> > > Granados, Enrique: Dante - Symphonic Poem
Samstag, 23. September 2023

Granados, Enrique - Dante - Symphonic Poem

Unfertig


Label/Verlag: Naxos
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Großartiges steht in dieser Granados-Einspielung neben interpretatorisch Halbgarem. Die orchestralen Leistungen sind in den Einzelgruppen solide, doch finden sie nur schwer zu einem homogenen Ganzen.

Auch wenn die vorliegende zweite Folge von Enrique Granados‘ Orchestermusik unter dem Label Orchestermusik läuft, weisen die beiden substanzreichsten und bedeutendsten Komposition auf der Silberscheibe teilweise beachtliche vokale Anteile auf. Die zweiteilige Symphonische Dichtung 'Dante' entstand 1908 und wurde bei der amerikanischen Premiere von der Presse der ebenfalls als Novität vorgestellten Ersten Sinfonie von Edward Elgar gegenüber positiv erwähnt. Die Komposition ist harmonisch weit gewagter als Elgars Werk, lässt Anklänge an Respighi, Strauss, Debussy, Reger, Ravel, sogar Wagner zu und hat dennoch klare Perspektiven weit in das spanische Orchestermusikschaffen des 20. Jahrhunderts. Immer wieder gibt es Momente, in denen das musikalische Handwerk deutlich herauskommt, doch mag dies durchaus auch an der Wiedergabe durch das Orquestra Simfònica de Barcelona i Nacional de Catalunya unter Pablo González liegen, die das Werk nicht zu einem Ganzen formt. Da bleibt vieles episodisch, manches mystisch, manches eruptiv, manches pompös, manches vulgär. Besonders die Instrumentierung erscheint gelegentlich schulmeisterlich – und dann kommen auf einmal wieder kongenial ausgearbeitete, fantasievolle Momente. Musikalisch einen Höhepunkt setzt die Mezzosopranistin Gemma Coma-Alabert, die Francescas Zeilen mit großem Stimmambitus, vor allem aber farbenreich und gestalterisch bezwingend darbietet. Zwar hat die Sängerin im Forte und in der Höhenattacke einige Mängel, doch spürt man, wie intensiv sie sich mit ihrem Part auseinandergesetzt hat – weitaus stärker als scheinbar der Dirigent.

Die zweite Komposition von Substanz ist das ‚Symphonische Gedicht‘ 'La nit de la mort' aus dem Jahr 1897 für Chor, Tenorsolo und Orchester, eine Komposition, die durch ihren stark symbolistischen Charakter vor allem musikhistorisch hochinteressant ist. Nachromantische Harmonik, die an einigen Stellen an Delius denken lässt, prägt den Hauptteil der Komposition, der Tenoreinsatz (Jesús Álvarez Carrión) scheint jedoch einer russischen Oper entnommen, ehe der Choreinsatz das Werk einem apotheotischen Ende zuführt.

Den reinen Notentext bekommt das Orquestra Simfònica de Barcelona i Nacional de Catalunya im Großen und Ganzen bewältigt, doch von einer musikalischen Gestaltung im eigentlichen Sinne kann man – auch weil Granados’ Orchesteridiom den Musikern insgesamt doch fremd zu sein scheint – leider nicht sprechen. Die einzelnen Orchestergruppen musizieren nebeneinander her (wobei die hohen Streicher nicht selten etwas flach klingen, die Blechbläser häufig etwas zu laut), gelegentlich auch gleichzeitig, aber von einem gemeinsamen Gestaltungswillen ist kaum etwas zu spüren. Offenkundig reicht González’ interpretatorische Autorität für diese Kompositionen nicht aus. Dieser Eindruck bleibt selbst bei den kürzeren ‚spanischeren‘ Stücken, den eher der gehobenen Unterhaltungsmusik zuzurechnenden 'Danza de los ojos verdes' (1916) und 'Danza gitana' (1915, mit interessanter kleiner Besetzung samt Orchesterklavier); allerdings können sich die Musiker hier auf näherliegende musikalische Effekte verlassen und müssen nicht die große Form im Sinn behalten. Hemdsärmelig bleiben die Darbietungen auch hier – je billiger der Effekt, desto wohler scheinen sich die Musiker zu fühlen. Das unvermeidliche Intermezzo aus den 'Goyescas' (1915) bestätigt nur, dass die interpretatorische Qualität noch verbesserungsfähig sein kann.

Ein nicht immer ganz trennscharfer Aufnahmeklang, dazu ein Tonmeister, dem die Rundung der Angelegenheit ebenso wenig am Herzen gelegen zu haben scheint wie dem Bookletdesigner (der die leider oberflächlichen Booklettexte nur auf Spanisch und Englisch berücksichtigt hat – immerhin werden auch die Gesangstexte abgedruckt), komplettieren eine Produktion, die insbesondere in der musikalischen Durchdringung noch einer längeren Feilung bedurft hätte.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Granados, Enrique: Dante - Symphonic Poem

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
Naxos
1
24.06.2016
Medium:
EAN:

CD
747313326471


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Granados, Enrique


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