
Debussy, Claude - Images pour orchestre
Poetische Phantasie im Übermaß
Label/Verlag: San Francisco Symphony
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Michael Tilson Thomas erweist sich als kongenialer Interpret der Orchesterwerke von Claude Debussy. Die diskographische Konkurrenz ist ebenso groß wie stark, diese Aufnahme kann allerdings ganz vorne mitspielen.
Kaum ein Komponist dürfte seines Etiketts sicherer sein als Debussy, der als Hauptvertreter eines sogenannten musikalischen Impressionismus gilt. Aus diesem Urteil resultieren ebenso zahlreiche Fehleinschätzungen wie auch larmoyante Interpretationen. Michael Tilson Thomas und die vorzüglichen Musiker des San Francisco Symphony Orchestra räumen mit diesen Irrtümern auf. Für die zarte poetische Phantasie, das Nicht-Greifbare der Musiksprache Claude Debussys mit ihrer lyrischen Introvertiertheit findet Michael Tilson Thomas einen vorzüglichen Zugang, ohne aber die rhythmische Intensität von Werken wie den 'Images' zu unterschlagen.
Michael Tilson Thomas’ Konzentrationsfähigkeit, sein Sinn für motivische Zusammenhänge und klanglichen Differenzierungen führen auch zu einer faszinierenden Intensivierung der musikalischen Verläufe bei 'Jeux', diesem geheimnisvollen Werk, das in der Nähe von Igor Strawinskys 'Sacre du Printemps' entstanden ist und das weit in Zukunft weist. Nach dem Komponisten Jean Barraqué habe Debussy mit diesem Werk die offene Form zur Vollendung gebracht, die eine ‚gewisse Ähnlichkeit mit den neuesten Arbeiten serieller Komponisten’ aufweise.
Die zarte Eröffnung mit den Streicheroktaven und den zarten Tonschritten (Harfe und Horn) ist voller Erregung und pulsierendem Rhythmus. Michael Tilson Thomas baut schon in den ersten Takten diese Dichotomie zwischen rhythmischer Energie und genau strukturierter lyrischer Musik auf, bei der es wirklich auf jeden Ton ankommt, sonst zerfällt das Ganze. Die Art, wie Michael Tilson Thomas das Orchester zusammenhält, ist durchweg fesselnd, und das Orchester folgt seinem Chefdirigenten mit Bravour.
Nun gibt es nicht gerade wenige Aufnahmen der Debussy-‚Schlager‘ 'Images', 'Jeux' und 'La plus que lente', aber so knisternd, so auserlesen, so plastisch und pulsierend hat man diese Werke lange nicht mehr gehört. Das liegt natürlich auch an den vorzüglichen Instrumentalisten des San Francisco Symphony Orchestra mit seinen exzellenten Blech- und Holzbläsern.
Hier ist in der Tat ein Debussy-Album gelungen, das das janusköpfige dieser Musik, die stets zwischen einer sensiblen Auffächerung der Klangfarben und gleichzeitig stringenten Konturen der Rhythmik schwankt, hervorbringt. Die Klangqualität ist vorzüglich, ebenso die Texte des Booklets.
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Debussy, Claude: Images pour orchestre |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
San Francisco Symphony 1 28.10.2016 |
Medium:
EAN: |
SACD
821936006924 |
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Debussy, Claude |
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San Francisco Symphony Das SAN FRANCISCO SYMPHONY Orchestra gab seine ersten Konzerte im Jahre 1911 und hat seitdem bei wachsender Publikumsbegeisterung unter einer Reihe von Dirigenten konzertiert: Henry Hadley, Alfred Hertz, Basil Cameron, Issay Dobrowen, Pierre Monteux, Enrique Jordá, Josef Krips, Seiji Ozawa, Edo de Waart, Herbert Blomstedt (nun zum Ehren-Dirigenten ernannt) und seit 1995 unter Michael Tilson Thomas. In den vergangenen Jahren konnte das San Francisco Symphony Orchestra einige der weltweit bedeutendsten Schallplatten-Preise gewinnen, wie den französichen Grand Prix du Disque, den britischen Gramophone Award und eine Reihe von Grammys für die Aufnahmen von Werken Brahms', Orffs, Prokofievs und Strawinskys. Die erste Aufnahme des Mahler-Zyklus', die 6. Sinfonie, erhielt 2002 den Grammy für die beste Orchesterproduktion des Jahres, die Aufnahme der 3. Sinfonie wurde 2003 mit dem Grammy der Kategorie "bestes klassisches Album" ausgezeichnet. 2006 wurden dem San Francisco Symphony Orchestra anlässlich der Aufnahme der 7. Sinfonie die beiden Grammys für die beste Orchesterproduktion und für das beste klassische Album des Jahres zuerkannt; die Aufnahme von Mahlers Achter wurde 2009 mit drei Grammys für das beste klassische Album, die beste Chorproduktion und das bestausgeführte klassische Album geehrt. 2004 wurde das multimediale Pädagogikprojekt Keeping Score im TV, auf DVD, über den Rundfunkt und die Website keepingscore.org lanciert. Für das Label RCA Red Seal hat das SFS unter Michael Tilson Thomas auch Berlioz' Symphonie fantastique, zwei Copland-Alben, eine musikalische Auswahl von Charles Ives und eine Gershwin-Sammlung aufgenommen, die das Programm der Eröffnungsgala der Saison 1998 in der Carnegie Hall New York enthält. Die Celebration of Leonard Bernstein, eine Live-Aufnahme der Carnegie Hall-Eröffnungsgala von 2008, wurde bundesweit im Fernsehen ausgestrahlt und ist auf DVD erhältlich. Das San Francisco Symphony Orchestra ist regelmäßig in den USA, Europa und Asien zu hören und debütierte 1990 mit großem Erfolg bei den Salzburger Festspielen und beim Lucerne Festival. 1980 übersiedelte das Orchester in die neu erbaute Louise M. Davies Symphony Hall. Im selben Jahr wurde zusätzlich das San Francisco Jugendsymphonie-Orchester gegründet. Der San Francisco Symphony Chorus ist auf dem Soundtrack der drei weltbekannten Filme "Amadeus", "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins" und "Der Pate III" zu hören. Das San Francisco Symphony Orchestra hat nicht nur im Jahre 1926 als erstes amerikanisches Orchester überhaupt im Radio symphonische Musik aufgeführt, sondern wird auch noch heute überall in den USA gern gehört und leistet durch seine künstlerische Vielfalt einen wesentlichen Beitrag zum amerikanischen Musikleben. Mehr Info... |
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