
Rihm, Wolfgang - Klavierstücke 7, 5, 4, 2, 1
Wie im Gedicht
Label/Verlag: Kairos
Detailinformationen zum besprochenen Titel
In Wolfgang Rihms ,Klavierstücken' gibt es etwas, das man in der Literatur ,lyrisches Ich' nennt. Dieses musikalische Ich ist gespalten. Die eine Seite will ausbrechen, ist laut, hämmernd, aus sich gehend, wütend und verzweifelt. Die andere Seite ist still, klagend, sinnend, in sich. Zwischen diesen Polen bewegt sich das musikalische Ich, wobei es viel häufiger an den Extremen zu finden ist, als dazwischen. Wenn doch, dann treibt es unsicher und verloren, nur in den Randlagen, nah am Abgrund, da bewegt es sich schwankend sicher. Die Übergänge sind oft abrupt, ohne Zwischenbereich, einem ppp-Akkord folgt unmittelbar ein sfffz-Akkord, und diesem wieder ein so leise wie möglich gespielter Akkord. Dabei ringen die beiden Seiten nicht miteinander, sondern sie sind gleichberechtigte Teile des musikalischen Ichs. Das zeitliche Verhältnis zwischen den Seiten verhob sich im Laufe der Jahre: im ersten Klavierstück von 1970 überwiegt noch die stille Seite, im Klavierstück Nr. 7 von 1980 hingegen die expressive Seite.
Der in die Rolle des musikalischen Ichs geschlüpfte Bernhard Wambach brilliert. Die beiden Seiten des Ichs sind jede für sich und in sich geschlossen überzeugend beseelt. Beide zusammen ergeben ein lebendiges, glaubhaftes musikalisches Ich. Die Klavierstücke Nr. 1 bis 7 sind kein Zyklus, dennoch kann Bernard Wambach einen alle fünf hier eingespielte Klavierstücke verbindenden Bogen schlagen. Das Ich, das er interpretiert, ist in allen Stücken das selbe Ich.
Die Dynamik ist in Rihms Klavierstücken ein wesentlicher Parameter, an dem, vor allem, die jeweilige Seite des musikalischen Ichs erkennbar ist. Schnelle Wechsel von einem Extrem ins andere, und wieder zurück, sind sehr schwierig zu spielen, denn die Stille neigt dazu, sich dem Tosen anzupassen, und auch Wambach gerät mit einem Bein in die Falle. Dennoch bleibt sein Spiel ausreichend differenziert und klar. Allerdings ist es einen Tick zu weich und könnte bisweilen härter und akzentuierter sein.
Die Klanqualität der CD ist, wie bei Kairos üblich, hervorragend. Auf der randvollen CD sind die Klavierstücke Nr. 1, 2, 4, 5 und 7 in umgekehrter Reihenfolge eingespielt. Das Klavierstück Nr. 6 hat Kairos bereits (zusammen mit weiteren Stücken Rihms) gespielt von Siegfried Mauser veröffentlicht. Das Klavierstück Nr. 3 op. 8c für vier Hände steht noch aus.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Rihm, Wolfgang: Klavierstücke 7, 5, 4, 2, 1 |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: Spielzeit: Aufnahmejahr: Veröffentlichung: |
Kairos 1 01.07.2003 75:54 2001 2003 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
CD
9120010280115 0012372KAI |
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Rihm, Wolfgang |
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