
Kreutzer, Conradin - Septett op. 62 & Trio op. 43
Aus der Hofbibliothek
Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Das Ensemble Himmelpfortgrund bietet eine gelungene Interpretation von Conradin Kreutzers Septett, doch nicht ohne Ecken und Kanten.
Außer der früher vielgespielten Oper 'Das Nachtlager von Granada', vergessen seit der WDR-Studioproduktion mit Hermann Prey, kennt man von Conradin Kreutzer (1780-1849) heute eigentlich – nichts mehr. So ist die Wiederentdeckung des Schaffens des vornehmlich in Donaueschingen und Wien Tätigen umso erfreulicher, nicht zuletzt in einem Projekt, das diverse Besonderheiten auch spieltechnischer Art hervorhebt. Das (sechssätzige) Septett Es-Dur op. 62 für Klarinette, Horn, Fagott, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass wird heute auf die Jahre 1804-10 datiert, auch wenn das Werk erst 1825 gedruckt wurde (eine frühere Kopistenabschrift in der Donaueschinger Hofbibliothek weicht von dem Druck ab und wurde der vorliegenden Einspielung zugrundegelegt, so dass eigentlich die Opuszahl nicht ganz treffend ist). Die Komposition ist von großem musikalischen Reichtum, klangfarblich immer wieder hochinteressant, kontrapunktisch attraktiv gearbeitet. Das Ensemble Himmelpfortgrund bietet eine Interpretation von unzweifelhafter Frische, doch auch nicht ohne Ecken und Kanten. Die einem historischen Instrument von Theodor Lotz nachgebaute Klarinette entfaltet in den langsamen Sätzen eine ganz besondere Wärme, während der Streicherklang durch (seltene) unterschiedliche Grade an (geringem) Portamento nicht immer im Ganzen überzeugt und auch weil die Intonation der Violine nicht immer mit den anderen Instrumenten harmoniert. Das Horn ist im Verhältnis zu den anderen Instrumenten an einigen wenigen Stellen etwas zu laut – da hätte die Tontechnik noch etwas zur Gesamtharmonie beitragen können.
Gleiches gilt für den Booklettext; auch hier führen die Einzelinformationen zu einem ganz überzeugenden in sich runden Ganzen (die ‚zwangsläufige’ Wahl des Kreutzer-Septetts ist angesichts vergleichbarer Werke von Hummel und anderen keineswegs so zwangsläufig, wie es dem Bookletautor scheint). So erfahren wir nichts über das Entstehungs- oder Veröffentlichungsjahr des Es-Dur-Trios op. 43 für Klavier, Klarinette und Fagott, können wohl nur davon ausgehen, dass es irgendwann ab 1818 entstand. Insgesamt wirkt es in sich runder als das (sicher experimentellere) Septett, ist auch traditioneller in der Konzeption: Vielleicht auch bedingt durch die hier rundum erfolgreiche Aufnahmetechnik, harmonieren die drei Musiker (Klarinettist Benjamin Reissenberger, Fagottist Sergio Azzolini und Tobias Koch an einem ganz wunderbar klingenden, vermutlich 1813 entstandenen Wiener Hammerflügel) auf das Vorzüglichste. Phrasierung, dynamische Schattierung, allgemeine Farbgebung, Melodiebildung und Harmoniegestaltung zeugen von einer Art vollkommener Harmonie zwischen den Musikern und ihren Instrumenten. Hier klingt alles gerade so natürlich, wie man es sich für Interpretationen, die auf historisch informierte Spielweise aufbauen, aber zum Kern der Musik gelangen wollen, nur wünschen kann.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Kreutzer, Conradin: Septett op. 62 & Trio op. 43 |
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Label: Anzahl Medien: Spielzeit: |
cpo 1 62:04 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
CD
761203506729 cpo 555 067-2 |
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Kreutzer, Conradin |
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cpo Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
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