
Cellokonzerte - Werke von Hasse, Hertel und Bach
Brillante Cello-Konzerte des Übergangs
Label/Verlag: Chandos
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Im weitesten Sinne 'vorklassisch' sind diese vier Konzerte dreier deutscher Komponisten. Alexander Rudins durchgängig klangschöne, pulsierende Einspielungen vermitteln die unterschiedlichen Wege im stilistischen Wandel bis 1760.
Einer relativ späten solistisch-konzertanten Etablierung gerade der Basso-continuo-Instrumente – neben dem Cello auch des Cembalos – in den mehr als zwei Dutzend Cello-Konzerten Antonio Vivaldis und einiger Prunkstücke seiner Zeitgenossen (die man etwa in Sol Gabettas Vivaldi-Projekten kennenlernen kann) folgte ein längerer Übergang hin zu den prominenten ‚klassischen‘ Konzerten Joseph Haydns. In seiner 2016 publizierten Moskauer Aufnahme mit dem klein besetzten Kammerorchester Musica Viva koppelt Alexander Rudin zwei bekanntere Konzerte Johann Adolph Hasses und Carl Philipp Emanuel Bachs (hier Wq. 170 statt Wq. 172 bei Vogler) mit Raritäten: Die beiden auf 1755 und 1759 datierten Concerti des damaligen Schweriner Hofkomponisten Johann Wilhelm Hertel sind Ersteinspielungen und entsprechen dem Stürmisch-Drängenden, wie man es auch beim Bach-Sohn kennt. Hertels Konzerte sind ‚con spirito‘ auch in den Nebenstimmen ausgearbeitet und definitiv eine Repertoire-Bereicherung.
Sturm und Drang, gepaart mit Rokoko-Eleganz
Rudin trifft mit seinem russischen Orchester den um 1750 neuen, höchst expressiven Ton Hertels und Bachs überzeugend, wahrt aber auch eine einnehmende Eleganz und Brillanz in Tongebung und Rhetorik, der dem Vergleich etwa mit Vogler mühelos standhält. Deutlich wird das besonders in Hasses faszinierendem, von beiden Cellisten präsentierten D-Dur-Konzert, das äußerlich noch ganz dem viersätzigen Modell der barocken Sonata da chiesa nach Corellis Vorbild um 1700 folgt: In den ariosen langsamen Ein- und Überleitungssätzen überzeugen Transparenz und Klangschönheit Rudins mich sogar mehr als das agogisch freiere Spiel Voglers unter der Leitung Reinhard Goebels. In den beiden schnellen, teilweise fugierten Sätzen ist der mitreißende Schwung beider Interpretationen vergleichbar, diese neuere Chandos-Aufnahme aber aufnahmetechnisch leicht überlegen. Sehr informativer Einführungstext auch in Deutsch. Wichtiges Repertoire für Cellisten und Liebhaber der Konzerte des 18. Jahrhunderts in einer rundum begeisternden Interpretation.
Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!
Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel
Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.
Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
![]() Cover vergrößern |
Cellokonzerte: Werke von Hasse, Hertel und Bach |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Chandos 1 03.06.2016 |
Medium:
EAN: |
CD
095115081327 |
![]() Cover vergössern |
Bach, Carl Philipp Emanuel |
![]() Cover vergössern |
Chandos Chandos Records was founded in 1979 by Brian Couzens and quickly established itself as one of the world's leading classical labels. Prior to forming the label, Brian Couzens, along with his son Ralph, worked for 8 years running a mobile recording unit recording for major labels (including RCA, Polydor, CFP, etc.) with many of the world's leading artists.
Mehr Info... |
![]() Cover vergössern |
Jetzt kaufen bei... |
Weitere Besprechungen zum Label/Verlag Chandos:
-
Verspätete Geburtstagsgabe: Das Jahr 2021 sah eine einigermaßen nachhaltige Auseinandersetzung mit Ruth Gipps. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Tal der Extreme: Das Doric String Quartet erkundet expressiv Britten und Purcell. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Spielfreudig: Peter Donohoe wirft sich voller Verve in Busonis Klaviermusik. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
Weitere CD-Besprechungen von Dr. Hartmut Hein:
-
Enzyklopädie des Charakteristischen: Die Klaviermusik von Charles-Valentin Alkan (1813-1888) ist nun am Ende des CD-Zeitalters geradezu etabliert, wenn auch noch kein Standard-Repertoire. Mark Viner liefert eine tadellose Aufnahme der abwechslungsreichen Préludes Opus 31. Weiter...
(Dr. Hartmut Hein, )
-
Gebietserweiterungen und Schmerzgrenzen: Zwei Werke, zwei Welten: Während das 1975 entstandene Kontrabass-Konzert von Emil Tabakov eine nicht unattraktive Repertoire-Erweiterung darstellt, lässt seine Fünfte Symphonie ein Vierteljahrhundert später streckenweise jedwede Kunstfertigkeit missen. Weiter...
(Dr. Hartmut Hein, )
-
Individuell und spannend wie eh und je: Pogorelichs aktuelle neue Chopin-Aufnahme verleitet dazu, auch seine Comeback-CD von 2019 in Erinnerung zu rufen. Kaum ein Pianist gibt sich so als Suchender und zeigt sich mit seiner Technik und Klangfantasie immer als Entdecker Weiter...
(Dr. Hartmut Hein, )
Weitere Kritiken interessanter Labels:
-
Verspätete Geburtstagsgabe: Das Jahr 2021 sah eine einigermaßen nachhaltige Auseinandersetzung mit Ruth Gipps. Weiter...
(Dr. Jürgen Schaarwächter, )
-
Bob van der Ent scheitert an Bachs Sonaten und Partiten : Challenge Classics wirft noch einmal eine Doppel-CD mit Bach auf den Markt. Der niederländische Violinist Bob van der Ent kann aber den hohen Ansprüchen an das Werk nicht gerecht werden. Weiter...
(Manuel Stangorra, )
-
Im Geiste Mendelssohns und Schumanns: Das Klaviertrio Then-Bergh/Yang/Schäfer entdeckt mit Berthold Damcke einen erstklassigen Romantiker, der auf den Spuren Mendelssohns und Schumanns wandelte. Weiter...
(Dr. Michael Loos, )
Portrait

"Auf der Klarinette den Sänger spielen, das ist einfach cool!"
Klarinettist Nicolai Pfeffer im Portrait
Sponsored Links
- klassik.com Radio
- Urlaub im Schwarzwald
- Neue Musikzeitung
- StageKit - Websites für Musiker, Veranstalter und Konzertagenturen
Hinweis:
Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers,
nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Die Bewertung der klassik.com-Autoren:
Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich