
On Christmas Night - Chorwerke
Mitten im frischen Frühjahr
Label/Verlag: Opus Arte
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Der Magdalen College Choir Oxford bietet unter Daniel Hyde eine exquisite Auswahl an Weihnachtsliedern.
Der Magdalen College Choir Oxford legt alle paar Jahre eine Weihnachts-CD vor, diesmal bei Opus Arte, dem für hochkarätige DVDs bekannten englischen Label. Das Repertoire entspricht nur etwa zu einem Drittel dem üblichen Kanon. Die Choralvorspiele ersetzen aber allzu Allfälliges und sind so per se eine willkommene Auflockerung – hier übernimmt Daniel Hyde, seit 2009 Musikdirektor des Collegechores, selbst den Orgelpart. Er lotet eher die leisen als die lauten Register der Mander-Orgel von 1986 aus und beweist so besonderes Stilgefühl (Dass der Hersteller und die Disposition der Orgel nicht genannt sind, ist das einzige Manko des ansonsten rundum gelungenen Booklets.)
Ende März/Anfang April 2016, also nur wenige Tage nach Ostern, wurde die vorliegende CD aufgenommen. Eröffnet wird das Programm mit dem wenig verbreiteten 'People, look east' von Christopher Steel, einem Komponisten, den der Tonträgermarkt erst noch entdecken muss (Youtube kennt mindestens zwei Sinfonien der 1970er- und -80er-Jahre). Robin Nelsons 'Out of your sleep' bietet zahlreiche ansprechende Klangeffekte in der Nach-Walton-Schule. Richard H. Lloyds 'View me, Lord' bietet eine Art ersten choralen Ruhepunkt, bei dem man den gut ausgeformten, recht homogenen Chorklang genauer studieren kann. Hier strahlt vielleicht nicht die grelle Morgensonne, aber ein feines warmes Herbstlicht. Und das Piano und Pianissimo des Chors insbesondere ist bestechend. William Mathias‘ 'A babe is born' scheint eine Art Teststück für die Textverständlichkeit des Chores. Das tschechische Volkslied 'Rocking' in der Einrichtung Edward Higginbottoms erweist, dass der Magdalen College Choir sich nicht (mehr) hinter dem berühmteren des New College zu verstecken braucht. In direkten Vergleich zu New College stellt sich der Chor in Brittens 'Hymn to the Virgin' – in den Solopartien von ganz eigenem Charakter.
Auch Sebastian Lello in Walford Davies‘ 'O Little Town of Bethlehem' hat ein ausgesprochen ungewöhnliches Timbre, an das man sich auf die Schnelle nicht gewöhnt (man wird aber durch die unschuldige Klarheit der Chorknabenstimmen sogleich ausgesöhnt). John Jouberts 'There is no rose' wird zum (gelungenen) Prüfstein für sauber zu singende Konsonanzketten. Die Liniengestaltung in 'Noël nouvelet' ist vorbildlich, die vorbildliche dynamische Schattierung lässt immer wieder ganz genau hinhören. In Harold Darkes 'In the bleak midwinter' wünscht man sich vielleicht doch ein wenig mehr ‚Strahleglanz‘ – doch verzichten Chor und Chorleiter bewusst hierauf, beziehen sich ganz auf die spirituelle Aussage der Musik, lassen sich nicht von der Musik fortreißen. Die starke intime Stimmung wird offenbar in der Wiedergabe von Peter Warlocks 'Bethlehem Down' – mit behutsamer, genau austarierter Pausensetzung. John Rutters 'Shepherd‘s Pipe Carol' hellt die Stimmung auf zu dem Höhepunkt der CD, Ralph Vaughan Williams‘ 'Fantasia on Christmas Carols'. Von der Fassung mit Orgel liegen kaum Einspielungen vor, und allein für die hier vorliegende Interpretation würde sich der Erwerb der CD bereits lohnen. Die feine dynamische Schattierung des Klangs, optimal unterstützt durch die Aufnahmetechnik, und Roderick Williams als eloquenter, vielleicht etwas zu tenoraler Baritonsolist, dazu die feinfühlig registrierte Orgel, die das Werk klar als Kirchenmusik verortet, lassen den Hörer (auch außerhalb Weihnachtens) in weihevoller, freudiger Stimmung zurück. Eine Freude anzuhören.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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On Christmas Night: Chorwerke |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Opus Arte 1 28.10.2016 |
Medium:
EAN: |
CD
809478090229 |
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