
Chaminade, Cécile - Trios für Violine, Violoncello und Klavier
Mit Belang
Label/Verlag: MDG
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Das Trio Parnassus ist in perfekter Balance und ausgezeichnetem Zusammenspiel ein äußerst überzeugender Sachwalter der Klaviertrio-Kompositionen Cécile Chaminades'.
Es ist erfreulich zu sehen, wie intensiv Cécile Chaminades (1857–1944) Schaffen durch die Tonträgerindustrie erkundet wird. Beim Trio Parnassus überrascht einen solche Befassung mit dem eher Unbekannten natürlich kaum. In der Besetzung Julia Galic (Violine), Michael Groß (Violoncello) und Johann Blanchard (Klavier) wird hier Chaminades vollständiges Schaffen für Klaviertrio vorgelegt – neben den zwei ausgewachsenen Trios insgesamt sechs kleinere Stücke, von denen nur vier mit einer Opuszahl versehen sind.
Chaminades Schaffen kann man in den vorliegenden Werken als spätromantisch bezeichnen, ohne allzustarken französischen Tonfall. Die beiden Trios (g-Moll op. 11 und a-Moll op. 34) entstanden 1880 bzw. 1886 und stehen stilistisch einander durchaus nahe. Große Eleganz und technische Ausgefeiltheit treffen in beiden Fällen auf attraktive Melodiegestaltung und harmonische Ausarbeitung. Das zweite Trio verzichtet auf ein Scherzo, und so ist die Umrahmung durch kleiner dimensionierte Stücke für nur ein Streichinstrument und Klavier nicht nur dramaturgisch logisch, sondern hebt die Bedeutung der beiden Triokompositionen umso schöner hervor. Gerade das Capriccio e-Moll op. 18 für Violine und Klavier (1890) und einige der 'Trois Morceaux' op. 31 für Violine und Klavier (1880er-Jahre) ebenso wie die beiden Stücke für Cello und Klavier ohne Opuszahl (darunter eine 'Romanza appassionata', die Elgars 'Salut d‘amour' verwandt zu sein scheint) ständen in anderen Interpretationen dem Kitsch durchaus nicht fern – die Musiker der vorliegenden Einspielung entgehen dieser Gefahr, ohne die Verortung aus dem Salon bzw. für den Salon zu negieren.
Das Trio Parnassus – in perfekter Balance und ausgezeichnetem Zusammenspiel der Musik ein äußerst überzeugender Sachwalter – beglückt durch lebensvolle, dynamisch und agogisch äußerst sorgsame Interpretationen, die keinen Moment die Gefahr zu salonhafter Belanglosigkeit aufkommen lassen. Wenn überhaupt, könnte man in den langsamen Sätzen einen etwas zu emphatischen Ausdruck vermerken – verständlich aus der Perspektive, um jeden Preis das allzu Sentimentalistische zu vermeiden, doch vielleicht etwas zu bemüht, um ganz genuin zu wirken. Blanchard hatte für Dabringhaus und Grimm bereits eine SACD mit Klavierkompositionen von Chaminade eingespielt (auf einem historischen Steinway-Flügel), auch hier ist sein Ton von großartiger Delikatesse und Wärme, der sich mit den Streicherstimmen auf das Glücklichste verbindet.
Dabringhaus und Grimm brauchen hier nicht einmal SACD-Aufnahmequalität aufzubieten, um sinnvoll den Raumklang der Abtei Marienmünster den Interpretationen beizuordnen – größtmögliche Natürlichkeit in der Aufnahmtechnik ist ein kongeniales Komplement der engagierten und berührenden Interpretationen. Der Booklettext ist vielleicht einen Hauch zu kurz, ansonsten aber haben wir eine rundum gelungene empfehlenswerte Produktion.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Chaminade, Cécile: Trios für Violine, Violoncello und Klavier |
|||
Label: Anzahl Medien: |
MDG 1 |
Medium:
EAN: |
CD
760623200224 |
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MDG Die klangrealistische Tonaufnahme »Den beim Sprechen oder Musizieren entstehenden Schall festzuhalten, um ihn zu konservieren und beliebig reproduzieren zu können, ist eine Idee, die seit langem die Menschen beschäftigte. Waren zunächst eher magische Aspekte im Spiel, die die Phantasie beflügelten wie etwa bei Giovanni deila Porta, der 1598 den Schall in Bleiröhren auffangen wollte, so führte mit fortschreitender Entwicklung naturwissenschaftlichen Denkens ein verhältnismäßig gerader Weg zur Lösung...« (Riemann Musiklexikon)Seit Beginn der elektrischen Schallaufzeichnung ist der Tonmeister als »Klangregisseur« bei der Aufnahme natürlich dem Komponisten und dem Interpreten, aber auch dem Hörer verpflichtet. Die Mittel zur Tonaufzeichnung sind hinlänglich bekannt. Die Kriterien für ihren Einsatz bestimmt das Ohr. Deshalb für den Hörer hier eine Beschreibung unserer Hörvorstellung. Lifehaftigkeit In der Gewißheit, daß der Konzertsaal im Wohnzimmer (leider) nicht realisierbar ist, konzentriert sich unser Bemühen darauf, die Illusion einer Wirklichkeit zu vermitteln. Die Musik soll im Hörraum so wiedererstehen, daß spontan der Eindruck der Unmittelbarkeit entsteht, das lebendige Klanggeschehen mit der ganzen Atmosphäre der »Lifehaftigkeit« erlebt wird. Da wir praktisch ausschließlich menschliche Stimmen und »klassische« Instrumente - auch sie haben ihren Ursprung im Nachahmen der Stimme - aufnehmen, konzentriert sich unsere Klangvorstellung auf natürliche Klangbalance und tonale Ausgeglichenheit im Ganzen, und instrumentenhafte Klangtreue im Einzelnen. Darüber hinaus natürliche, ungebremste Dynamik und genaueste Auflösung auch der feinsten Spannungsbögen. Weitestgehend bestimmend für die Illusion der Lifehaftigkeit ist auch die Ortbarkeit der Klangquellen im Raum: freistehend, dreidimensional, realistisch.Musik entsteht im Raum Um diesen »Klangrealismus« einzufangen, ist bei den Aufnahmen von MDG eine natürliche Akustik unbedingte Voraussetzung. Mehr noch, für jede Produktion wird speziell in Hinblick auf die Besetzung und den Kompositionsstil der passende Aufnahmeraum ausgesucht. Anschließend wird »vor Ort« die optimale Plazierung der Musiker und Instrumente im Raum erarbeitet. Dieser ideale »Spielplatz« ermöglicht nun nicht nur die akustisch beste Aufnahme, sondern inspiriert durch seine Rückwirkung die Musiker zu einer lebendigen, anregenden Musizierlust und spannender Interpretation. Können Sie sich die Antwort des Musikers vorstellen auf die Frage, ob er lieber in einem trockenen Studio oder in einem Konzertsaal spielt?Die Aufnahme Ist der ideale Raum vorhanden, entscheidet sich der gute Ton an den Mikrofonen - verschiedene Typen mit speziellen klanglichen Eigenheiten stehen zur Auswahl und wollen mit dem Klang der Instrumente im Raum in Harmonie gebracht werden. Ebenso wichtig für eine natürliche Abbildung ist die Anordnung der Mikrofone, damit etwa die richtigen Nuancen in der solistischen Darstellung oder die Kompensation von Verdeckungseffekten realisierbar werden. Das puristische Ideal »nur zwei Mikrofone« kann selten den komplexen Anforderungen einer Aufnahme mit mehreren Instrumenten gerecht werden. Aber egal wie viele Mikrofone verwendet werden: Stellt sich ein natürlicher Klangeindruck ein, ist die Frage nach dem Zustandekommen des »Lifehaftigen« zweitrangig. Entscheidend ist, es klingt so, als wären nur zwei Mikrofone im Spiel.Ohne irgendwelche »Verschlimmbesserer« wie Filter, Limiter, Equalizer, künstlichen Hall etc. zu benutzen, sammeln wir die Mikro-Wellen übertragerlos in einem puristischen Mischpult und geben das mit elektrostatischem Kopfhörer kontrollierte Stereosignal linear und unbegrenzt an den AD-Wandler und zum digitalen Speicher weiter. Dadurch bleiben auch die feinsten Einschwingvorgänge erhalten. Auf der digitalen Ebene wird dann ohne klangmanipulierende Eingriffe mit dem eigenen Editor in unserem Hause das Band zur Herstellung der Compact Disc für den Hörer erstellt, für Ihr hoffentlich großes Hörvergnügen. Mehr Info... |
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