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Montag, 20. März 2023

The Tchaikovsky Cycle - Sämtliche Sinfonien & Konzerte

Stattliche Portion Tschaikowsky


Label/Verlag: Arthaus Musik
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Wladimir Fedossejews großer Tschaikowsky-Zyklus, 1991 in Frankfurt für das Fernsehen aufgezeichnet, ist noch heute ausgesprochen beeindruckend.

Er war einer der Sowjet-Stars, heute gehört er zu den letzten unter ihnen, die noch am Leben sind und – mit inzwischen 84 Jahren – auch noch immer dirigieren: Wladimir Fedossejew. 1991 leitete er bei einem Gastspiel in Frankfurt einen großen, für das Fernsehen aufgezeichneten und nun auf DVD erschienenen Tschaikowsky-Zyklus, natürlich mit ‚seinem‘ Moskauer Radiosymphonieorchester. Dieses Orchester nennt sich mittlerweile Tschaikowsky Symphonieorchester Moskau, und Fedossejew wurde 1974 dort Chefdirigent. Er ist es nach unfassbaren 43 Jahren noch heute.

Der Zyklus beginnt mit der Ersten Symphonie – leider! Zwar ist sie beileibe nicht schlecht gespielt, sehr schöne Bläsersoli, ein sportliches Finale, aber doch insgesamt eher nüchtern und reißt einen nicht vom Hocker. Doch dann folgt auf dieser ersten von sechs DVDs gleich die symphonische Dichtung 'Francesca da Rimini', und ab hier macht es richtig Spaß, weil das Orchester einen turbulenten Trubel entfacht.

Selbstverständlich enthält der Zyklus alle sechs Symphonien Tschaikowskys, die durchweg ansprechend gespielt werden, teilweise mit ungewohnten Tempi. Häufig sind aber die übrigen Werke noch spannender, die damals die Programme in der Alten Oper Frankfurt ergänzten und die beispielsweise fast alle konzertanten Werke Tschaikowskys beinhalten, außerdem Auszüge aus der Oper 'Jewgenij Onegin' und dem Ballett 'Schwanensee' sowie die Streicherserenade, die Ouvertüre '1812' und eine weitere kaum bekannte Ouvertüre in F-Dur. Eine stattliche Portion Tschaikowsky also.

Einen Lenskij haben die Musiker damals nicht mit nach Frankfurt gebracht, daher fehlt eine der bekanntesten Arien aus dem 'Onegin', doch die noch berühmtere Briefszene der Tatjana ist natürlich dabei. Sie wird recht flott musiziert, Lydia Schernikh singt mit reichlich Vibrato, aber hübsch besonders in den zarten Abschnitten dieser so wechselhaften Szene. Alexander Nenadowskij klingt als Onegin so herablassend, wie es der Rolle zukommt. Wichtiger als die vokalen Teile sind aber die rein instrumentalen Auszüge der Oper, denn das Orchester glänzt im Vorspiel, dem Walzer und der grandiosen Polonaise.

Ebenso auch in den 'Schwanensee'-Auszügen, die sich auf einer DVD zusammen mit der ebenfalls besonders gelungenen Aufführung der Dritten Symphonie befinden und in denen sich ein phänomenaler Orchesterklang und viele wunderbare Soli bestaunen lassen. Wie sich der im Alter bereits deutlich fortgeschrittene Solocellist mit vollem Einsatz auf ein großes Solo stürzt, ist ebenso beeindruckend zu hören wie anzusehen. Besagter leider nicht namentlich genannte Solocellist tritt noch einmal in Erscheinung im Zweiten Klavierkonzert. Dort nimmt er im zweiten Satz extra Platz zwischen dem Konzertmeister und dem Pianisten, denn dieser Satz ist quasi ein Tripelkonzert. Klanglich gönnt ihm die Tontechnik diesen Platz leider nicht, und letztlich kommt auch der Flügel leider nicht ganz optimal zur Geltung. Oft war dieser Satz ja mit Kürzungen zu hören, hier wird aber die vollständige Fassung gespielt.

Dass gerade dieses sträflich vernachlässigte Zweite Klavierkonzert in G-Dur besonders spannend wirkt, ist auch dem großartigen Solisten zu verdanken. Kein geringerer als Michail Pletnjow spielte damals den Solopart, nicht nur hier, sondern auch im Ersten Klavierkonzert sowie der Konzertphantasie op. 56, ebenfalls G-Dur. Das Zweite Klavierkonzert jedoch gelingt ihm besonders gut, die Tempi sind oft ganz anders als gewohnt, so flott und drängend manchmal, dass das Orchester kaum hinterher kommt. Der gigantischen Solokadenz im ersten Satz zu folgen ist besonders fesselnd, da man sowohl technisch als auch gestalterisch eine erstaunliche Leistung miterlebt.

Beachtlich sind auch die Aufnahmen der 'Rokoko-Variationen' mit dem damals noch jungen Cellisten Antonio Meneses und des Violinkonzerts mit Viktor Tretjakow, ferner auch der vor leerem Saal, also nicht im Konzert aufgenommen Streicherserenade. Auch optisch lohnt es sich unbedingt, den ausgesprochen temperamentvollen Wladimir Fedossejew zu beobachten. Viele Musiker sind immer wieder sehr schön in extremer Nahaufnahme zu sehen. Beiheft oder besondere Features sind in dieser Produktion nicht enthalten.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Regie:





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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    The Tchaikovsky Cycle: Sämtliche Sinfonien & Konzerte

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
Arthaus Musik
6
27.01.2017
Medium:
EAN:
DVD
4058407093183

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Arthaus Musik

Arthaus Musik wurde im März 2000 in München gegründet und hat seit 2007 seinen Firmensitz in Halle (Saale), der Geburtsstadt Georg Friedrich Händels.

Das Pionierlabel für Klassik auf DVD veröffentlicht nunmehr seit 13 Jahren hochkarätige Aufzeichnungen von Opern, Balletten, klassischen Konzerten, Jazz, Theaterinszenierungen sowie ausgesuchte Dokumentationen über Musik und Kunst. Mit bis zu 150 Veröffentlichungen pro Jahr sind bisher über 1000 Titel auf DVD und Blu-ray erschienen. Damit bietet Arthaus Musik den weltweit umfangreichsten Katalog von audiovisuellen Musik- und Kunstproduktionen und ist seit Gründung des Labels international führender Anbieter in diesem Segment des Home Entertainment Marktes.

In vielen referenzgültigen Aufzeichnungen sind die größten Künstler unserer Zeit wie auch aus vergangenen Tagen zu hören und zu sehen. Unter den Veröffentlichungen finden sich Aufnahmen mit Plácido Domingo, Cecilia Bartoli, Luciano Pavarotti, Maria Callas, Jonas Kaufmann, Elīna Garanča; mit Dirigenten wie Carlos Kleiber, Claudio Abbado, Nikolaus Harnoncourt, Lorin Maazel, Pierre Boulez, Zubin Mehta; aus Opernhäusern wie der Mailänder Scala, der Wiener Staatsoper, dem Royal Opera House Covent Garden, der Opéra National de Paris , der Staatsoper Unter den Linden, der Deutschen Oper Berlin und dem Opernhaus Zürich.

Zahlreiche Veröffentlichungen des Labels wurden mit internationalen Preisen ausgezeichnet, darunter der Oscar-prämierte Animationsfilm ?Peter & der Wolf? von Suzie Templeton, die aufwändig produzierte ?Walter-Felsenstein-Edition? und die von Sasha Waltz choreographierte Oper ?Dido und Aeneas?, die beide den Preis der deutschen Schallplattenkritik erhielten. Mit dem Midem Classical Award wurden u. a. die Dokumentationen ?Herbert von Karajan ? Maestro for the Screen? von Georg Wübbolt und ?Celibidache ? You don?t do anything, you let it evolve? von Jan Schmidt-Garre ausgezeichnet. Die Dokumentation ?Carlos Kleiber ? Traces to nowhere? von Eric Schulz erhielt den ECHO Klassik 2011.

Mit der Tochterfirma Monarda Arts besitzt Arthaus Musik eine ca. 900 Produktionen umfassende Rechtebibliothek zur DVD-, TV- und Onlineauswertung. Seit 2007 entwickelt das Unternehmen kontinuierlich die Sparte Eigenproduktion mit der Aufzeichnung von Opern, Konzerten, Balletten und der Produktion von Kunst- und Musikdokumentationen weiter.

Arthaus Musik DVDs und Blu-ray Discs werden über ein leistungsfähiges Vertriebsnetz, u.a. in Kooperation mit Naxos Global Distribution in ca. 70 Ländern der Welt aktiv vertrieben. Darüber hinaus veröffentlicht und vertreibt Arthaus Musik die 3sat-DVD-Edition und betreut für den Buchhandel u.a. die Buch- und DVD-Edition über Pina Bausch von L’Arche Editeur, Preisträger des Prix de l’Académie de Berlin 2010.


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