> > > Paladi, Radu und Fibich, Zdenek: Streichquartette
Donnerstag, 28. September 2023

Paladi, Radu und Fibich, Zdenek - Streichquartette

Atmender Puls


Label/Verlag: Coviello Classics
Detailinformationen zum besprochenen Titel


Technisch perfekt, aufnahmetechnisch herausragend, müssen die vorliegenden Einspielungen nur auf eins verzichten: einen ganz ursprünglich-undomestizierten Zugang.

Es ist eine Binsenweisheit, dass in Sachen Kammermusik die Tradition Beethoven – Schubert – Schumann – Brahms bis heute im Konzertsaal übermächtig scheint. Raritäten bleiben als was sie eben bezeichnet werden: Raritäten. Dass dies mehr mit Ignoranz als mit Qualität zu tun hat, weiß jeder, der die ausgetretenen Pfade verlässt. Das in Schwelm bei Wuppertal ansässige Martfeld Quartett stellt hier Streichquartette des Rumänen Radu Paladi (1927–2013) und des Tschechen Zdenek Fibich (1850–1900) einander gegenüber.

Paladi verfolgt in seinem 1956 entstandenen ersten Quartett in c-Moll (ein zweites folgte im Todesjahr) eine eher gefällige Harmonik, mit gelegentlichen äußerst attraktiven harmonischen Fortschreitungen und auch genügendem rhythmischem Puls und Impuls. Formal ist das dreisätzige Werk sicher und auch motivisch interessant ausgearbeitet. Wenn ein letzter Zweifel bezüglich seiner nachhaltigen Qualität bleibt, dann wegen der durchaus zeitgenössischen harmonischen Faktur – etwa hat das Eröffnungsthema des Kopfsatzes eine eher altmodische Aura, die die weiteren Qualitäten der Komposition stärker in den Schatten stellt als dies sein müsste. Der zweite Satz weist merkwürdig starke harmonische und melodische Parallelen zu Gerald Finzi (1901–1956) auf, doch von einer Hommage-Komposition wird im Booklet nicht gesprochen. Doch sind dies bescheidene Einwände – gerade wenn das Quartett hier eine derart lebensvolle und engagierte Interpretation erfährt, in perfekter, gut gestaffelter Aufnahmequalität (die Immanuelskirche Wuppertal ist nicht erst seit gestern als bestens geeignetes Aufnahmestudio bekannt).

Gleiche interpretatorische und aufnahmetechnische Qualitäten weist die Darbietung von Fibichs Streichquartett G-Dur op. 8 auf. Auch Fibich hat zwei Streichquartette geschaffen, nach einem ersten in A-Dur (1874) erhielt erst das G-Dur-Geschwister vier Jahre später eine Opuszahl (neun Jahre später folgte seine letzte Streichquartettkomposition, 'Tema con variazioni' B-Dur). Die kompositorische Ausarbeitung ist hier abermals tadellos und zeigt einen Meister seiner Zunft – wenn auch hier die Harmonik etwas hinter den Möglichkeiten seiner Zeit etwas zurücksteht, ist dies (wie bei Paladi) vielmehr bewusste Entscheidung denn Unfähigkeit. Die Aufnahmetechnik ist hier, wenn das möglich ist, sogar noch klarer als bei der 80 Jahre jüngeren Komposition – die Vorteile der SACD-Aufnahme zeigen sich in besonders schöner Weise (gerade im unmittelbaren Vergleich mit den beiden Gesamteinspielungen von Fibichs Streichquartettschaffen, mit dem Kocian- bzw. dem Panocha-Quartett). Stärker noch als etwa das Panocha-Quartett hebt das Martfeld Quartett die ‚leichte Hand‘ Fibichs hervor, das Spielerische dieser Musik. Gleichzeitig wird die Musik dadurch in der Darbietung noch stärker professionalisiert, aber im Vergleich zu tschechischen Ensembles vielleicht auch etwas domestiziert: Wer ursprünglichere Interpretationen vorzieht, wird anderswo noch stärker fündig – wer aber perfektes Zusammenspiel in perfektem Klang haben will, ist hier genau richtig.

Interpretation:
Klangqualität:
Repertoirewert: 
Booklet:





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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:



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    Paladi, Radu und Fibich, Zdenek: Streichquartette

Label:
Anzahl Medien:
Veröffentlichung:
Coviello Classics
1
08.04.2016
Medium:
EAN:

SACD
4039956916079


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Fibich, Zdenek


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Coviello Classics

Für Coviello Classics steht bei einer Musikproduktion immer das besondere Hörerlebnis im Vordergrund ? alle technischen und organisatorischen Entscheidungen müssen sich diesem ästhetisch definierten Ziel unterordnen. Wesentliche Entscheidungen treffen bei coviello classics nicht gewinnorientierte Manager, sondern kreative Musik-Gestalter: zum einen die Gründer, Geschäftsführer und prägenden Köpfe Olaf Mielke und Moritz Bergfeld, die als Diplom-Tonmeister und Aufnahmeleiter den coviello classics-Produktionen ihr ?klangliches Gesicht? geben, zum anderen die Interpreten, die für coviello classics immer die wichtigsten Partner sind. Ihre künstlerische Aussage ist das zentrale Kriterium für die Qualität einer Aufnahme; sie sind in alle ästhetischen Fragen einer Veröffentlichung einbezogen.

Hoher Repertoirewert

Grundvoraussetzung für unsere Neuproduktionen sind die besonderen Anforderungen an Künstler und Repertoire. Um dem Klassikmarkt neue Impulse zu geben, produziert coviello classics bislang wenig beachtetes Repertoire, oftmals in Weltersteinspielungen, und sorgt damit immer wieder für überraschende Entdeckungen. Bekanntere Werke erscheinen durch ungewöhnliche Interpretationen in neuem Licht ? hier gibt es keine ideologischen Grenzen oder vermeintlichen Authentizitäts-Anspruch; lebendige Musikkultur zeigt oft das vertraute in ganz anderem klanglichem Gewand. Ein besonderer Schwerpunkt ist die seit einigen Jahren etablierte Reihe coviello contemporary, in der sich die Nähe zum weltbekannten Darmstädter Institut für neue Musik in ganz aktuellen Kompositionen bemerkbar macht.

Technische und ästhetische Kompetenz

coviello classics ist das Label, unter dem die Aufnahmen der Produktionsfirma MBM vertrieben werden ? ob als CD, DVD oder SACD. Durch einen ganz speziell für die Anforderungen hochwertigster Musikproduktionen konzipierten Übertragungswagen sind die Voraussetzungen für die Aufnahmequalität bei MBM optimal. coviello classics bietet darüber hinaus in jedem Bereich und in jeder Phase der Realisierung einer Musikproduktion ? bis hin zu grafischer Gestaltung und Textredaktion bei den begleitenden Druckmedien ? sowohl Logistik und hochwertiges Gerät wie auch technisches und ästhetisches Know-how.

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