
Fuchs, Robert - Sämtliche Werke für Violoncello und Klavier
Imperialistisch-emphatisch
Label/Verlag: TYXart
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Martin Ostertag und Oliver Triendl sind berufene Anwälte dieser ästhetisch eher rückwärts gewandten, aber deshalb keineswegs uninteressanten Kammermusik.
Bei Robert Fuchs‘ Kammermusik auf Tonträger kann man mittlerweile fast von einer systematischen Erkundung sprechen. Nun also die kompletten Werke für Cello und Klavier – zwei Sonaten und sieben Phantasiestücke –, mit zwei prominenten Interpreten: Martin Ostertag und Oliver Triendl. Mit der Drucklegung seiner Kompositionen hatte sich Fuchs jeweils Zeit gelassen. Die (viersätzige) d-Moll-Sonate op. 29 und die (dreisätzige) Sonate es-Moll op. 83 erschienen 1881 bzw. 1909 im Druck. Im Vergleich zu der Musik seiner Zeitgenossen, ist Fuchs besonders in seiner zweiten Sonate (bei allen offenkundigen Qualitäten der Komposition) im Grunde unmodern zu nennen – dies ist (wie auch besonders die erste Sonate) Musik der Brahms-Nachfolge, mit großer Emphase, starker Emotion und reichem Effekt. Ostertag und Triendl beherrschen diesen ‚imperialistischen Gestus‘ bestens, der nicht etwa billige Affirmation ist, sondern die Verbindung von ernsthafter Emphase und schicklichem Ausdruck (besonders gut zu hören in den langsamen Sätzen) und somit eindeutig Produkt des musikalischen Historismus vielmehr denn eines dekadenten Fin-de-siècle.
1906-7 entstanden die sieben Phantasiestücke op. 78, deren Ausgangspunkt Schumann nur noch sehr bedingt durchscheint. Eindeutig sind wir ein bis zwei Generationen weiter in der Musikgeschichte, bei Reinecke, Draeseke, Bruch und anderen. Das mag Musik sein, die allgemein weniger beliebt ist, nicht zuletzt wegen des Umbruchs in Richtung einer historischen Stilpluralität, wobei Fuchs eher den Bewahrern des Status Quo denn den „Neuerkundern“ zuzurechnen ist. Weniger attraktiv oder künstlerisch ‚minder‘ ist sie drum nicht, gerade auch wenn sie so autoritativ wie hier dargeboten wird, wenn die möglicherweise in anderen Interpretationen drohende Kitschgefahr konsequent vermieden wird.
Während das Booklet wie häufig bei TYX als vorbildlich bezeichnet werden darf, enttäuscht diesmal etwas die Aufnahmetechnik in der ersten Sonate. Da wird alles detailgenau aufgezeichnet, alles hat genügend Raum und Wärme, die Instrumente sind bestens aufeinander abgestimmt, doch ist das dynamische Spektrum nicht ganz so weiträumig wie bei anderen Produktionen, das Forte und das Fortissimo etwas lärmend, ohne die ansonsten auf der CD zu hörende Noblesse. Die SWR-Aufnahmetechnik des Jahres 2004 scheint hier etwas zu schwächeln – schade, dass so gerade das Ende der Produktion etwas weniger überzeugt als der Rest.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Fuchs, Robert: Sämtliche Werke für Violoncello und Klavier |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: Spielzeit: |
TYXart 1 03.03.2017 75:40 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
CD
4250702800781 TXA16078 |
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"CD "Robert Fuchs: Sämtliche Werke für Violoncello und Klavier" op.83, op.78 und op.29 |
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