
Franz Liszt und seine Zeit - Geistliche Werke der Romantik
Geistliches für Männerchor
Label/Verlag: ARS Produktion
Detailinformationen zum besprochenen Titel
Das Renner Ensemble Regensburg interpretiert hier ein interessantes Programm mit seltenen geistlichen Werken des 19. Jahrhunderts für Männerchor.
Was auch immer man mit Männerchören verbinden mag, ziemlich sicher ist es nicht das, was einem da entgegenschallt, wenn man diese neue Platte einlegt. Typisch italienische Eleganz nämlich, ein Gebet aus der Feder Rossinis ist in ebenso deutlich italienischem Idiom gehalten wie ein Mariengesang von Giuseppe Verdi. Der ist eigentlich für Frauenchor und stammt aus den 'Quattro pezzi sacri'.
Etwas überraschend ist außerdem, dass eine CD mit diesen Werken beginnt, die unter das Motto ‚Franz Liszt und seine Zeit‘ gestellt wurde. Nach den ersten zehn Minuten wendet man sich daher denn auch aus Italien ab und Liszts unmittelbarem Weimarer Umfeld zu, denn weiter geht es mit den 'Trauerchören' op. 9 von Peter Cornelius. Dieser Zyklus von fünf Stücken ist das erste größere Werk der Platte, das zweite stammt von Liszt selbst, es ist seine Messe für Männerchor, Soli und Orgel; schließlich enthält das Programm noch eine Vertonung des Textes 'Veni Creator Spiritus' von Hector Berlioz. Mithin also ein komplett geistliches Programm, Cornelius‘ 'Trauerchöre' wird man getrost zur geistlichen, wenn auch nicht zur liturgischen Musik zählen dürfen.
Interpretiert werden diese Werke vom Renner Ensemble Regensburg unter der Leitung von Hans Pritschet. Ein Chor aus Regensburg kann natürlich auf ehemalige Domspatzen zurückgreifen und erreicht wohl auch wegen der großen Gesangserfahrung der dennoch offenbar überwiegend jungen Sänger eine hohe Qualität. Der Klang des mit insgesamt 18 Sängern gar nicht allzu großen Chores jedenfalls ist homogen, sauber intoniert und gut ausbalanciert, Artikulation und dynamische Gestaltung sind präzise und lebhaft, aber nicht übertrieben. Insbesondere ein wirkliches Fortissimo gibt es, entsprechend der aktuellen Mode des Chor- und Ensemblegesangs, eigentlich nicht.
Cornelius lässt für seine Chöre op. 9 die Besetzung der obersten Stimme mit Alt- oder Tenorstimmen zu, oder auch beides gemischt. Es gibt zwar keinen Hinweis, dass beim Renner Ensemble auch Frauen mitsingen (das Beiheft nennt ja alle Beteiligten namentlich), klanglich wirkt es aber durch den Einsatz des Kopfregisters fast so, gerade bei Cornelius, und zwar leider auch dort, wo in der Partitur ausdrücklich die ‚volle Stimme‘ gefordert wird.
Liszts Messe in c-Moll bezieht auch die Orgel mit ein (bedient von Christoph Krückl), aber nur in rein begleitender Funktion. Außerdem gesellt sich hier ein Solistenquartett dazu, zwei Tenöre und zwei Bässe. Die Solisten haben freilich keine Arien zu singen, sondern werden als kleines Ensemble dem Chor gegenübergestellt oder haben kürzere solistische Passagen. Sie alle, Richard Resch und Michael Mogl (Tenor) sowie Martin Vögerl und Joachim Höchbauer (Bass) haben keine riesigen Opernstimmen mit schwerem Vibrato, sind aber für diese Aufgaben sehr gut besetzt, weil ihnen ein überzeugender Ensembleklang gelingt. Liszts Vertonung ist durchaus eindrucksvoll, von schlichter Andacht etwa im 'Kyrie' und 'Benedictus' reicht die Spanne bis hin zu ziemlich expressiven Klängen, besonders natürlich in den beiden größten Sätzen, dem Gloria und dem Credo.
Die Aufnahmen entstanden 2014 in der Schlosskirche Bayreuth, die offenbar akustisch gute Bedingungen bot, und auch die Kombination mit der abwechslungsreich registrierten Orgel klappt hier, zumindest nach dem Eindruck der CD, sehr gut. Ein sehr informatives Beiheft rundet die gelungene Produktion ab.
Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Detail-Informationen zum vorliegenden Titel:
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Franz Liszt und seine Zeit: Geistliche Werke der Romantik |
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Label: Anzahl Medien: Veröffentlichung: Spielzeit: |
ARS Produktion 1 06.05.2016 61:09 |
Medium:
EAN: BestellNr.: |
SACD
4260052382028 ARS 38 202 |
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Berlioz, Hector |
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