
Wanderer - Werke für Klavier von Mendelssohn, Schubert, Liszt, Chabrier, Schostakowitsch, Debussy
Überzeugungskraft
Label/Verlag: TYXart
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Mit ihrem Debütalbum gibt die junge Bonner Pianistin Jamina Gerl eine ausdrucksstarke Visitenkarte ab.
Den programmatischen Titel ‚Wanderer‘ trägt das beim Label Tyxart erschienene Debüt-Album der jungen Bonner Pianistin Jamina Gerl. Zugrunde liegt der thematischen Idee, wie sie in einem mit ihr Ende vergangenen Jahres geführten Rundfunkinterview erklärt hat, Schuberts gleichnamiges Lied, das u. a. in der Liszt-Transkription auf der CD enthalten ist. Verkörpert durch das Motiv der Wanderschaft möchte sie damit auch symbolisch verkörperte – nicht zuletzt auch aktuelle – Bezüge zur Suche nach Zugehörigkeit und Rückhalt in der Gesellschaft herstellen.
Großes Potential
Ausgewählt hat sie dafür schwerpunktmäßig Werke der deutschen Romantik, wiewohl sie explizit darauf hinweist, dass die Thematik sich gerade nicht in dieser Ära erschöpft, sondern epochenübergreifend in der Musik stets eine wichtige Rolle gespielt hat. Die erwähnte Liszt-Fassung spielt sie mit ausdruckstarker, klar strukturierender Überzeugungskraft. Gleiches gilt für dessen 'Waldesrauschen', auch das zweite Stück dieses Etüden-Paares S. 145, besser bekannt unter dem Namen 'Gnomenreigen', gelingt ihr für eine Debüt-Einspielung erstaunlich gut. Die virtuose Brillanz und Leichtigkeit der ebenfalls jüngst erschienenen Aufnahme Daniil Trifonovs erreicht sie freilich nicht – dessen Ausnahmefähigkeiten als Maßstab anzulegen, wäre allerdings auch ungerecht. An technische Grenzen stößt sie stellenweise auch in Schuberts 'Wanderer-Fantasie'; den Mittelteil könnte sie agogisch noch breiter auffächern. Insgesamt bewegt sie sich aber auch hier auf einem vielversprechenden Niveau und beweist, dass sie über großes pianistisches Potential verfügt.
Zufluchtsorte
Einen breiten Raum auf der Wanderschaft nimmt auch Felix Mendelssohn Bartholdy ein. In dessen fis-Moll-Fantasie, auch 'Schottische Sonate' genannt, sowie den 'Venezianischen Gondelliedern' op. 19/6, 30/6 und 62/5 wirkt ihr Spiel stilistisch bemerkenswert souverän. Mit viel dynamischer Zugkraft und poetischer Gestaltungskraft beweist sie, dass Mendelssohn als Klavierkomponist noch immer unterschätzt wird. Musikalisch feinfühlig erkundet sie Wege zu Zufluchtsorten der gedanklichen Fantasie und zu erschaffenen Traumwelten, die sie bewusst als thematischen Bestandteil des übergeordneten Mottos verstanden wissen will. Hierhin gehört auch Debussys 'L‘Isle joyeuse', mit der sie zeigt, dass sie sich auch auf impressionistischem Terrain stilsicher bewegt. Gleichzeitig repertoirebereichernd und in derselben programmatischen Kategorie zu verorten sind die 'Drei Phantastischen Tänze' des jungen Schostakowitsch und Chabriers 'Bourrée fantasque', in denen Gerl die Fantasie des Zuhörers ebenfalls mit hoher musikalischer Intensität anregt.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Wanderer: Werke für Klavier von Mendelssohn, Schubert, Liszt, Chabrier, Schostakowitsch, Debussy |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: Spielzeit: |
TYXart 1 07.10.2016 73:17 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
CD
4250702800828 TXA16082 |
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Debussy, Claude |
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"Das Wandern ist nicht nur des Müllers Lust, der leichten Fußes die Welt durchschreitet. Im Wandern spiegelt sich auch das Urbild romantischer Bewegung und Seelenqual: die Sehnsucht nach der fernen Geliebten, die Heimatlosigkeit des einsam verlorenen Menschen. |
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"Man muss das Ziel kennen, bevor man zur ersten Probe erscheint."
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