
Varietas - Werke für Cembalo - Werke von Händel, Böhm, Bach, u.a.
Abwechslung
Label/Verlag: Genuin
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Jean-Christophe Dijoux hat das Prinzip der Abwechslung zur Hauptsache dieser Einspielung erhoben. Ihm gelingen sehr wechselvolle und kurzweilige Auseinandersetzungen mit einem schlüssig zusammengestellten Werkkorpus barocker Musik für Tasteninstrumente.
Jean-Christophe Dijoux (1982) kommt aus Reunion und studierte in Paris sowie Freiburg. Er zählt heute als Erster Preisträger des 7. Telemann- und XIX. Bach-Wettbewerbs zu den ‚großen‘ Cembalisten der Gegenwart. Das Generalbassspiel ist seine Spezialität, unter der Maxime Johann Matthesons: ‚die Abwechslung ist der Musik wahres Element‘. Inspiriert von den Kompostionen Buxtehudes vermittelt Jean-Christophe Dijoux in seiner CD ‚Varietas‘ wie Buxtehude das musikalische Umfeld beeinflusste und wie bedeutsam das Thema Variationen im Hochbarock war.
An den Beginn stellt Dijoux die Suite g-Moll von Georg Friedrich Händel, in der Dijoux sein improvisatorisches Können voll entfalten kann, da das Prelude nur die Struktur in ganzen Noten vorgibt. Einer 'Allemande' im strengen Takt folgt eine rhythmisch flexible 'Courante' mit Echoeffekten. 'Air' zeigt den typischen Händelschen Sarabanden-Rhythmus, und in der abschließenden 'Chaconne' werden mit der Imitation einer Violine italienische Einflüsse spürbar.
Es folgt eine ausdrucksstarke Interpretation von Dietrich Buxtehudes 'Toccata' in G-Dur, die zuweilen durch den Wechsel der Manuale an Orgelmusik erinnert. Georg Böhms 'Jesu, du bist allzu schöne' mit 14 Variationen einer Choralvorlage interpretiert Dijoux in eigenen Harmonien und Reprisen mit ganz unterschiedlicher Expression zwischen zarter Anbetung und kraftvollem Temperament, wobei der zugrunde liegende Choral immer deutlich hörbar bleibt. Dazu passt im Anschluss bestens Dijouxs Interpretation von Bachs 'Toccata' in g-Moll BWV 915. Assoziationen zur Orgelmusik und starken Dynamikwechsel machen Buxtehudes Einfluss auf Bach hörbar.
Aus Johann Matthesons ‚Großen General-Baß-Schule‘ mit 48 selbstständigen Stücken wählt Dijoux drei sehr unterschiedliche Kompositionen aus. Der Generalbass tritt dabei immer als Fundament der Improvisationen deutlich hervor, mit Nr. 18 weich intoniert zum perlend galanten Melodiespiel, bei Nr. 4 wesentlich akzentuierter zu den entsprechend markanteren Variationen einer Toccata und bei Nr. 5 getragen zum filigranen, immer wieder lustvoll eskalierenden Improvisationsspiel, woraus sich zwischen Akkorden und fast impressionistisch anmutenden flirrenden Tonkaskaden fast eine kleine Opernszene entwickelt.
Die spärlichen Notierung von Georg Philipp Telemanns 'Ouvertüre' G-Dur TWV 32:13“ gibt Dijoux Raum für eine ausgesprochen schwungvolle Improvisationen mit einer fröhlichen kokett trillerdurchsetzten 'Courante', einem voraneilendem 'Bourée', einer verhaltenen 'Aria' mit Fokus auf jeden einzelnen Tonklang und ariose Koloraturen. Nach einem sehr kurzen Menuett, von Telemann an vorletzter Stelle platziert, endet das Stück mit einem tänzerisch galanten Menuett.
Zum Abschluss nimmt Dijoux Matthesons Maxime der Abwechslung auch für das Spiel auf verschiedenen Instrumenten in Anspruch. Mit Carl Philipp Emanuel Bachs 'Rondo' in C-Dur, eigentlich für Hammerklavier komponiert, setzt sich Dijoux über scharfe Trennungen hinweg und zeigt einmal mehr durch seine brillante Spieltechnik, Ausdruckskraft und Improvisationsfreude die beeindruckende Vielseitigkeit des Cembalos.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Varietas - Werke für Cembalo: Werke von Händel, Böhm, Bach, u.a. |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: |
Genuin 1 06.05.2016 |
Medium:
EAN: |
CD
4260036254204 |
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Bach, Carl Philipp Emanuel |
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Genuin Im Jahr 2002 standen die jungen Tonmeister von GENUIN vor einer wichtigen Entscheidung: Sollte man sich weiterhin lediglich auf das Aufnehmen und Produzieren konzentrieren, oder auf die zahlreichen Nachfragen und positiven Rückmeldungen von Musikern und Fachzeitschriften eingehen und ein eigenes Label ins Leben rufen? In einer Zeit, in der praktisch alle großen Klassik-Label ihre Produktion eingestellt oder zumindest stark gedrosselt hatten, fiel die Entscheidung nicht leicht aber sie fiel einstimmig aus: zugunsten einer offiziellen Vertriebsplattform für die GENUIN-Aufnahmen. Und der Erfolg hat nicht lange auf sich warten lassen. Das Label GENUIN hat sich in seinem zwölfjährigen Bestehen zu einem Geheimtipp unter Musikern und Musikliebhabern entwickelt. Schon vor dem Leipzig-Debüt im Oktober 2004, einem Antrittskonzert im Robert-Schumann-Haus mit Paul Badura-Skoda, wurden die CDs in den deutschlandweiten Vertrieb gebracht und von Fachpresse und Musikerwelt hochgelobt. Inzwischen werden GENUIN-CDs in den meisten Ländern Europas sowie in Japan, Süd-Korea, Hongkong und den USA vertrieben. Das Erfolgsrezept von GENUIN: Die gesamte Produktion, also die Beratung der Künstler bei Aufnahmeraum und Repertoire, die Vorbereitung und Durchführung der Aufnahme selbst, der Schnitt mit allen notwendigen Korrekturen, generelle Entscheidungen beim Cover- und Bookletentwurf bis hin zur fertigen Veröffentlichung liegen in der Hand der Tonmeister. Nur so haben die Musiker den größtmöglichen Entfaltungsspielraum bei der Einspielung und Gestaltung ihrer CDs. Und gleichzeitig kann bis zuletzt eine gleichbleibend hohe Qualität garantiert werden. GENUIN bietet auch abseits ausgetretener Pfade etablierten Künstlern genauso wie der Nachwuchsgeneration die Möglichkeit, Musik nach eigenen Vorstellungen zu verwirklichen. Das macht sich positiv bemerkbar für die Hörer der mittlerweile mehr als 300 GENUIN-CDs mit Interpreten wie Paul Badura-Skoda, Nicolas Altstaedt oder der Dresdner Philharmonie. Mehr Info... |
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