
Praetorius, Michael - Lutherische Choralkonzerte
Prächtig
Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Insgesamt ist es einfach Prachtrepertoire für Weser-Renaissance Bremen: Die Interpreten lassen die großformatigen Sätze wirklich lebendig werden. Ein schöner Beitrag zur noch immer ausbaufähigen Praetorius-Diskografie.
Michael Praetorius hat in etlichen Choralkonzerten lutherische Vorlagen aufgegriffen und auf einzigartige Weise lebendig gemacht – Musterbeispiele für die inspirierende Kraft der Luther-Choräle, auch für die enorme Motivation Praetorius‘, mit den ästhetisch neuesten musikalischen Mitteln die Glaubenswahrheiten des Protestantismus zu verbreiten, in Tönen zu predigen. Die Beachtung der späteren Nachfolger der Luther-Zeit ist ein höchst erfreulicher Nebenaspekt des Reformations-Gedenkens in diesem Jahr, diese weitläufigen Nachwirkungen auszuleuchten, zu sehen, wohin die kräftigen Impulse des Anfangs geführt haben. All das unternehmen Manfred Cordes und sein Ensemble Weser-Renaissance Bremen auf der aktuell bei cpo vorliegenden Platte. Sie musizieren sechs hervorragend gearbeitete Choralkonzerte, mehrchörig in ihrer Grundanlage, von Praetorius höchst kunstfertig und explorativ aus den Vorlagen entwickelt, in teils wirklich großem Format – gleichwohl immer auf der Suche nach idealer Explikation der Sprache, nach der größtmöglichen Wirkung der transportierten Glaubensbotschaften.
Stilsichere Meister
Manfred Cordes nutzt die edlen Vorlagen zu vielfarbiger Instrumentierung, schafft mit Violine, Gamben, Blockflöten, Zink, Posaunen, Dulzian, Harfe, Chitarrone, Orgel und Regal eine Fülle von klangvollen, harmonisch und kontrastreich gebauten Instrumentalchören von klaren Konturen und geschmackvoller Anmutung. Besondere Erwähnung verdient das Regal, eine meist tragbare, nur mit Zungenpfeifen versehene Orgel, die von Praetorius ausdrücklich als besonders geeignet für die enge Verbindung mit der Stimme betrachtet wurde und mit nasalem, erstaunlich durchsetzungsfähigem Klang tatsächlich charmant zeichnet.
Vokal ist die Besetzung großartig: Sopran singen Monika Mauch, Manja Stephan und Marie Luise Werneburg, Alt David Erler und Alex Potter, Tenor Nils Giebelhausen, Mirko Ludwig und Georg Poplutz, Bass Ulfried Staber und Dominik Wörner – sämtlich erfahrene Vokalisten mit ausgesprochener Begabung für dieses Repertoire zwischen heiklem Solo, feiner Kleinkonstellation und quasi kammerchorischer Wirkung. Auch über lange Strecken – das 18-stimmige Konzert 'Vater unser im Himmelreich' dauert fast 23 Minuten – agieren sie mit dem nötigen Differenzierungsvermögen zwischen konzentrierter Textexegese und praller Vollstimmigkeit. Intoniert wird sehr gut: Bei der weit aufgefächerten Anlage und bei der Vielzahl der Beteiligten ist das eine durchaus beeindruckende Qualität. Dynamisch glänzen Effekte der Mehrchörigkeit, bietet die Grundanlage der Musik reiche Möglichkeiten zur griffigen Stufung. Das Klangbild ist klar und plastisch, oft durchscheinend, immer wieder zu einem schönen Plenum versammelt. Einzig die Balance ist punktuell nicht ganz glücklich: Alt und Tenor treten deutlich hervor – dagegen ist nichts einzuwenden –, während der Sopran teilweise eingehegt wirkt, der Bass in manchem Konzert gar unfreundlich benachteiligt scheint: Wer die famosen Möglichkeiten von Wörner und Staber kennt, weiß, dass es nicht an den beiden Sängern liegen kann.
Insgesamt ist es einfach Prachtrepertoire für Weser-Renaissance Bremen: Die Interpreten lassen die großformatigen Sätze wirklich lebendig werden. Ein schöner Beitrag zur noch immer ausbaufähigen Praetorius-Diskografie.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Praetorius, Michael: Lutherische Choralkonzerte |
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Label: Anzahl Medien: Spielzeit: |
cpo 1 74:04 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
CD
761203506422 cpo 555 064-2 |
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Praetorius, Michael |
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cpo Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
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