
Goldmark & Woyrsch - Klaviertrios
Klaviertrios um 1900
Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Das Hyperion Trio spielt Klaviertrios von Rubin Goldmark und Felix Woyrsch sowie zusammen mit der Sängerin Carolina Ullrich dessen Lieder op. 2.
Über vier Lieder auf dieser Platte verrät schon die Opuszahl 2, dass es sich um Frühwerke handelt. Immerhin war der Komponist Felix Woyrsch aber doch schon 24, als er sie schrieb; er war offenbar eher Spätentwickler. Eine Besonderheit besteht darin, dass Woyrsch dem Klavier und der Singstimme ein weiteres Soloinstrument hinzugefügt hat, zweimal das Cello und zweimal die Violine. Klavier und Cello haben sogar im zweiten Lied 'Die Lotosblume' nach Heinrich Heine ein längeres Vorspiel, das eine wunderbar lyrische Stimmung beschwört. Überhaupt muss man diesen vier kleinen Liedern attestieren, dass sie außerordentlich stimmungsvoll gestaltet sind.
Die in Chile aufgewachsene Sängerin Carolina Ullrich artikuliert die Texte (dreimal Heine und einmal Lenau) völlig akzentfrei. Der Name könnte auf deutsche Wurzeln hinweisen, jedenfalls aber wurde sie in Deutschland ausgebildet und gehört heute zum Ensemble der Dresdner Semperoper. Obwohl sie relativ schlicht singt, ist man nicht erstaunt, dass sie hauptsächlich als Opernsängerin reüssiert. Letztlich zeigt sie keine so subtile, jede Nuance auslotende Leistung wie sie Liedspezialisten heutzutage zuweilen gelingt und wie sie in dieser Aufnahme eher bei ihren instrumentalen Partnern zu finden ist.
Das Klaviertrio op. 69 hingegen ist ein spätes Werk, dem man allerdings kaum anhört, dass es 1919 entstanden und 1926 publiziert wurde. Felix Woyrsch scheint nie eine besonders herausragende Stellung im Musikleben gespielt zu haben, doch glaubt man dem Beiheft, hatte er zu Lebzeiten mit seinen Werken durchaus Erfolg. Tatsächlich macht auch sein spätes Trio, ebenso wie die frühen Lieder, einen sehr inspirierten Eindruck. Seine eher konservative Musiksprache ist alles andere als untypisch für diese Zeit, nur nimmt man es oft nicht wahr, dass sich sehr viele Komponisten auch im frühen 20. Jahrhundert noch stark an Vorbildern aus dem 19. orientierten.
Das Werk passt insofern sogar recht gut zu jenem anderen Klaviertrio dieser neuen Platte, als es tatsächlich noch dem 19. Jahrhundert entstammt, genauer gesagt dem Jahr 1892. Beim Komponisten Goldmark handelt es sich nicht etwa um Karl Goldmark – für cpo darf es gerne mal noch etwas weniger bekannt sein. Rubin Goldmark war, so verrät das Beiheft, dessen Neffe. Dass er Schüler von Dvořák war, wie man weiter nachlesen kann, ist seinem Trio op. 1 (außer vielleicht im Scherzo) ebenso wenig anzuhören wie der Umstand, dass er in New York geboren wurde und selbst Komponisten wie Gershwin oder Copland unterrichtet hat.
Drei völlig unbekannte Werke aus der Zeit um 1900 also, alle ausgesprochen attraktiv und angenehm zu hören. Das liegt sicher auch am Hyperion Trio, denn das spielt in diesen Aufnahmen klanglich sehr überzeugend und gut ausgewogen; der langsame Satz in Woyrschs Trio etwa wirkt in seiner ruhigen Umsetzung durch die Musiker ganz bezaubernd. Was man ein wenig vermissen könnte, ist die ungezähmte Seite, die kräftig akzentuierte, große Geste, die auf dieser Platte vergleichsweise selten und eigentlich nie wirklich ausgeprägt hörbar ist. Dabei würden die Werke in dieser Hinsicht, so scheint es zumindest, eigentlich schon etwas mehr hergeben. Das Beiheft informiert solide über Komponisten und Werke, allerdings etwas knapper als sonst bei cpo, und man erfährt nichts über Woyrschs ungefähr 40 letzte Lebensjahre.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Goldmark & Woyrsch: Klaviertrios |
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Label: Anzahl Medien: Spielzeit: |
cpo 1 70:41 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
CD
761203512225 cpo 555 122-2 |
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Goldmark, Rubin |
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cpo Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
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