
Felix Draeseke - Kammermusik
Draeseke auf französisch
Label/Verlag: TYXart
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Der Pianist Oliver Triendl und seine französischen Mitstreiter haben sich Kammermusik von Felix Draeseke vorgenommen. Die Aufnahmen sind in Teilen großartig, leider aber nicht im Ganzen.
Im Klarinettenspiel sind nationale Schulen recht gut am Klang zu unterscheiden. So gibt der Franzose Pascal Moraguès vielen Tönen etwa ein Vibrato, das deutsche Klarinettisten tunlichst vermeiden. Er artikuliert in der Klarinettensonate von Felix Draeseke sehr leicht, der Klang seiner Klarinette ist ziemlich matt, eher dünn und etwas verrauscht, weit entfernt von dem fülligen, dunklen und klaren Ton, den man bei uns sonst zu hören bekommt. Bei einzelnen Tönen sind durch den betont leichten Ansatz leichte Trübungen feststellbar. Der langsame Satz, ein eigentlich äußerst ausdrucksstarkes 'Adagio', ist der Schwachpunkt dieser Interpretation. Sie lässt das immer wieder verlangte ‚molto espressivo‘ kaum spüren, und besonders der Schluss des Satzes ist zu beiläufig gespielt, wo zarte Stimmungen hätten ausgekostet werden sollen.
Die Aufnahmetechnik ist darüber hinaus leider nicht besonders brillant geraten, der Klang wirkt eher flach, dafür sind sehr viele Klappengeräusche der Klarinette mit eingefangen. In den beiden letzten Sätzen sieht man über die klanglichen Mängel dennoch gerne hinweg. Absolut überzeugend ist nämlich das Scherzo, ein virtuoser Satz, der hier in hohem Tempo gespielt wird und besonders von Oliver Triendl am Flügel ausgesprochen knackig in die Tasten gedonnert wird. Auch der eigenartige Trio-Mittelteil überzeugt, hier ist auch der spezielle Klang der Produktion ganz reizvoll. Sehr viel mehr Spaß als in anderen Aufnahmen macht auch das Finale. Zwar spielt Pascal Moraguès allenfalls Mezzoforte, wo ein Fortissimo verlangt ist, doch die Interpretation überzeugt schon allein durch das rasante Tempo, das enormen Schwung und Freude am oft virtuosen Spiel vermittelt. Das Finale in Draesekes Klarinettensonate steckt voller bezaubernder Einfälle, allerdings stehen sich die zuweilen etwas unvermittelt gegenüber und es ist nicht ganz leicht, alles wirklich überzeugend zusammen zu binden. Pascal Moraguès und Oliver Triendl gelingt das dennoch sehr gut, und zwar gerade indem sie die sehr unterschiedlichen Ausdrucksfacetten deutlich und entschieden voneinander absetzen.
Motivisch sind im ersten Satz von Draesekes Quintett op. 48 gewisse Ähnlichkeiten zu dem der Klarinettensonate zu hören. Im Vergleich zur Aufnahme der Klarinettensonate hat das Quintett einen recht starken Hall – die Platte wurde ich einer Kirche aufgenommen. Fast zeitgleich mit dieser Platte des Labels TyxArt hat auch cpo eine Aufnahme des Quintetts herausgebracht, die in klanglicher Hinsicht besser gelungen ist. Der langsame Satz scheint zudem auf dieser Platte etwas zu zerfasern. Wie auch in der Klarinettensonate sind Scherzo und Finale ausgesprochen rasch genommen. Dem dritten Satz kommt das sehr zugute; man meint, wie schon in den beiden letzten Sätzen der Klarinettensonate, wiederum eine französische Leichtigkeit zu hören, die quirlig und lebendig wirkt. Oliver Triendls Mitstreiter sind hier fast alle Franzosen: Die Streicher Lisa Schatzmann und Marie Chilemme sowie Hornist Hervé Joulain, nur Cellist David Pia ist Schweizer. Im Finale funktioniert das hohe Tempo weniger gut, hier wirken die Konturen der Themen nicht mehr scharf genug.
Die Besetzung des Quintetts für Horn, Violine, Viola, Cello und Klavier klingt auf dieser Platte wie ein perfekt ausgeglichenes Ensemble. Der Realität entspricht das allerdings kaum. Dass zum Beispiel gerade das Horn in dieser Zusammensetzung tendenziell am wenigsten präsent ist, dürfte allein der entsprechenden Abmischung zu verdanken sein. Es entspricht allerdings seiner Rolle in diesem Werk, die vergleichsweise bescheiden ausfällt. Zwei kleinere Stücke Draesekes entschädigen dafür: In einer 'Romanze' op. 32 und einem 'Adagio' op. 31, jeweils für Horn und Klavier, braucht sich Hervé Joulain nicht zurückzuhalten und kann sich als vorzüglicher Solist präsentieren.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Felix Draeseke: Kammermusik |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: Spielzeit: |
TYXart 1 09.01.2017 73:36 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
CD
4250702800774 TXA16077 |
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