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Sonntag, 26. März 2023

Dvorak & Suk - Klavierquartette

Familienbande


Label/Verlag: Supraphon
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Antonín Dvorák und Josef Suk im direkten Dialog: Das tschechische Josef Suk Piano Quartet wartet mit einer facettenreichen Einspielung zweier Werke von bekannten Landsleuten auf.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts hatte sich das Klavierquartett als eigenständige kammermusikalische Gattung etabliert. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass genau zu dieser Zeit der Verleger von Antonín Dvořák (1841-1904), Fritz Simrock, mit der Bitte an ihn herantrat, sich in diesem Feld kompositorisch zu betätigen. Das Klavierquartett in Es-Dur op. 87 von Antonin Dvořák ist dessen zweites und zugleich letztes Werk dieser Besetzung. Ebenso gehört es, wenngleich selten aufgeführt, zu seinen bedeutendsten Kompositionen. Nach seinem ersten Klavierquartett ließ er sich 15 Jahre Zeit, bevor er sich einer weiteren Komposition dieser Gattung widmete. Sicherlich ist diese längere Zeitspanne auch auf die Brahms'schen Klavierquartette zurückzuführen, die sich sehr erfolgreich durchsetzen konnten und die für Dvořáks Werke wohl einen hohen Prüfstein darstellten. Leider teilen beide Quartette Dvořáks das Schicksal der meisten seiner Kammermusikwerke – sie sind überwiegend in Vergessenheit geraten. Das Josef Suk Piano Quartet, bestehend aus Radim Kresta (Violine), Eva Krestová (Viola), Václav Petr (Cello) und Václav Mácha (Piano), stellt Dvořáks Klavierquartett Nr. 2 nun das Klaviertrio op. 1 von Josef Suk (1874-1935) zur Seite. Eine logische wie spannende programmatische Kombination, die beim tschechischen Label Supraphon erschienen ist. Zum einen sind beide Werke in zeitlicher Nachbarschaft entstanden (Dvořák komponierte sein Klavierquartett im Jahr 1889, Suk stellt seines im Jahr 1891 fertig), zum anderen widmete Suk seinen Erstling, gleichzeitig eine viel bestaunte Examensarbeit, seinem Lehrer am Prager Konservatorium: Antonín Dvořák.

Seit seiner Gründung im Jahr 2007 (damals noch unter dem Namen Taras Piano Trio) ist das Ensemble mit vielen internationalen Preisen ausgezeichnet worden. Im Jahr 2012 wurde dann aus dem Trio ein Klavierquartett, das seit 2014 unter dem neuen Namen Josef Suk Piano Quartet musiziert – benannt nach dem Geiger Josef Suk (1929-2011), einem der größten Geigenvirtuosen des 20. Jahrhunderts. Er ist Namensvetter und gleichzeitig auch Enkelsohn des Komponisten Josef Suk (1874-1935), der wiederum nicht nur Schüler, sondern später auch Schwiegersohn Antonín Dvořáks war – damit wäre nun (hoffentlich) auch der Faden der verwandtschaftlichen Beziehungen entwirrt.

Bei allen Gemeinsamkeiten der Komponisten schafft es das Ensemble dennoch, einen wesentlichen Punkt herauszuarbeiten: die äußerst differenzierte, unterschiedliche Tonsprache der beiden Werke. Denn vor allem entstanden die Quartette in unterschiedlichen Lebenssituationen und kompositorischen Phasen ihrer Schöpfer. Vor allem im 'Allegro moderato, grazioso' des op. 87 kommt der für Dvoraks Tonsprache so eigene slawische Gestus hervor, den die vier Musiker betont ausspielen, dabei jedoch dessen eigenwilligen musikalischen Charakter nicht überstrapazieren. Auch die rhythmisch-tänzerischen Elemente im 'Allegro, ma non troppo' erklingen in kraftvollen Streicherstimmen, die in einem mitreißenden und musikalisch effektvollen Finale münden und aus deren kopositorischen Beschaffenheit der Sinfoniker Dvorak herauszuzwinkern scheint.

Das Klaviertrio a-Moll op.1 von Suk ist ein effektvolles Stück, das zwar in der slawisch-romantischen Tradition Dvoráks steht, dennoch nicht im Schatten seines Vorbildes verhaftet ist. Für diesen Spagat hat das Ensemble genau den richtigen Ton getroffen. Das Josef Suk Piano Trio brilliert mit einer herrlichen Verschmelzung von Klavier und Streicherklang, alles klingt hier wie aus einem Guss. Selbst kleinste dynamische Facetten sind genauestens aufeinander abgestimmt. Besonders zum genussreichen Verweilen lädt das 'Adagio' des a-Moll-Quartette ein. Mit seinen fein herausgearbeiteten Stimmungen und den unterschiedlichen Farben der einzelnen Instrumente lassen die vier Musiker ein stimmungsvolles Gefüge des Lyrischen entstehen, wobei sie nicht ins Schwelgerisch-Theatralische abzudriften drohen, sondern in einer liebevollen Melancholie verweilen. Die sanglichen Kantilenen der Melodie lösen sich nahtlos ab und ziehen sich wie aus einem Instrument durch die Stimmen. Mit seinem fanfarenartigen Motiv und spielerischem Verve schließt das 'Allegro con fuoco' nicht nur dieses Quartett, sondern auch die Einspielung gelungen und rund ab.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Dvorak & Suk: Klavierquartette

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
Supraphon
1
07.07.2017
Medium:
EAN:

CD
099925422721


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Supraphon

Supraphon Music ist das bedeutendste tschechische Musiklabel und besitzt bereits eine lange Geschichte. Der Name "Supraphon" (der ursprünglich ein elektrisches Grammophon bezeichnete, das zu seiner Zeit als Wunderwerk der Technik galt) wurde erstmals 1932 als Warenzeichen registriert. In den Nachkriegsjahren erschien bei diesem Label ein Großteil der für den Export bestimmten Aufnahmen, und Supraphon machte sich in den dreißiger und vierziger Jahren besonders um die Verbreitung von Schallplatten mit tschechischer klassischer Musik verdient. Die künstlerische Leitung des Labels baute allmählich einen umfangreichen Titelkatalog auf, der das Werk von BedYich Smetana, Antonín Dvorák und Leos Janácek in breiter Dimension erfasst, aber auch andere große Meister der tschechischen und der internationalen Musikszene nicht vernachlässigt. An der Entstehung dieses bemerkenswerten Katalogs, auf den Supraphon heute stolz zurückblickt, waren bedeutende in- und ausländische Solisten, Kammermusikensembles, Orchester und Dirigenten beteiligt.


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