
Lyapunov, Sergei - Klavierwerke Vol. 2
Furchterregend virtuos und poetisch
Label/Verlag: ARS Produktion
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Florian Noacks zweite Folge seiner geplanten Gesamteinspielung der Klavierwerke Sergej Ljapunows übertrifft den ersten Teil deutlich.
Sergej Ljapunows Klaviermusik ist, allerdings nur wenigen, bekannt für höchste Virtuosität oder, wie es im Beiheft heißt, für ‚furchterregende Passagen, die selbst meisterhaften Virtuosen Probleme bereiten‘. Doch seine Musik wäre nur halb so attraktiv, hätte sie nicht zugleich enorme melodische und höchst poetische Qualitäten. Die Verbindung dieser beiden unterschiedlichen Seiten ist von höchstem Reiz, und so darf man dem jungen Belgier Florian Noack dankbar sein, dass er nun Folge zwei seiner geplanten Gesamteinspielung aller Klavierwerke Ljapunows vorgelegt hat. Schließlich sind viele Werke Ljapunows zuvor überhaupt noch nie aufgenommen worden. Und Florian Noack spielt brillant. Die Virtuosität ist berauschend, es perlt und funkelt überall und die Artikulation bleibt selbst in technisch anspruchsvollsten Passagen perfekt.
Geht es um virtuose Klaviermusik, werden natürlich meist die Namen Liszt und Rachmaninoff zuerst genannt, doch Ljapunows Klaviersatz ist klanglich ebenso überwältigend. Diese durch Virtuosität und grandiosen Klang geprägte Seite Ljapunows kommt auf der neuen Platte wesentlich stärker zur Geltung als noch bei ihrer inzwischen drei Jahre alten Vorgängerin. Hatte man dort noch den Eindruck einer gewissen Zurückhaltung, einer Scheu vielleicht vor dem zu gewaltigen Klang, so ist davon nun nichts mehr zu spüren. Zum Teil mag das auch an der Aufnahmetechnik liegen, obwohl beide Platten in der Immanuelskirche Wuppertal und beide vom selben Tonmeister aufgenommen wurden.
Doch Florian Noack versteht es auch, die oft melancholischen, an Ljapunows großem Vorbild Milij Balakirew sowie an folkloristischen Themen orientierten Schönheiten der Melodik und Harmonik in Szene zu setzen, und akustisch gibt es wohl nicht viele besser gelungene Klavieraufnahmen als diese – abgesehen vom Klopfen der Pedalmechanik, das bei einigen ruhigeren Stellen hörbar ist.
Freilich sind nicht alles absolute Meisterwerke auf dieser Platte, formal etwa ist Ljapunows Musik weniger spannend, oft zum Beispiel schreibt er konventionelle A-B-A Formen mit virtuosen Rahmen- und kontrastierenden, sanfteren Mittelteilen. Ansprechend sind seine Werke dennoch immer, am Stärksten aber dort, wo sie direkten Bezug auf russische oder ukrainische Folklore nehmen. Hervorzuheben wären daher besonders die Variationen und Fuge op. 49 über ein russisches Thema, die eine zarte Melodie abwechslungsreich verarbeiten und unterwegs bis ins Monumentale steigern sowie die 'Fêtes de Noël' op. 41. Das Beiheft ist mit seiner Beschreibung der einzelnen Stücke mäßig interessant geschrieben, es fehlen weitgehend Hintergrundinformationen.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Lyapunov, Sergei: Klavierwerke Vol. 2 |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: Spielzeit: |
ARS Produktion 1 03.06.2016 79:25 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
SACD
4260052382097 ARS 38 209 |
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Lyapunov, Sergei |
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