
Händel & Telemann - Water Musick HWV 348-350 & Wassermusik TWV 55
Noch immer frisch
Label/Verlag: Arcana
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Diese schöne Platte vielleicht zum Telemann-Jubiläum wieder vorzulegen, ist berechtigt. Das Programm zeigt zwei der barocken Schwergewichte in ihrer auch heute frappierenden Lebendigkeit. Und das Ensemble Zefiro in klasse Live-Form.
Repräsentative Prachtstücke wie die Suiten, die von Georg Friedrich Händel unter dem verbindenden Titel ‚Wassermusik’ firmieren, reizen fast alle ambitionierten Barockensembles zu einer eigenen Deutung, so auch das seit mittlerweile seit fast drei Jahrzehnten reüssierende italienische Ensemble Zefiro, gegründet von Alfredo Bernardini sowie Paolo und Alberto Grazzi. Entstanden ist die mit Georg Philipp Telemanns Ouvertüre in C-Dur, ebenfalls Wassermusik oder 'Hamburger Ebb‘ und Flut'' geheißen, gekoppelte Aufnahme bereits 2003 live in London. Nach der Erstveröffentlichung bei Naïve wurde sie schon mindestens ein weiteres Mal vorgestellt, jetzt also bei Arcana im Rahmen der fortschreitenden Kanonisierung der hochklassigen Aufnahmen Alfredo Bernardinis erneut.
Die programmatische Verschränkung mit der Abfolge Händel-Telemann-Händel überzeugt auch heute – zwei der größten musikalischen Geister jener Zeit direkt miteinander in Beziehung zu setzen lässt beider Inspiration deutlich hervortreten. Natürlich kann man bei Händel über die Entstehungshintergründe nachdenken oder bei Telemann über den konkreten Kompositionsanlass und den im Unterschied zu Händel durchaus diskutablen programmmusikalischen Kontext ausleuchten. Was allerdings auch mit großem Gewinn und ohne schlechtes Gewissen möglich ist: Man kann beide als Stimmen hören, die sich stilistisch mühelos zwischen den Traditionen zu bewegen wussten, die mit all ihrem kreativen Tun auf der Höhe der Zeit waren, zugleich dem Geschmack von Auftraggebern und Publikum nachspürend. Immer wieder hat diese Mischung solche Edelsteine hervorgebracht, die für die Ewigkeit gemacht scheinen und also auch nach 300 Jahren nichts von ihrer Strahlkraft, ihrem Glanz eingebüßt haben.
Expressiv
Das Ensemble Zefiro befand sich in jener Zeit in hervorragender Verfassung, zeigt sich spielfreudig, vereint hervorragende Einzelkönner, die sich individuell und in der Gruppe weit oberhalb kleinlicher Kritik bewegen. Dazu sind die Instrumentalisten kreativ in der immer wieder neuen Verlebendigung heikler Balancen, zieren sie ihre Partien unaufdringlich aber fühlbar deutlich aus, suchen sie nach eigenen Wegen auch in diesem sattsam vertrauten Repertoire, zum Beispiel im 'Air' der F-Dur-Händel-Suite, dessen einzelne Schichten allmählich auseinander hervorgehen – ein wirklich attraktiver Effekt. Alfredo Bernardini trifft insgesamt viele Registrierungsentscheidungen, die das Geschehen plastisch und abwechslungsreich sein lassen, mutig und vor allem kundig. Phrasiert wird knackig und kleinteilig, der komplette Satz lebt und vibriert; dazu gesellt sich ein schlichter Lyrismus, allerdings frei von jeder Süße. Musiziert wird insgesamt in differenzierten, entschieden gewählten Tempi, in feinen Gestalten, die einen klaren Sog kreieren. Das Klangbild sichert allen Stimmen eine bemerkenswerte Präsenz, es wirkt plastisch und konturklar, ist zugleich warm und edel beatmet. Sehr gelegentlich wirkt der Raumanteil schwankend – das mag Eingriffen der Postproduktion bei der Bearbeitung der Live-Ergebnisse geschuldet sein.
Diese schöne Platte – vielleicht zum Telemann-Jubiläum – wieder vorzulegen, ist berechtigt. Das Programm zeigt zwei der barocken Schwergewichte in ihrer auch heute frappierenden Lebendigkeit.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Händel & Telemann: Water Musick HWV 348-350 & Wassermusik TWV 55 |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Arcana 1 02.06.2017 |
Medium:
EAN: |
CD
3760195734322 |
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Arcana Michel Bernstein hat mit ARCANA eine Institution im Bereich der Alten Musik geschaffen, deren Katalog mit einer Vielzahl prominenter Namen der Alten Musik aufwarten kann, darunter prominente Namen wie Rinaldo Alessandrini, Gunnar Letzbor oder Sigiswald Kuijken. Als der Labelgründer 2006 plötzlich verstarb, schien es zunächst so, als würde dies auch unweigerlich das Ende von ARCANA bedeuten. Zum Glück entschied sich der italienische Vertrieb Jupiter zum Kauf des Labels. Selbstverständlich plant man, es im Sinne seines Gründers weiterführen. Nach und nach werden nun Aufnahmen aus dem umfangreichen Backkatalog des Labels in neuer Gestaltung wieder veröffentlicht und der Katalog durch neue Aufnahmen bewährter Künstler und von Neuzugängen (darunter Marco Beasley und das Ensemble Accordone) erweitert. Mehr Info... |
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