
Schumann, Georg - Symphonie f-Moll & Ouvertüren
Kein Liebesdienst
Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Die Deutung von Georg Schumanns Sinfonie f-Moll bleibt leider hinter den Möglichkeiten der Musik zurück.
Für das Label cpo ist die Musik und auch die Orchestermusik Georg Schumanns (1866–1952) nichts Neues – für viele Hörer sicherlich schon. Eindeutig in der Tradition verortet, bemüht seine Sinfonie f-Moll op. 42 aus dem Jahr 1905 um eigenen Ton, der aber doch nicht so recht aufkommen mag. Das mag auch an der schwachen Interpretation durch das Deutsche-Symphonie-Orchester Berlin unter James Feddeck liegen, in der traditionelle Klangfarben und ein nicht glücklich ausbalancierter, aufnahmetechnisch nicht immer überzeugend gestaffelter Orchesterklang den Blick auf das Werk mehr verstellen als unterstützen. Motive à la Robert Schumann, Wagner‘scher Pathos, (viele) Brahms‘sche Harmonieformeln und keineswegs innovative formale Techniken (die Verbindung von leidenschaftlichem Scherzo, lyrischem Trio und Finale) wirken den von den Bookletautoren heftig (und dadurch besonders ins Auge fallenden) verfochtenen Ausführungen umso stärker entgegen.
Der kompakte Klang der Aufnahme lässt Details im Tutti gerne untergehen, am besten ist die Interpretation in den ruhigen, lyrischen Momenten, gerade wenn dann auch Fremdeinflüsse außen vor bleiben. Der langsame Satz strömt vor Wohlklang endloser Harmonien, und diese Musik könnte weit in den musikalischen Expressionismus der Stummfilmmusiken der 1920er-Jahre führen, doch bleibt die Interpretation unverständig und dadurch auch auf halber Strecke stehen, spürt Bruckner-Momenten nach, statt Schumanns Individualstil nachhaltig zu erkunden. Schade, bleibt die Interpretation so doch weit hinter den Möglichkeiten der Musik zurück.
Leichter fallen den Musikern die beiden ergänzenden Werke auf der CD, die Ouvertüre zu einem Drama op. 45 (1906) – ein veritables dramatisch-tragisches ‚Machtstück’ von großem Pathos und starker Form, das aber einer formenden interpretatorischen Hand bedarf – und als leichtes Gegenstück die Ouvertüre 'Lebensfreude' op. 54 (1911) – beides keine Geniestreiche, aber attraktive Konzertmusik, im Booklet durch deskriptive Imaginationen des Autors eher konterkariert als unterstützt. Leider sind auch diese Werke zu nachlässig-äußerlich, mit viel zu wenig steigernd-dramatischem Architekturaufbau interpretiert, so dass der Eindruck ein getrübter bleiben muss trotz der interessanten Partituren. Wollen wir hoffen, dass ein anderer Dirigent das wahre Potenzial der Werke erkennt und dem Tonträger überantworten darf.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Schumann, Georg: Symphonie f-Moll & Ouvertüren |
|||
Label: Anzahl Medien: |
cpo 1 |
Medium:
EAN: |
CD
761203511020 |
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cpo Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
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