
Vojago - Eine musikalische Weltreise
Nicht sehr weit gereist
Label/Verlag: TYXart
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Das Vulkan Quartett geht mit 'Vojago' auf musikalische Weltreise vom argentinischen Tango bis zum italienischen und französischen Schlager. Fernweh stellt sich beim Hören jedoch nicht wirklich ein.
Ihr Repertoire umfasst argentinische Tangos, neapolitanische Lieder, italienische und französische Schlager sowie Wiener Salonmusik – eine interessante Mischung, mit der sich das Vulkan Quartett schon seit seiner Gründung 2009 beschäftigt. Namensgeber des Ensembles ist der Tenor und Gründer Arpad Vulkan. An seiner Seite sind Hans Martin Gräbner (Klavier), Sándor Galgóczi (Violine) und Frank Wittich (Kontrabass). Das Quartett hat sich nach eigener Aussage der niveauvollen Salonmusik verschrieben. Was genau die vier damit meinen, muss sich letztlich beim Hören erschließen, da hier die Informationsquelle Booklet versiegt. Als Musik mit südlichem Flair, leichtem Zugang und bekannten sowie eingängigen Melodien lässt sich die zu Beginn offene Frage nach dem Durchhören beantworten. Erschienen ist die CD in der Reihe ‚Chromart Classics‘ bei TYXart.
In ihrem bunten Repertoire-Potpourri dürfen große Reißer wie 'O Sole mio' von Eduardo Du Capua, 'Volare“ ', ein Weltschlager von Domenico Mondugno und Franco Migliacci, oder 'Marina' von Rocco Ganata nicht fehlen. Der Einstieg gelingt mit Francesco Paolo Tostis 'Marechiare' schwungvoll und vielversprechend, aber auch kennzeichnend für die folgenden 15 Nummern. Galgóczis Intonation an der Violine ist nicht immer lupenrein, zudem ist seine Tongebung sehr scharfkantig und teilweise etwas zu unflexibel im Zusammenspiel mit den anderen beiden Instrumentalisten. Auffällig ist dies besonders im rein instrumentalen Tango 'El Choclo', wo die Wiederholung der Melodie im Kontrabass kaum gegen die begleitende Violine durchkommt. Die Leidenschaft des Tangos wird hier direkt mit Druck und scharf akzentuiertem Spiel in Klang übersetzt, sodass interessante Facetten dieser Besetzung nicht zum Vorschein kommen können.
Tenor Arpad Vulkan kann vor allem die große Geste in seine Stimme legen. Er arbeitet mit ausladendem Vibrato und scheint stellenweise recht unflexibel in seiner Klangfärbung zu sein, weshalb insgesamt auf dieser Einspielung der Gesang klar dominiert. Leise angeschlagene Töne wirken nicht selten eher unnatürlich (wie in 'Rossignol de mes amours' von Francis Lopez) und kleine Facetten werden meistens vollends übergangen und stattdessen auf ‚volle Kraft voraus‘ gesetzt. Schade, dass so letztlich keine kontrastierende Stimmungen illustriert werden können, weder im übergeordneten Zusammenhang unter den einzelnen Nummern noch in einem Lied selbst, da er in seine Stimme nichts Weiches oder gar Zärtliches hineinlegt und somit auch musikalisch sensible Momente regelrecht verschenkt werden. Dafür ist das Vibrato stets zu stark und die Klangfarbe zu harsch. So bekommt letztlich auch die Gesamtinterpretation ein einheitliches Gewand; dramatische Steigerungen bleiben gegen Ende des Lieds oftmals zu flach, weil die Musik schon vorher zu kraftvoll ausgestaltet wurde, beispielsweise in 'Mamma' von Cesare Andrea Bixio oder Di Capuas 'O Sole mio'. Ein wenig ins Mittwippen gerät man dann doch bei 'Marina' von Rocco Granata, hier findet Pianist Hans Martin Gräbner einen groovigen Puls, dem sich die anderen anschließen.
Leider fällt bei dieser CD auch das Artwork negativ auf: Nicht bloß, dass die für das Booklet ausgewählten Fotografien größtenteils gestellt und unnatürlich wirken (hier kann man noch über Geschmack streiten) und vom Informationsgehalt der ausgewählten Texte mal gänzlich abgesehen (hier werden lediglich Musikerbiografien in drei Sprachen durchbuchstabiert). Dass darüber hinaus die Qualität der Bilder leider als deutlich verbesserungswürdig zu bezeichnen ist, lässt sich an dieser Stelle nicht verschweigen, da man im aufgeklappten Digipack die einzelnen Pixel erkennt. Dieser Fauxpas zeigt sich sogar auf dem Cover – hier lassen sich die einzelnen Pixel beim genauen Hinsehen in der Schrift erkennen.
Schade, dass bei dieser vielversprechenden Zusammenstellung so wenig dahinter zu stehen scheint. Trotz der Eingängigkeit von Salonmusik wäre ein bisschen mehr musikalische Ausgestaltung wünschenswert gewesen. Zudem gleicht die Gesamtspielzeit von knapp 56 Minuten eher der Dauer eines Kurzstreckenflugs als einer Weltreise. Insgesamt muss hier resümiert werden: Etwas mehr Sinn fürs Detail hätte ausnahmslos allen Ebenen gut getan.
[Anmerkung des Labels auf die Kritik am Artwork der CD: Bei allen überprüften Exemplaren waren beim genauen Hinsehen in der Schrift keine einzelnen Pixel erkennbar. Die Druckqualität entspricht den branchenüblichen Standards von 300 dpi. Die Bilder im aufgeklappten Digipack spiegeln die grafischen Absichten als Stilmittel im s/w-Format so wieder, wie sie konzeptionell gedacht sind. Wären gestochen scharfe Bilder gewünscht gewesen, wäre dies mit den heutigen technischen Möglichkeiten selbstverständlich realisiert worden, alleine schon aus dem Grund, dass sich hochgeschätzte CD-Käufer und Musikhörer nicht unnötig optisch provoziert fühlen sollten.]
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Vojago: Eine musikalische Weltreise |
|||
Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
TYXart 1 03.06.2016 |
Medium:
EAN: |
CD
4250702800491 |
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