
Grieg, Edvard - Lieder
Äußerst kunstfertige Natürlichkeit
Label/Verlag: ARS Produktion
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Die norwegische Sopranistin Siri Karoline Thornhill interpretiert gemeinsam mit Pianistin Reinild Mees vier Liedzyklen von Edward Grieg. Sie besticht dabei durch die Schönheit ihrer Stimme ebenso wie durch die Natürlichkeit ihrer Interpretation.
Es ist kein Geheimnis, dass Liedgesang schwierig ist. Leicht und natürlich dabei zu klingen, ist jedoch noch schwieriger. Doch was für ein Triumph ist es für Sänger wie Konsument, wenn der Hörer sich die Lieder gar nicht anders vorstellen kann, als genau so, wie er sie gerade hört, ja wenn er sich nicht einmal Gedanken über die Interpretation macht, weil sie so richtig ist.
Dieses Kunststück gelingt der norwegischen Sopranistin Siri Karoline Thornhill. Die gefragte Lied-, Oratorien-, und Opernsängerin hat Griegs Musik wahrscheinlich schon mit der Muttermilch eingesogen, sie liegt ihr im Blut. Jedenfalls gelingt es ihr in der vorliegenden Einspielung von vier Liedzyklen Griegs, ergänzt durch 'Solveigs Wiegenlied', wunderbare kleine Kosmen entstehen zu lassen. Dabei gibt es kein Werk, das besonders hervorsticht. Griegs sehr bekanntes Opus 48, die 'Sechs Lieder', erklingt ebenso innig und veredelt durch ihre reine, glockenhelle, dabei warme leuchtende Sopranstimme wie 'Haugtussa' op. 67. Dieser Liedzyklus stellt den Höhepunkt des Liedschaffens des Komponisten dar. Grieg selbst beschrieb die den Liedern zugrundeliegenden Gedichte laut dem hervorragenden Bookletttext mit den Worten: ‚Es ist ein Meisterwerk voll Ursprünglichkeit, Einfachheit und Tiefe und von einer ganz unbeschreiblichen Farbe.’ Diese Worte charakterisieren nicht nur die Gedichte, sondern ebenso seine Musik und sie können auch genauso auf die Kunst von Siri Thornhill übertragen werden.
Ihr gelingen die jubelnden Phrasen in 'Blåbær-Li' ebenso packend wie der verschämt innige Ton in 'Møte'. Der Hörer muss die Übersetzung nicht kennen, um die Komposition und den Text in seinem Inhalt zu verstehen, wenn Thornhill singt. Sie trifft genau den richtigen Ton, vermittelt die Emotion. Dabei klingt sie nie, als würde sie kunstvoll singen, obwohl es natürlich genau das ist: der äußerst kunstvolle Umgang mit ihrer Stimme, das genaue Ausloten jeder Note. Das Ergebnis klingt so natürlich, dass die Schwierigkeit nicht hörbar ist, eine andere Interpretation nicht denkbar. Nie trumpft Thornhills Sopran auf und versucht sich über die Komposition zu stellen, und doch kann der Hörer förmlich im Wohlklang baden. Dies gilt in besonderem Maß für die beiden kantilenenreichen Lieder 'Zur Rosenzeit' und 'Ein Traum', auch wenn man sich hier noch ein wenig mehr Textverständlichkeit vorstellen könnte.
Siri Karoline Thornhill wird unterstützt und auf Händen getragen von der im Liedgesang sehr erfahrenen Pianistin Reinild Mees. Sie spielt ebenso bezwingend wie die Sopranistin singt. Ihre klaren Läufe, aber auch von Grieg fast klavierkonzertartig komponierten Ausbrüche stehen immer im Dienst des Liedes, des zu erreichenden Ausdrucks und sind dabei so schlicht wie unbedingt.
Es bleibt nichts, außer diese Aufnahmen uneingeschränkt zu empfehlen. Eine vergleichbare Einspielung der Werke, die durch ihre schlichte Schönheit besticht, muss sicherlich lange gesucht werden.
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Grieg, Edvard: Lieder |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
ARS Produktion 1 07.07.2017 |
Medium:
EAN: |
CD
4260052385456 |
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Grieg, Edvard |
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