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Samstag, 23. September 2023

Reger, Max - Orgelwerke, Vol.3

Klassiker


Label/Verlag: cpo
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Die Reihe mit Regers Orgelwerken zeigt auch in der dritten Folge, dass Gerhard Weinberger vor allem für die zurückgenommenen und sakralen Wendungen ein feines Gespür hat.

Gerhard Weinbergers Gesamteinspielung zum Reger-Jahr 2016 kommt ein bisschen langsam auf den Markt, doch erfreut jede Folge durch ihre hohe Qualität. Diesmal spielt Weinberger auf den berühmten Sauer-Orgeln des Bremer Doms und der Stadtkirche Bad Salzungen – letztere eine Orgel, auf der Reger nachweislich gespielt hat (wenn auch vor allem um seinem Dienstherrn, dem Herzog von Sachsen-Meiningen über den Instrumentenzustand Mitteilung zu machen).

Die Bremer Orgel wird zu herrlichem Effekt für die drei berühmten Choralphantasien op. 52 eingesetzt. 1900 entstanden, schließen sie den Kreis der sieben Choralphantasien Regers ab. Die Bremer Orgel (1894 erbaut und 1993-6 grundlegend restauriert) verfügt über wunderbare Farben, die Weinberger herrlich zum Leuchten bringt. Schon bald zeigt sich, was für Schätze wir in den vorliegenden SACDs hier vorliegen haben: Die Registerfarben, die Farbmischungen, die feinen dynamischen Schattierungen (wenn keine extremen Kontraste überwunden werden müssen, der wohl sowohl die Raumakustik als auch die Orgeltechnik etwas entgegenstehen) – hier haben wir ein klanglich herrliches Instrument, meisterhaft beherrscht. Dass die Steigerungen, die Architektur der Choralphantasien (wie es sich gehört, nach der neuen Reger-Werkausgabe eingespielt) überzeugend realisiert sind, erklärt sich fast von selbst. Der SACD-Klang bildet die Raumakustik beeindruckend ab.

Zwei andere ‚Klassiker‘ beherrschen den Großteil der zweiten SACD – in Bad Salzungen spielte Weinberger 2011 die 'Zwölf Stücke' op. 59 ein, dazu zwei Choralvorspiele ohne Opuszahl, die Romanze a-Moll sowie 'Introduktion und Passacaglia' d-Moll o. op. Weinbergers große Liebe zur Musik Regers ist auch hier unüberhörbar – ob in der ‚kleinen Orgelmesse‘ mit dem berühmten 'Benedictus' oder 'Introduktion und Passacaglia'. Natürlich sollten die anderen Stücke der Platte nicht in den Hintergrund rücken – die Pastorale op. 59 Nr. 2 etwa ist eine herrliche pp-Miniatur, sehr schön kontrastiert zum folgenden Vivace-Intermezzo, das er sehr fantasievoll registriert hat. 'Toccata und Fuge' d-Moll/D-Dur op. 59 Nr. 5–6 erweisen sich einmal mehr als echte Klassiker, und man kann sich gut vorstellen, wie Reger diese Stücke auf dem Salzunger Instrument gespielt haben mag. Überhaupt scheint sich die Salzunger Orgel (auf der Michael Schönheit die Choralphantasie op. 27 eingespielt hat) für Regers Orgelmusik fast noch besser zu eignen als die Bremer (die sich aber als Reger-Instrument großer Beliebtheit erfreut, u.a. bei Käte van Tricht, Gertrud Mersiovsky, Wolfgang Baumgratz und Martin Schmeding).

Weinberger, darauf habe ich schon in meiner letzten Besprechung hingewiesen, ist alles andere ein ‚Konzertorganist‘; er behält den kirchlichen Anlass immer klar im Blick und ist besonders ein Meister der nach innen gerichteten, meditativ-sakralen Töne; gerade die Stücke der zweiten SACD erweisen sich unter seinen Händen als Kirchenmusik im allerbesten Sinne. Was die Salzunger Orgel an ppp-Klängen bietet (etwa im berühmten 'Benedictus' op. 59 Nr. 9), an organischen Steigerungsmöglichkeiten, macht gerade das Opus 59 zum Höhepunkt dieser Folge. Auch der 'Romanze' und 'Introduktion und Passacaglia' verleiht Weinberger klare ‚Persönlichkeit‘ und bietet alles andere als Gelegenheitsinterpretationen, die solche Organisten, die sonst Reger eher meiden, leicht bieten können.

Die umfangreichen Booklettexte bieten alle erforderlichen Informationen (und dazu die Choraltexte der Phantasien (aber nicht der Choralvorspiele). Leider ist die schon in den ersten beiden Folgen der Reihe auffallende optimierungsfähige Qualität der Bookletabbildungen (Notenhandschriftenseiten) immer noch nicht behoben worden.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Reger, Max: Orgelwerke, Vol.3

Label:
Anzahl Medien:
cpo
2
Medium:
EAN:

SACD
761203772926


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Reger, Max


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cpo

Wohl kaum ein zweites Label hat in letzter Zeit soviel internationale Aufmerksamkeit erregt wie cpo. Die Fachwelt rühmt einhellig eine überzeugende Repertoirekonzeption, die auf hohem künstlerischen Niveau verwirklicht wird und in den Booklets eine geradezu beispielhafte Dokumentation erfährt. Der Höhepunkt dieser allgemeinen Anerkennung war sicherlich die Verleihung des "Cannes Classical Award" für das beste Label (weltweit!) auf der MIDEM im Januar 1995 und gerade wurde cpo der niedersächsische Musikpreis 2003 in "Würdigung der schöpferischen Leistungen" zuerkannt.
Besonders stolz macht uns dabei, daß cpo - 1986 gegründet - in Rekordzeit in die Spitze vorgestoßen ist. Das Geheimnis dieses Erfolges ist einfach erklärt, wenn auch schwierig umzusetzen: cpo sucht niemals den Kampf mit den Branchenriesen, sondern füllt mit Geschick die Nischen, die von den Großen nicht besetzt werden, weil sie dort keine Geschäfte wittern. Und aus mancher Nische wurde nach einhelliger Ansicht der Fachwelt mittlerweile ein wahres Schmuckkästchen.
Am Anfang einer Repertoire-Entscheidung steht bei uns noch ganz altmodisch das Partituren-lesen, denn nicht alles, was noch unentdeckt ist, muß auch auf die Silberscheibe gebannt werden. Andererseits gibt es - von der Renaissance bis zur Moderne - noch sehr viele wahre musikalische Schätze zu heben, die oft näher liegen, als man meint. Unsere großen Werk-Editionen von Pfitzner, Korngold, Hindemith oder Pettersson sind nicht umsonst gerühmt worden. In diesem Sinne werden wir fortfahren.
Letztendlich ist unser künstlerisches Credo ganz einfach: Wir machen die CDs, die wir schon immer selbst haben wollten. Seien Sie herzlich zu dieser abenteuerlichen Entdeckungsfahrt eingeladen!


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