
Martin Luther und die Musik - Chorwerke von Luther, Neusiedler, Walter, Eccard u.a.
Der Klang der Reformation
Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Die vorliegende Aufnahme liefert einen umfassenden Querschnitt durch die Musik der Reformation. Bemerkenswert ist sowohl die differenzierte Klangsprache der einzelnen Werke als auch die Ausdrucksvielfalt der Stimmen und Instrumente.
Das Jahr 2017 ist für die Kirchenmusik ein ganz besonderes Jahr. Wir feiern nicht nur das 500. Jubiläum der Reformation, sondern auch den Höhepunkt der Lutherdekade, die schon im Jahr 2008 eingeleitet wurde. Was liegt näher, als auch musikalisch auf dieses Großereignis einzugehen und eine CD zu produzieren, die sich mit der Musik der Epoche beschäftigt? Der Bach-Chor Siegen und das Johann Rosenmüller Ensemble haben dieses Projekt unter der Leitung von Ulrich Stötzel in Angriff genommen und pünktlich zum Reformationsjubiläum die vorliegende, beim Label cpo erschienene CD veröffentlicht. Das Ergebnis ist eine umfassende Bandbreite von musikalischen Kleinodien, die dem Hörer einen tiefen Einblick in den Klang der Reformation bieten.
Die Auswahl der Komponisten geht dabei weit über die Beiträge Martin Luthers hinaus. Mit ohnehin berühmten Vertretern der Barockzeit wie Johann Sebastian Bach oder Heinrich Schütz sowie Meistern der Renaissance wie Michael Praetorius und Johann Eccard tragen auch bisher noch wenig bekannte Komponisten aus Luthers Umfeld wie Thomas Stoltzer, Hans Neusidler oder Johann Walter zur charakteristischen klanglichen Vielfalt bei. Das musikalische Spektrum reicht dabei von gregorianischer Einstimmigkeit über instrumentale Tänze bis hin zum mehrstimmigen Vortrag von Kirchenliedern, Motetten und Doppelchören. Die Dramaturgie sieht vor, dass jeweils am Beginn und am Ende der Aufnahme Werke von besonderer Bedeutung erklingen. So wird der Reigen der Reformationsmusik eingeleitet durch Werner Fabricius’ Jubelmotette 'Jauchzet ihr Himmel', die dem Titel des Werkes durch das gesamte Aufgebot an Stimmen und Instrumenten, abwechselnd mehrstimmige und solistische Abschnitte sowie ihr mitreißendes tänzerisches Wesen alle Ehre macht. Nach etlichen kürzeren Werken, in denen Luthers bekannteste Kirchenlieder wie 'Vom Himmel hoch' und 'Ein feste Burg ist unser Gott' natürlich nicht fehlen dürfen, schließt die Aufnahme mit dem jüngsten, aber wohl auch berühmtesten Werk: Johann Sebastian Bachs Kantate 'Christ lag in Todesbanden'. Aus zwei Gründen bildet dieses Werk den perfekten Abschluss der vorliegenden CD. Einerseits ist die Kantate als Gattung der Höhepunkt der protestantischen Kirchenmusik, die durch Luther eingeleitet und durch Bach zur Höchstform entwickelt wurde. Andererseits gehört der Choral 'Christ lag in Todesbanden', der aus der Feder Luthers stammt, zu den bedeutendsten evangelischen Chorälen des Kirchenjahrs, zumal er Passion und Ostern - die wichtigsten christlichen Festtage - miteinander verbindet, so dass diese prominente Position im Programm zweifellos angemessen ist.
Ausdrucksstarke und authentische Darstellung
So beeindruckend schon allein die Auswahl und Dramaturgie der einzelnen Werke auf den Zuhörer wirkt, so sehr kann er sich darüber hinaus von der Vortragsweise überzeugen lassen, die hervorragend auf die Charakteristika der jeweiligen Epoche eingeht. Neben der ebenso virtuosen wie ausdrucksstarken Präsentation der Instrumentalisten ist hier besonders der Vortrag der Gesangssolisten hervorzuheben, die mit einem siebenköpfigen Ensemble aus zwei Sopranen (Monika Mauch, Ina Siedlaczek), einem Countertenor (Franz Vitzthum), zwei Tenören (Georg Poplutz, Nils Giebelhausen) und zwei Baritonen (Markus Flaig, Jens Hamann) hochkarätig besetzt sind. Vom ersten bis zum letzten Werk überzeugen die Sänger durch ihre authentische Vortragsweise und einen schlanken, unaufdringlichen, aber intonatorisch stets sauberen und transparenten Klang, bei dem sich keine Stimme mehr als nötig in den Vordergrund drängt.
Abgerundet wird das klangliche Bild der Reformation durch gelegentliche Einschübe rein instrumentale Werke für diverse Bläserbesetzungen oder Laute solo. Gerade diese Stücke sind von besonderem Wert für diese Sammlung, zumal es denkbar ist, dass Luther, der nicht nur Reformator und Mönch, sondern als Lautenist auch ausübender Musiker war, selbst ähnliche Werke dieser Art gespielt haben könnte.
Insgesamt liegt hier eine in jeder Hinsicht gelungene Einspielung vor, die jedem zu empfehlen ist, der sich für die Musik der Reformation interessiert und dabei über den Tellerrand der gängigsten Luther-Choräle hinausschauen möchte.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Martin Luther und die Musik: Chorwerke von Luther, Neusiedler, Walter, Eccard u.a. |
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Label: Anzahl Medien: Spielzeit: |
cpo 1 70:59 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
CD
761203509829 cpo 555 098-2 |
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Bach, Johann Sebastian |
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cpo Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
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