
Perfido! - Konzertarien von Mozart, Haydn und Beethoven
Emotionsstrotzend
Label/Verlag: signum classics
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Die Sopranistin Sophie Bevan verfügt über eine große Stimme und macht diese Zusammenstellung mit Konzertarien zu einem großen Genuss - selbst wenn kleine Einschränkungen hinzunehmen sind.
Die Sopranistin Sophie Bevan ist eine offenkundige Lieblingsinterpretin von Ian Page, dem künstlerischen Leiter der Ensembles The Mozartists und Classical Opera. Bei der vorliegenden Produktion darf Bevan acht Konzertarien von Haydn, Mozart und Beethoven präsentieren, in einer außerordentlich großzügig ausgestatteten Edition, die musikwissenschaftliche und interpretatorisch anspruchsvolle und lebendige Herangehensweise auf das Erfreulichste verbindet. The Mozartists sind 2017 aus Classical Opera hervorgegangen, um die zeitgenössische Musik jenseits der Oper zu erkunden.
Von Haydn bieten die Musiker 'Scena di Berenice' und 'Solo e pensoso' - in gleichermaßen lyrischen wie dramatischen Lesarten. Im Vergleich etwa zu Arleen Augér ist Sophie Bevan eine weitaus dramatisch-expressivere Sängerin, die zwar bei gehaltenen Tönen ihr Vibrato nicht immer genügend im Zaum halten kann, es aber zumeist als dramatisches Moment beisteuern kann. Bevans Stimme ist schon recht groß, so dass Verzierungen nicht immer ganz leicht erfolgen, doch alle Lagen sprechen insgesamt gut an; Probleme ihrer etwas weniger stark ausgeprägten extremen Höhe weiß sie durch feines Piano zu kaschieren. Neu war mir 'Solo e pensoso', Haydns letzte italienische Arie, die ihre Uraufführung im Dezember 1798 hatte, die Vertonung eines Petrarca-Sonetts, in einem Stil zwischen Nelson-Messe und 'Schöpfung'. Hier geraten (insbesondere ab dem Mezzoforte) ein paar Spitzentöne Bevans ein wenig sauer, und ihr Vibrato wirkt vor der Folie eines historisch informiert musizierenden Orchesters doppelt stark.
Noch stärker zum Vorschein kommen derartige Inkonsistenzen bei den Mozart-Konzertarien, die natürlich schon häufig von berühmtesten Sopranistinnen eingespielt worden sind (Lucia Popp, Kiri Te Kanawa). Während Bevans dramatische Attacke immer wieder überrumpelt, bedauert man ihre Intonationsprobleme bei gehaltenen Tönen, die so häufig eine leicht saure Note bekommen. Dennoch behält Bevans Zugriff wegen der starken dramatischen Komponente immer wieder besonders starke Wirkung – ob in 'O temerario Arbace – Per quel paterno amplesso' KV 79, 'Basta, vincesti – Ah, non lasciarmi, no' KV 486a/295a, 'Ah, lo previdi – Ah, t‘invola agl‘occhi miei' KV 272 oder in 'Bella mia fiamma – Resta, o cara' KV 528. So mag Bevan vielleicht nicht unbedingt die optimale Mozart-Stimme haben – doch bleibt der interpretatorische Eindruck ein klar nachhaltiger.
Kaum anderes lässt sich sagen zu Beethovens berühmtes 'Ah! perfido' op. 65 und das nahezu unbekannte 'No, non turbati – Ma tu tremi, o mio tesoro?' WoO 92a mit einem umfangreichen effektvollen Rezitativ, aber einer eher konventionellen Arie. The Mozartists erfreuen durch dramatische Attacke und runden harmonischen Klang, sind weit mehr als Unterstützer der Sängerin. Aufnahmetechnisch ist die Produktion unübertrefflich, und das Booklet ist rundum eine wahre Wonne – großzügig, umfangreich, mehrsprachig; wenn etwas fehlen könnte, dann höchstens Bilder der Komponisten oder Librettisten (auf diese wurde zugunsten der Interpreten verzichtet – auch solcher, die im Booklet sonst nicht hervorgehoben sind).
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Perfido!: Konzertarien von Mozart, Haydn und Beethoven |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
signum classics 1 05.05.2017 |
Medium:
EAN: |
CD
635212048528 |
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