
Kabalewski, Dmitri - Streichquartette Nr. 1 & 2
Apparatschik mit Qualitäten
Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Prokofjew und Schostakowitsch berieten Kabalewsky davon profitiert sein zweites Streichquartett. Das Stenhammer Quartett ermöglicht einen Zugang.
In der Regel konzentrieren sich die vier Musiker des schwedischen Stenhammer Quartetts auf ihren Namensgeber und weitere skandinavische Komponisten. Dmitri Kabalewsky (1904–1987) hingegen ist Russe, Komponist, Redakteur, begnadet als Pädagoge, politisch abgesichert als Apparatschik im totalitären System der UdSSR. Während Größen wie Schostakowitsch oder Prokofjew um ihr Leben bangten, durchlief er eine glänzende Karriere, reiste durch die ganze Welt, definierte über sein Journal 'Sowjetskaja Musyka', wie Musik zu klingen hat. Überflüssig zu erklären, dass er jeglichen Anflug in Richtung Moderne konsequent mied.
Sein erstes Streichquartett op. 8 entstand als Abschlussarbeit seiner Kompositionsstudien bei Nikolaj Mjaskowksij. Die vier Sätze entsprechen klassischen Mustern, streng durchkonstruiert, angereichert mit volksliedhaften Themen, die in dem Schnell-langsam-schnell-Wechsel reichlich variiert aufblitzen. Über op. 44 brütete Kabalewsky um 1945 im Haus der Komponisten. Er schrieb es, um die Schatten des Krieges zu bewältigen. Als er nicht weiterkam, nutzte er den Rat von Prokofjew und Schostakowitsch. Unverkennbar verweist das Kernmotto auf Prokofjews zweites Violinkonzert, die flirrenden Flageoletts zum schauerlich-dunkel grummelnden Cello im fünften Satz von op. 44 verweisen auf Schostakowitschs 9. Symphonie. Erstmalig gestattete sich Kabalewsky hier motivische Zersplitterungen, wüste Ausbrüche, fragmentarische Variationen, aggressive Wucht. 1946 erhielt er dafür den Stalin-Preis.
Das Stenhammer Quartett übersetzt diese Entfesselung in mitreißendes Spiel mit analytischer Transparenz. ‚Die Welt der Musik zum Anfassen‘, so der Wahlspruch Kabalewskys, wird hier mustergültig greifbar. Großes Lob verdient auch der zwar in Miniaturschrift abgedruckte, dennoch fundierte Text zum Komponist und zur Entstehung der Werke.
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Kabalewski, Dmitri: Streichquartette Nr. 1 & 2 |
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Label: Anzahl Medien: |
cpo 1 |
Medium:
EAN: |
CD
761203500628 |
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cpo Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
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