
Ekman, Alexander - A Swan Lake
5000 Liter Wasser
Label/Verlag: Arthaus Musik
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Alexander Ekman setzt sich in seinem ersten abendfüllenden Stück mit Tschaikowskys 'Schwanensee' auseinander.
Kaum zu glauben, dass Tschaikowskys 'Schwanensee' bei seiner Uraufführung 1877 durchfiel. Erst Choreograph Marius Petipa machte das Ballett zum Welterfolg. Die Frage, wie das ausgerechnet mit einem Stück gelingen konnte, in dem die Primaballerina einen Vertreter aus der Familie der Entenvögel verkörpert, inspirierte Alexander Ekman zu seiner Produktion 'A Swan Lake', die 2014 in Oslo aufgezeichnet wurde. Anders als John Neumeiers 'Illusionen – wie Schwanensee' (1976) oder Matthew Bournes 'Swanlake' (1995) lieferte Ekman keine Neudeutung der bekannten Partitur und Geschichte. Auf Musik des Komponisten Michael Karlsson, der spielerisch Zitate aus dem bekannten Ballett verwendet, entwickelte er eine eigene Handlung.
Grotesker ‚Anti-Petipa’
In dem mit '1877 (more or less)' überschriebenen ersten Akt führt Ekman in die Entstehungszeit von 'Schwanensee' und zeigt eine humoristische Parade unterschiedlichster Charaktere, die wie in einem Slapstick-Film türenschlagend auf- und abtreten. In einer Schleife aus sich wiederholenden Szenen, die an die Komödie ‚Und täglich grüßt das Murmeltier’ (‚Groundhog Day’) mit Bill Murray erinnern, taumeln ein tragischer Selbstmörder, hysterische Cheerleader, eine grinsende Bilderbuchfamilie, eine blutrünstige Ornithologin oder ein abgehalfterter Transvestit in einen manischen Kreislauf, der sich steigert und zuspitzt, an Tempo gewinnt und gewollt mit Klischees (und den Nerven der Zuschauer) spielt. Die Grenze zum Sprechtheater weicht Ekman auf, wenn er in einer witzigen Szene Künstler und Produzent über die Unmöglichkeit eines Schwanenballetts diskutieren lässt. Die folgende Zusammenfassung der Schwanensee-Handlung ist eine böse Parodie, die schließlich in eine choreographische Reflexion über das Bewegungsrepertoire der Schwäne mündet: Das Pas de Trois, das Ekman hierzu auf die Bühne bringt, ist herrlich grotesker ‚Anti-Petipa’ und ein hervorragendes Stück zeitgenössischer Tanz.
Optisch-akustische Ausrufezeichen
Der mit '137 years later' betitelte zweite Akt ist ein Bruch. War das komische Element bislang dominierend, steht nun ein anderes Element im Fokus: das Wasser. Die mit 5000 Litern Wasser gefüllte Bühne wird zum See, auf dem sich die brillanten Tänzer des Norwegischen Nationalballetts bewegen. Ihre Schritte, das aufspritzende Nass, das Glitzern der Wasseroberfläche werden zum Soundtrack und zu optisch-akustischen Ausrufezeichen einer Meditation, die urplötzlich in eine temporeiche Jagd umschlägt. Was folgt, ist ein Kampf mit dem Element, Tänzer, die auf das Wasser schlagen, es aufwerfen, durch es hindurchgleiten wie Fische... Das Zusammentreffen des weißen und schwarzen Schwanes wird zum dualistischen Zweikampf, in dem das Stück urplötzlich große Tiefe erhält. Wenn Ekman dann im Schlussbild in die Zukunft reist und einen Roboter mit Schwanenflügeln auftreten lässt, dann endet der Abend aber doch wieder, wie er begonnen hat: mit einem Augenzwinkern.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: Features: Regie: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Ekman, Alexander: A Swan Lake |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Arthaus Musik 1 24.02.2017 |
Medium:
EAN: |
DVD
4058407093237 |
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Arthaus Musik Arthaus Musik wurde im März 2000 in München gegründet und hat seit 2007 seinen Firmensitz in Halle (Saale), der Geburtsstadt Georg Friedrich Händels. Zahlreiche Veröffentlichungen des Labels wurden mit internationalen Preisen ausgezeichnet, darunter der Oscar-prämierte Animationsfilm ?Peter & der Wolf? von Suzie Templeton, die aufwändig produzierte ?Walter-Felsenstein-Edition? und die von Sasha Waltz choreographierte Oper ?Dido und Aeneas?, die beide den Preis der deutschen Schallplattenkritik erhielten. Mit dem Midem Classical Award wurden u. a. die Dokumentationen ?Herbert von Karajan ? Maestro for the Screen? von Georg Wübbolt und ?Celibidache ? You don?t do anything, you let it evolve? von Jan Schmidt-Garre ausgezeichnet. Die Dokumentation ?Carlos Kleiber ? Traces to nowhere? von Eric Schulz erhielt den ECHO Klassik 2011. Mit der Tochterfirma Monarda Arts besitzt Arthaus Musik eine ca. 900 Produktionen umfassende Rechtebibliothek zur DVD-, TV- und Onlineauswertung. Seit 2007 entwickelt das Unternehmen kontinuierlich die Sparte Eigenproduktion mit der Aufzeichnung von Opern, Konzerten, Balletten und der Produktion von Kunst- und Musikdokumentationen weiter. Arthaus Musik DVDs und Blu-ray Discs werden über ein leistungsfähiges Vertriebsnetz, u.a. in Kooperation mit Naxos Global Distribution in ca. 70 Ländern der Welt aktiv vertrieben. Darüber hinaus veröffentlicht und vertreibt Arthaus Musik die 3sat-DVD-Edition und betreut für den Buchhandel u.a. die Buch- und DVD-Edition über Pina Bausch von LArche Editeur, Preisträger des Prix de lAcadémie de Berlin 2010. Mehr Info... |
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