider nur in englischer und französischer Sprache. Irritierend ist allerdings, dass die Reihe der dort besprochenen Werke von der Abfolge auf der CD abweicht (Challenge). Die Aufnahmequalität lässt keine Wünsche offen, der Klang ist klar und transparent, aber alles andere als trocken. Man hat den Eindruck, man sitzt selbst in der Kirche von San Juan Bautista de Secadura in Spanien, in dem die Produktion aufgenommen worden ist. Mit 50 Spielminuten wäre allerdings wohl noch Platz für das eine oder andere Stück gewesen. So müssen wir uns dafür auf ihre nächste Einspielung gedulden.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Altri canti d'amor: Instrumentalwerke des 17. Jahrhunderts von Monteverdi, Marini u.a. |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Challenge Classics 1 08.09.2017 |
Medium:
EAN: |
CD
608917276022 |
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