
Dance Fantasies - Virtuosen-Klavierwerke von Rameau, Czerny, Chopin u.a.
Virtuosenfutter
Label/Verlag: Antes Classics
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Diese Platte fasst viele heiße virtuose Eisen an - ohne sich daran zu verbrennen.
‚Dance Fantasies‘ lautet der Titel des neuen, bei Antes erschienenen Albums der georgisch-deutschen Pianistin Catherine Gordeladze. Außergewöhnlich, was das Repertoire betrifft und technisch überaus anspruchsvoll ist die Auswahl der darauf enthaltenen Stücke, mit der sie chronologisch und stilistisch eine Zeitreise vom Barock bis ins 20. Jahrhundert unternimmt.
Den Ansprüchen gewachsen
Werke von Rameau auf dem modernen Konzertflügel salonfähig gemacht hat der seinerzeit noch als Geheimtipp geltende, inzwischen zum Superstar (wider Willen) avancierte Grigory Sokolov. Dessen Interpretation von 'Les Sauvages' bleibt nach wie vor einzigartig, unter den Kollegen, die das Stück seither aufgegriffen haben (etwa Alexandre Tharaud) kommt Gordeladze dem Niveau Sokolovs aber tatsächlich am nächsten – nicht das schlechteste Kompliment innerhalb der Branche. Dass es sich lohnt, sich mit Rameau auf zeitgenössischen Instrumenten auseinanderzusetzen, hat unter den Komponisten schon Leopold Godowsky (1870-1938) an der Schwelle vom 19. zum 20. Jahrhundert erkannt und zwei Bearbeitungen von Tanzsätzen arrangiert. Wem der Name Godowsky etwas sagt, weiß, dass mit dessen Werken meist extrem hohe technische Anforderungen verbunden sind, die man den Stücken – worin gerade eine der Tücken liegt – oftmals gar nicht anhört. Gordeladze erweist sich diesen Ansprüchen jedoch als gewachsen, und zwar nicht nur hier, sondern auch in der weiteren Godowsky-Transkription von Isaac Albéniz’ Tango D-Dur op. 165/2 und Godowskys Eigenkomposition 'Alt-Wien'. Letztere haben in Vorreiter-Rollen Boris Berezovsky oder auch Marc-André Hamelin ins Konzertrepertoire integriert, hinter dem verschlagenen Wiener Schmäh deren beider Deutungen bleibt Gordeladze allerdings etwas zurück.
Ganz vorn mit dabei
Nicht weniger kerniges Virtuosenfutter sind die zahlreichen Bearbeitungen Sergej Rachmaninovs, deren Gordeladze sich drei ausgesucht hat. Die Kombination aus den Kreisler-Adaptionen von 'Liebesleid' und 'Liebesfreud' bewältigt sie technisch souverän, zudem gelingt es ihr durchgehend, überaus lebendige musikalische Akzente zu setzen. Rubati oder verschärfte Akzentuierungen wirken dabei niemals aufgesetzt, sondern musikalisch klug und schlüssig dosiert. Unter den kursierenden Aufnahmen (z.B. von Boris Berezovsky, Vadim Kholodenko, Vladimir Ashkenazy, Olga Kern) ist sie damit ganz vorn dabei. Auch Chopins drei Walzern op. 34/1 und 2 sowie op. 18 haucht sie permanent kreative Impulse ein und findet neue, ganz eigene Artikulationsaspekte und musikalische Formulierungen. Ravels 'La Valse' bewältigt sie ebenfalls mit souveräner Bravour.
Mit Carl Czernys Walzer-Variationen op. 12 und Franz von Vecseys (1893-1935) 'La Valse triste' (bearbeitet von György Cziffra) finden sich auf dem Album noch zusätzliche Raritäten, die bei Gordeladze ebenfalls von omnipräsenter Verve durchdrungen und in guten virtuosen Händen sind. Trägheit oder Statik gibt es hier nicht, bei ihr führen fast alle Phrasen ein vitales, inspiriertes Eigenleben. Zum noch dazu informativen Booklet kommt eine hohe Tonqualität.
Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!
Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel
Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.
Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
![]() Cover vergrößern |
Dance Fantasies: Virtuosen-Klavierwerke von Rameau, Czerny, Chopin u.a. |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Antes Classics 1 26.05.2017 |
Medium:
EAN: |
CD
4014513033529 |
![]() Cover vergössern |
Antes Classics Zu Beginn der 90er Jahre wurde die ANTES EDITION gegründet, in der hochwertige E-Musik auf Tonträger und im Notendruck erscheint unter dem Motto: Hohe Qualität, unvergleichliches Repertoire und Förderung junger Talente. So wird Komponisten und ausübenden Musikern ein kreatives und aktives Forum der klassischen Musik geboten. Veröffentlicht wurden bisher mehr als 250 CD-Produktionen mit ausgefallenen Kammermusikwerken und herausragenden Interpretationen des bekannten Repertoires. Einen besonderen Schwerpunkt stellt eine Reihe zeitgenössischer Werke aus Estland dar. Gerade die Tatsache, dass Estlands Avantgarde nicht an der Richtschnur westlicher Tendenzen in der Neuen Musik zu messen ist, macht sie so interessant. Eine Vielzahl hervorragender Kritiken und Informationen wurden publiziert. ANTES EDITION ist ein Label der BELLA MUSICA EDITION JÜRGEN RINSCHLER Mehr Info... |
![]() Cover vergössern |
Jetzt kaufen bei...![]() |
Weitere Besprechungen zum Label/Verlag Antes Classics:
-
Gelungene und weniger gelungene Bearbeitungen: Catherine Gordeladze präsentiert eine abwechslungsreiche, wenn auch im Niveau schwankende Zusammenstellung virtuoser Klavier-Arrangements. Weiter...
(Dr. Michael Loos, )
-
Ein Ave Maria kommt selten allein: Die Sopranistin Andrea Chudak lädt ein zu einem Streifzug durch die musikalische Vielfalt des Ave Marias. Weiter...
(Karin Coper, )
-
Vielfalt in Artikulation, Dynamik und Expressivität: Nordeuropäische Orchestermusik präsentiert die Württembergische Philharmonie Reutlingen. Dirigiert von Ola Rudler interpretiert sie Werke von Edvard Grieg und Lars-Erik Larsson und zeigt dabei vor allem eines: bemerkenswerten musikalischen Ausdruck. Weiter...
(Miriam Thaler, )
Weitere CD-Besprechungen von Thomas Gehrig:
-
Sinnlich aufgeladen: Andris Nelsons dirigiert Bruckner und Wagner Weiter...
(Thomas Gehrig, )
-
Die "Fünfte" zu dritt: Beethovens Symphonien im kammermusikalischen Format. Weiter...
(Thomas Gehrig, )
-
Vokale Zeitreise: Diese Produktion lässt das gleichnamige Format anschaulich aufleben. Weiter...
(Thomas Gehrig, )
Weitere Kritiken interessanter Labels:
-
Feine Nuancen: Wolfgang Rihms Kammermusik mit Violoncello. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Pianistische Größe und Grenzen: Behzod Abduraimov überzeugt mit kanonischem Repertoire von Debussy, Chopin und Mussorgsky. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
-
Facettenreicher Debussy: Das Label Alpha Classics legt eine gelungene Aufnahme mit bekannten und weniger prominenten Orchesterwerken des französischen Klangmeisters vor. Weiter...
(Dr. Kai Marius Schabram, )
Portrait

"Bei der großen Musik ist es eine Frage auf Leben und Tod."
Der Pianist Herbert Schuch im Gespräch mit klassik.com.
Sponsored Links
- klassik.com Radio
- Urlaub im Schwarzwald
- Neue Musikzeitung
- StageKit - Websites für Musiker, Veranstalter und Konzertagenturen
Hinweis:
Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers,
nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Die Bewertung der klassik.com-Autoren:
Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich