
Glass, Louis - Sämtliche Sinfonien Vol. 2
Mit starkem Pinsel
Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Daniel Raiskin und das Staatsorchester Rheinische Philharmonie legen sich für den dänischen Sinfoniker Louis Glass voll ins Zeug und bringen das Interessante und Ansprechende dieser vielfarbigen Musik sehr gut zur Geltung.
Die Zahl dänischer Sinfoniker in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist wahrlich nicht übergroß. So ist die bei CPO erscheinende neue Gesamteinspielung der Sinfonien von Louis Glass (1864–1936) umso verdienstvoller. In den Jahren 1919-20 entstand Glass‘ Fünfte Sinfonie C-Dur op. 57 mit dem Untertitel 'Svastika'. Die Svastika (nicht zu verwechseln mit ihrer Pervertierung als Hakenkreuz durch den Nationalsozialismus) hat eine lange Tradition in zahllosen Kulten und Religionen und war ein bedeutsames Symbol der Theosophen, denen sich Glass zu jener Zeit zugewandt hatte.
Die Sinfonie ist vor allem harmonisch reich, ohne die Tonalität zu verlassen. Glass‘ Klangsprache steht Respighi, Schreker oder Glière näher als Sibelius oder Roussel. Diese Eigenheit – harmonische Dichte verbunden mit einem zumeist wenig transparenten, vielmehr breiten Orchestrierungs-Pinsel, die beim ersten Hören manch einen irritieren mag – erweist sich schnell als überzeugendes Mittel, um in einer Zeit nach dem Weltkrieg der Tendenz zur ‚neuen Einfachheit‘ einen eigenen Weg entgegenzusetzen. Das ist zumeist homophone, teilweise fast flächig konzipierte Musik, die den Weg zur symphonischen Filmmusik klar vorgibt, mit memorabler Motivik und durchaus eigener Poetik; spätestens im Scherzo zeigt Glass durch bewusst durchhörbare Textur auch, dass sein ästhetisches Konzept intentionell bedingt ist und nicht etwa kompositorischen Schwächen entspringt.
Die Sinfonie wurde Glass‘ erfolgreichstes Werk, und die vorliegende Interpretation mit dem Staatsorchester Rheinische Philharmonie unter Daniel Raiskin (2005-16 Chefdirigent des Orchesters) bringt die Schönheiten der Komposition auf das Vorzüglichste zur Geltung; die intensive gemeinsame Arbeit führt zu sorgsam ausbalancierten, dynamisch und klanglich fein differenzierten Ergebnissen (die Aufnahmen entstanden 2013).
Ergänzt wird die CD durch die umfangreiche Fantasie op. 47 für Klavier und Orchester, die wohl ab 1912 entstand. Hier ist das Verhältnis von großem Orchestertutti und feiner Einzelstimmenausarbeitung (gerade auch durch das Soloinstrument) deutlich ausgewogener. Glass‘ Tendenz zu ausgiebiger registerartiger Nutzung der einzelnen Orchestergruppen ist auch hier klar hörbar, aber insgesamt mit ausgewogenerem Ergebnis. Marianna Shirinyan ist eine inspirierte, kraftvoll auftrumpende bis lyrisch sich zurückhaltende Solistin, nicht nur technisch makellos, sondern auch in den leisen Tönen eine kongeniale Partnerin. Die Produktion ist auch aufnahmetechnisch tadellos und das Booklet entspricht höchstem cpo-Niveau. Mehr davon!
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Glass, Louis: Sämtliche Sinfonien Vol. 2 |
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Label: Anzahl Medien: Spielzeit: |
cpo 1 60:22 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
CD
761203749423 cpo 777 494-2 |
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Glass, Louis |
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cpo Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
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