
Scharwenka, Philipp - Werke für Violine & Klavier
Zeitenende
Label/Verlag: TYXart
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Die Violinsonaten von Philipp Scharwenka reißen in der hochexpressiven Deutung von Natalia Prischepenko und Oliver Triendl mit.
Philipp Scharwenka (1847–1917) wird wie sein Bruder Xaver gern den ‚Pädagogen-Komponisten‘ zugezählt und damit als minderwertig und minderwichtig eingeschätzt. Natürlich besagt dieses Vorurteil mehr über die Kritiker als über den Komponisten, der von 1892 bis zu seinem Tode das gleichnamige (später Klindworth-Scharwenka-) Konservatorium in Berlin als Rektor leitete. Von Philipp Scharwenkas Kompositionen haben es immerhin verschiedene Kammermusik- und Orchesterwerke auf den Tonträgermarkt geschafft, auch wenn die Ausbeute proportional noch deutlich verbesserungsfähig sein könnte.
Die vorliegende CD rückt drei späte Werke Scharwenkas für Violine und Klavier in den Fokus, Werke, die in den Jahren 1896, 1900 und 1904 veröffentlicht wurden. Die Zeit um das Jahr 1900 brachte bekanntlich einen grundsätzlichen Umschwung im musikalischen Geschmack mit sich – bei Scharwenka ist von diesem Geschmackswechsel noch nichts zu spüren.
Die Sonate h-Moll op. 110 bedient ein reiches Ausdrucksspektrum, vom Dramatischen (fast à la ‚Erlkönig‘) über ein tragisches (äußerst kurzes) 'Largamente' bis hin zum sich auflichtenden, doch verdeckt melancholischen Finale. Die 1973 geborene Russin Natalia Prischepenko und ihr Klavierpartner, der formidable Oliver Triendl, erfüllen die Musik mit Wärme und Emotion, wenn auch Prischepenko in ganz wenigen Momenten der ganz großen Geste nicht immer ganz abhold ist (mehr Vertrauen in die Musik wäre genug gewesen). Ohne Frage lässt diese Interpretation nicht kalt, sie reißt mit, ist gleichzeitig poetisch und introvertiert wo erforderlich.
Gleiches gilt für die e-Moll-Sonate op. 114; wie ihr Geschwister dreisätzig, ist sie von der Gesamtstimmung her etwas zurückhaltender, teilweise in Momenten auch fast salonhafter, erfährt hier aber nicht minder eine Einspielung voller Fleisch, Blut und fein differenzierter Emotion. Prischepenko und Triendl leben diese Musik, sind weit von jenem ‚Virtuositäts‘-Vorwurf entfernt, der im Falle mechanistischer Musikdarbietung auch nicht unbedingt fehl am Platz wäre. Es ist gut, dass Prischepenko Portamento nur sehr behutsam einsetzt – Emotion könnte sonst leicht zu Sentiment verkommen.
Stärker aufs Spielerisch-Musikalisch-Musikantische ausgerichtet (doch keineswegs ohne klar ausgearbeitete musikalische Aussage) ist die viersätzige Suite op. 99 mit einem dramatischen, 'Toccata' übertitelten Kopfsatz, einer 'Ballade' mit großer Kantilene als langsamem Satz, einem luftigen kontrapunktischen 'Intermezzo' an Scherzo-Stelle und einem Schlusssatz, den Scharwenka 'Recitativ und Tarantella' überschrieben hat – und gerade das die Kadenz einleitende 'Recitativ' ist von ganz besonderem Reiz und Eigenart, ehe eine wirbelnde Tarantella das Werk (und die CD) zu einem mehr als befriedigenden Abschluss bringt.
Aufnahmetechnisch ist die Produktion tadellos, das Booklet hervorragend (sehr gut illustriert und sogar mit kurzen Texten auf Französisch und Japanisch). Rundum also eine CD, die man mit Leichtigkeit empfehlen kann.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Scharwenka, Philipp: Werke für Violine & Klavier |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: Spielzeit: |
TYXart 1 08.04.2016 65:50 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
CD
4250702800750 TXA16075 |
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