
Bruckner, Anton - Sinfonien Nr. 4, 5, 7, 8 & 9
Großes Bruckner-Kino
Label/Verlag: Arthaus Musik
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Franz Welser Möst und Anton Bruckner diese Chemie stimmt nicht nur geographisch.
Seit 2002 ist Franz Welser-Möst Musikdirektor des Cleveland Orchestra. Mit diesem ‚seinem‘ Orchester sind in der vorliegenden, bei Arthaus Musik erschienenen DVD-Box gebündelte Mitschnitte diverser Bruckner-Sinfonien erschienen. Entstanden sind die Aufzeichnungen im Zeitraum zwischen den Jahren 2006 bis 2012 an unterschiedlichen Aufführungsorten wie der Stiftsbasilika St. Florian, dem Wiener Musikverein oder der Severance Hall in Cleveland.
Geschärfte Sinne
Welser-Mösts Interpretationsansätze sind geprägt von geschärften musikalischen Sinnen, die viel Wert auf akribische Arbeit nah am Notentext legt. Bruckners Vortragsbezeichnungen (ob ‚feierlich‘ oder ‚misterioso‘) und detailliert angegebene bzw. überlieferte Vorstellungen werden präzise abgebildet. Dass das Cleveland Orchestra sich darauf versteht, sämtliche Klangregister zu ziehen, erweist sich beispielsweise im Scherzo der (übrigens in der Fassung von 1887 erklingenden) Achten Sinfonie, in das Welser-Möst enorm hohe Klang-elastische Sprengkraft legt. Die bei Bruckner oftmals so unvermittelt aufeinanderprallenden Temperamente stellt er hier in Gestalt typisch bombastischer, sich gleich darauf in Pianissimo-Introvertiertheit zurückziehender Blech-Kaskaden stilsicher einander gegenüber. Welser-Möst selbst beschreibt das Wesen von Bruckners Musik dahingehend, dass der Zuhörer immer wieder ahnt, dass es – Zitat – ‚das noch nicht gewesen sein kann‘. Exemplarisch hierfür führt er das Adagio der Siebten an, in dem er den Aufbau genau solcher Spannungsbögen meisterhaft exerziert. Nur vereinzelt (etwa im zweiten Satz der Vierten) wirkt seine Herangehensweise etwas zu analytisch kontrolliert und bleibt gefühlt nicht genug Raum für Momente spontaner Impulsivität, die unmittelbar einzufangen gerade das Format eines Live-Mitschnittes prädestiniert wäre.
Fließend ‚Brucknerisch‘
Im Großen und Ganzen lautet das klare musikalisches Fazit aber: Die Edition bietet großes Bruckner-Kino. Ob es nun etwas damit zu tun hat, dass Welser-Möst wie der Komponist selbst ein Sohn der Stadt Linz ist oder nicht – dessen Tonsprache spricht er jedenfalls so fließend, dass Fans gleichermaßen wie Neuentdecker auf ihre Kosten kommen dürften. Leider spart die Kompilation die Sinfonien Nr. 1–3 sowie die ‚Nullte‘ aus, auf einem solchen Level hätte man gerne auch eine zyklische Gesamteinspielung gehört. Immerhin teilweise sind zusätzliche Features eingebaut – zur Siebten und Neunten gibt es Werkeinführungen, zu Nummer 5 und 8 zumindest Interviews. Eine flächendeckende Ausstattung damit hätte sich die Edition aber ruhig gönnen dürfen. Ton- und Bildqualität überzeugen (vom Klangbild her ist die Severance Hall den übrigen Spielorten leicht überlegen), die jeweiligen Booklets informieren fundiert. Hingegen kommt die Bildführung über ein eher biederes Standardschema nicht hinaus.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: Features: Regie: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Bruckner, Anton: Sinfonien Nr. 4, 5, 7, 8 & 9 |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Arthaus Musik 5 24.03.2017 |
Medium:
EAN: |
DVD
4058407093138 |
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Arthaus Musik Arthaus Musik wurde im März 2000 in München gegründet und hat seit 2007 seinen Firmensitz in Halle (Saale), der Geburtsstadt Georg Friedrich Händels. Zahlreiche Veröffentlichungen des Labels wurden mit internationalen Preisen ausgezeichnet, darunter der Oscar-prämierte Animationsfilm ?Peter & der Wolf? von Suzie Templeton, die aufwändig produzierte ?Walter-Felsenstein-Edition? und die von Sasha Waltz choreographierte Oper ?Dido und Aeneas?, die beide den Preis der deutschen Schallplattenkritik erhielten. Mit dem Midem Classical Award wurden u. a. die Dokumentationen ?Herbert von Karajan ? Maestro for the Screen? von Georg Wübbolt und ?Celibidache ? You don?t do anything, you let it evolve? von Jan Schmidt-Garre ausgezeichnet. Die Dokumentation ?Carlos Kleiber ? Traces to nowhere? von Eric Schulz erhielt den ECHO Klassik 2011. Mit der Tochterfirma Monarda Arts besitzt Arthaus Musik eine ca. 900 Produktionen umfassende Rechtebibliothek zur DVD-, TV- und Onlineauswertung. Seit 2007 entwickelt das Unternehmen kontinuierlich die Sparte Eigenproduktion mit der Aufzeichnung von Opern, Konzerten, Balletten und der Produktion von Kunst- und Musikdokumentationen weiter. Arthaus Musik DVDs und Blu-ray Discs werden über ein leistungsfähiges Vertriebsnetz, u.a. in Kooperation mit Naxos Global Distribution in ca. 70 Ländern der Welt aktiv vertrieben. Darüber hinaus veröffentlicht und vertreibt Arthaus Musik die 3sat-DVD-Edition und betreut für den Buchhandel u.a. die Buch- und DVD-Edition über Pina Bausch von LArche Editeur, Preisträger des Prix de lAcadémie de Berlin 2010. Mehr Info... |
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