
Chopin, Frederic und Elsner, Joseph - Klaviertrios
Schüler und Lehrer
Label/Verlag: Profil - Edition Günter Hänssler
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Das Trio Margaux musiziert Chopins Klaviertrio auf historischem Instrumentarium und verleiht dem Werk unzählige Farben und Schattierungen. Das tut auch dem Trio von Joseph Elsner gut.
Beide hier vorgelegte Komponisten sind kaum als Schöpfer von Kammermusik bekannt – einer immerhin noch mehr als der andere. Joseph Elsner war ein mir bis dato unbekannter Name. Elsner wurde 1769 in Schlesien geboren, war zunächst in Lemberg (Lviv) tätig und wechselte 1799 nach Warschau, wo Fryderyk Chopin sein Schüler wurde. Er war mit E. T. A. Hoffmann befreundet und starb 1854 auf dem Gut Elsernów bei Warschau. Elsners Klaviertrio in B-Dur erschien 1798 im Druck, etwa gleichzeitig mit drei Streichquartetten und einem Klavierquartett. Musikalisch ist das dreisätzige Werk (das den altmodischen Titel ‚Grande Sonate pour le Clavecin ou Forte-piano avec Accompagnement d‘un Violon et Violoncelle obligé‘ trägt) Haydn näher als Beethoven, zeigt einen Komponisten, der sein Handwerk versteht, aber keine Intention hat, die musikalische Welt umzukrempeln (ein Vergleich mit Hoffmanns Klaviertrio E-Dur wäre sicher interessant – das übrigens auch durch die Künstler dieser CD für Profil Hänssler eingespielt wurde). Auch wenn sich Elsner besonders für die Etablierung und Verbesserung des polnischen Musiklebens einsetzte, haben wir hier doch keinerlei ‚polnischen Ton‘, wie er bei Chopin bewussten Einzug in sein Schaffen fand.
Fryderyk Chopins Klaviertrio g-Moll op. 8 entstand fast genau dreißig Jahre später, in den Jahren 1828/9, während der neunzehnjährige junge Musiker noch bei Elsner in Warschau studierte. Chopin unterwirft sich dem Stil seiner Zeit, wenn auch in diversen harmonischen und pianistischen Fortschreitungen schon vielfach sein Personalstil durchblitzt (mit einem Krakowiak als Schlusssatz). Um es vorweg zu nehmen: Während das Margaux Trio (Beni Araki, Klavier, Christoph Heidemann, Violine, und Martin Seemann, Violoncello) im Elsner-Trio eine ganz natürliche historisch informierte Wahl zu sein scheint, erweisen sich die musikalischen Einsichten des Ensembles in Chopins Werk als um ein Vielfaches gewichtiger und bedeutsamer.
Die Klangfarben und strukturellen Konzepte, die die Musiker herausarbeiten können (die verwendeten Hammerflügel stammen von Johann Fritz, Wien, ca. 1820 für den Chopin und Robert Brown nach Michael Rosenberger, Wien, 1805 für den Elsner), nehmen der Komposition jedweden sonst gelegentlich vorhandenen Akademismus und verleihen der Musik vor allem weitaus mehr Farbe, als dies mit modernen Instrumenten möglich ist. Besonders die Wahl des Hammerflügels ist besonders glücklich zu nennen, der nicht den ‚üblichen‘ Klang eines Érard-Instruments aufweist, das sonst häufiger herangezogen wird (etwa in der durchaus makellosen Einspielung des Chopin-Instituts mit Jan Krzysztof Broja, Andrzej Bauer und Jakub Jakowicz), sondern weitaus vielfarbiger klingt. Auch die Streichinstrumente bieten mehr Ecken und Kanten, was der Lebendigkeit der Interpretation sehr gut tut. Dass sich die drei Instrumente nicht ganz optimal zu mischen scheinen, mag eher in aufnahmetechnischen Besonderheiten begründet zu sein denn in den Fähigkeiten der Musiker. Insgesamt eine erfreuliche Einspielung, ein wichtiger Beitrag zur Chopin-Diskografie und ein interessanter Blick zurück in jene Tradition, aus der heraus Chopin zu verstehen ist.
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Chopin, Frederic und Elsner, Joseph: Klaviertrios |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Profil - Edition Günter Hänssler 1 28.10.2016 |
Medium:
EAN: |
CD
881488160697 |
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